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"Da geht noch mehr" in der Partnerschaft Herzogenaurach-Kaya


Autor: Richard Sänger

Herzogenaurach, Freitag, 28. April 2017

Freunde aus drei Ländern trafen sich beim Empfang für Gäste aus Burkina Faso. In Herzogenaurachkamen dazu Besucher aus der französischen Partnerstadt Kayas.
Gute Laune herrschte beim Empfang für die Delegation aus Kaya. Im vollbesetzten Rathaussaal hatte praktisch jeder der Gäste eine persönliche Beziehung zu den Besuchern aus Afrika.


Es war eine feierliche, aber eine auch unterhaltsame Veranstaltung: Bei einem Festakt im Sitzungssaal des Rathauses haben Bürgermeister German Hacker, Souleymane Hebié (Erster Botschaftsrat der Botschaft Burkina Faso), Boukaré Quedraogo, (Bürgermeister der Stadt Kaya) und Jean-Claude Gaillard (Stadtrat aus Châtellerault) die 45-jährige Städtepaten- und Städtepartnerschaft sowie die trilaterale Zusammenarbeit gewürdigt.

Festreden sind oft nicht gerade das ehrlichste Genre und oft steht die Höflichkeit im Vordergrund. Doch als German Hacker und Souleymane Hebié sowie Boukaré Quedraogo und Jean-Claude Gaillard ans Rednerpult treten, spürte man, dass sie die trilaterale Zusammenarbeit zwischen Kaya, Herzogenaurach und Châtellerault - Kayas französischer Partnerstadt - ernstnehmen. In den letzten Jahren wurde für die Bevölkerung in Burkina Faso schon viel erreicht.

Im übervollen Sitzungssaal hatten nahezu alle Gäste irgendeine Beziehung zur Partnerstadt Kaya. Denn es engagieren sich nicht nur die Stadt oder der Partnerschaftsverein, sondern Kirchen und Schulen ebenso wie Vereine, Organisationen und Firmen.

Bürgermeister German Hacker stellte eine Reihe von Meilensteinen in den Vordergrund, so aktuell den Lauf für Kaya mit Rekordbeteiligung. "Das Engagement aus Herzogenaurach und aus Châtellerault ist für die Menschen in Kaya eine Wohltat", erklärte der Bürgermeister. Aktuell sei der gemeinsame Kampf gegen Plastikmüll. So wurden bei der trilateralen Tagung in Herzogenaurach Lösungen erarbeitet, um die Bevölkerung in Kaya für das Problem zu sensibilisieren.


Zukunftsthemen

"Die Konferenz war sehr wertvoll für uns, Müllbeseitigung ist gut, aber noch besser ist, Müll zu vermeiden", erklärte Bürgermeister Souleymane Hebié. Hilfe dazu verspricht sich Botschaftsrat Ouedraogo. So wurden Stofftaschen aus Baumwolle mit Motiv und dem Spruch "Die Erde hat Gewicht" in Deutsch, Französisch und der Landessprache Morè bedruckt. Die Prototypen der neuen Baumwolltaschen wurden im Sitzungssaal auch gleich verteilt. Diese sind auch ein Beitrag zum Earth Day, an dem sich seit Jahren die großen Herzogenauracher Unternehmen beteiligen.


In Zusammenarbeit entstanden

Wie Partnerschaftsbeauftragte Rosa Abel erklärte, sind die Taschen "Designed in Herzogenaurach" und "Made in Kaya", sie sind das Ergebnis eines Gestaltungswettbewerbs im Fachbereich Kunst am Gymnasium und wurden vom Chefdesigner der Firma Adidas überarbeitet.

Unter den zahlreichen Gästen war auch der Gründer sowie Organisator des "Laufs für Kaya", Matthias Engel, mit seinem Orga-Team aus Gymnasiasten. An sie ging ein besonderer Dank des Botschaftsrats und des Bürgermeisters aus der Partnerstadt. Denn durch den Erlös aus dem Lauf konnte in Kaya die Trinkwasserversorgung und das Abwassersystem finanziert werden. "Das ist für die Menschen in Kaya eine Wohltat", erklärte Bürgermeister Hacker, der sich darüber bereits vor Ort überzeugen konnte.

Nicht nur deshalb hob Botschaftsrat Boukaré Quedraogo die freundlichen Beziehungen zwischen den beiden Städten heraus und nannte einige Beispiele: Hilfen für Krankenstation und Krankenhaus, Unterstützung mit Schulmaterialien sowie die Lieferung von Computern und Nähmaschinen.

Quedraogo sprach von Solidarität, die Anlass zur Freude gebe und von einem Austausch in einer gelungenen Beziehung. "Das Jubiläum und die Aktionen zeigen auch die Vielfalt der Beziehungen." Er freue sich auf den Jugendaustausch im nächsten Jahr. "Es lebe die Städtepartnerschaft, es lebe die trilaterale Zusammenarbeit zwischen Kaya, Herzogenaurach und Châtellerault", schloss der Botschaftsrat seine Ansprache.

"Mir fällt die undankbare Aufgabe zu, als letzter Redner sprechen zu dürfen, trotzdem bin ich dankbar, meinen Senf dazugeben zu dürfen", meinte Jean-Claude Gaillard aus Châtellerault, als er ans Rednerpult trat. Der Stadtrat für internationale Beziehungen stellte vor allem die deutsch-französische Freundschaft in den Vordergrund. So habe er bei den Vorwahlen in Frankreich die größte Angst gehabt, dass sein Land eine Präsidentin oder Präsidenten bekomme, der Frankreich aus der EU herausführe.

"Gottseidank haben sich die Wähler für Macron entschieden, der die EU noch mehr festigen und eng mit Deutschland zusammenarbeiten wird", erklärte Gaillard unter Beifall.


Stimmungsvoller Schlusspunkt

Zur trilateralen Zusammenarbeit erklärte Gaillard dass man noch Einiges mehr machen könne. "Wenn uns unsere Freunde aus Burkina Faso brauchen, sind wir da. Sie können sich auf uns verlassen", versprach der französische Vertreter.

Den Schlusspunkt setzte der 25-jährige Germanistikstudent Ezekiél Wendtoin Nikiéma alias Ezé, aus Ouagadougou in Burkina Faso. Ezekiel war Gewinner beim Song Contest "Dein Song für eine Welt!" und er setzt sich mit verschiedenen Aspekten des Kontinents Afrika auseinander.

Ezé präsentierte seine Songs in Französisch, Deutsch und in seiner Landessprache Morè. Seine Rhythmen sprangen schnell auf die Gäste über und bei "Über den Wolken" wippte und klatschte der ganze Saal.

"Wenn ich die Macht oder die Fähigkeit hätte, in der Zukunft was zu machen, dann, dass wir uns gemeinsam trotz unserer Unterschiede die Hände geben und diese Welt besser machen", meinte der junge Sänger.
Der erste Teil des festlichen Abends wurde von Rüdiger Baumann mit dem Klarinetten-Ensemble (Anna Schmitz, Friederike Willner, Sonia Narwekar und Amelie Frenzel) der Musikschule umrahmt.


Chronik der Partnerschaft

Herzogenaurach wurde 1972 vom Bayerischen Staatsministerium als Patenschaftsstadt für die westafrikanische Stadt Kaya - im damaligen Obervolta und heutigen Burkina Faso gelegen - vorgeschlagen.

1982 erwuchs aus dieser Patenschaft eine Partnerstadt mit vielseitigem, stets wachsendem Austausch. Durch die Teilnahme an Kulturveranstaltungen, den Aufenthalt von Praktikanten in der jeweiligen Partnerstadt oder die gegenseitigen Besuche von Reisegruppen und einzelnen Bürgerinnen und Bürgern wird die Städtepartnerschaft intensiv gelebt.


Verbesserung der Lebensqualität in Kaya


Von Beginn an wurden von Schulen, Vereinen, Kirchen, Betrieben und Privatpersonen aus Herzogenaurach auf unterschiedlichen Weisen Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität in Kaya unterstützt. Beispiele hierfür sind der zweijährig stattfindende "Lauf für Kaya!", das Erntedankfest, Benefizkonzerte oder das Engagement der Feuerwehr.

Auch die trilaterale Zusammenarbeit zwischen Kaya, Herzogenaurach und Châtellerault, Kayas französischer Partnerstadt, ist auf vielen Ebenen hervorzuheben und fördert den Austausch zwischen europäischen und afrikanischen Partnern.

Im Zug einer Gebietsreform wurden der Stadt Kaya 71 Dörfer zugeordnet und die Einwohnerzahl erheblich erhöht. So zählt die Stadt heute 115 000 Einwohner. Kaya ist rund 5100 km von Herzogenaurach entfernt.


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2978 Die acht Monate alte Naila zeigte sich von den Reden unbeeindruckt
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