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Corona-Virus in Erlangen-Höchstadt - Wie ist die Lage?


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 05. März 2020

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch der Landkreis Erlangen-Höchstadt einen ersten Coronavirus-Fall haben würde.
Die eigens für  Corona-Fälle eingerichtete Isolierstation an der Uniklinik Erlangen befindet sich im Gebäude im Ulmenweg. Nach dem am Virus erkrankten Oberarzt ist dort  nun seit gestern ein zweiter Patient in Quarantäne, eine Person aus Herzogenaurach. Foto: Christian Bauriedel


Das Bayerische Gesundheitsministerium gab am Donnerstag eine Meldung mit einer ganzen Reihe von bestätigten Neuerkrankungen heraus. Demnach sind zwölf weitere Fälle in Bayern bestätigt. Einer davon nun auch im Kreis Erlangen-Höchstadt.

Wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilt, handelt es sich um eine Person aus Herzogenaurach, die sich in Italien aufgehalten hatte. Seit der Nacht zum Donnerstag befinde sich die Person stationär isoliert in der Uniklinik Erlangen. Derzeit liege "kein schwerer Krankheitsverlauf" vor.

Vom Gesundheitsamt seien bisher vier Personen ermittelt (Stand Donnerstag), die engeren Kontakt hatten. Diese seien alle noch in der Nacht auf Donnerstag informiert und isoliert worden. Es seien Proben genommen worden, die nun auf das Virus getestet werden.

Nähere Angaben zur Person wollte das Amt nicht machen. Auch nicht, seit wann sie sich nach der Italienreise wieder im Landkreis aufgehalten hat. Fest steht: Die Uniklinik betreut mit diesem Fall nun einen zweiten Patienten auf ihrer eigens eingerichteten Isolierstation. Diese befindet sich im Internistischen Zentrum im Ulmenweg.

Der erste Coronavirus-Erkrankte in Erlangen ist ein Oberarzt der Hautklinik. Er hatte Kontakt zu einem erkrankten italienischen Kollegen. Unter dutzenden Kontaktpersonen, vor allem Erlanger Klinikmitarbeiter, war kein Test auf das Virus positiv.

Das Höchstadter Gymnasium reagiert auf die Situation in Norditalien. Eigentlich war für Mitte März ein Besuch von italienischen Austauschschülern in Höchstadt geplant. Dieser wurde nun abgesagt. Das teilt Schulleiter Roland Deinzer mit.

Reiseverbot für Schüler

Die Schulbehörde in Pordenone, nördlich von Venedig, hat den Schülern vorerst untersagt, zu verreisen. Bisher sei geplant, den Besuch der Italiener auf Mitte Mai zu verlegen, kurz vor der Reise der Höchstadter nach Italien. Ganz gestrichen werden solle der Austausch möglichst nicht, so der Schulleiter.

Gymnasium: Skikurse finden statt

Ansonsten laufe alles wie geplant. Die Skikurse finden statt. Heute, Freitag, fährt eine erste Gruppe nach Österreich. Bald fahren zwei weitere Gruppen von Gymnasiasten in die Alpen.

In den Faschingsferien seien einige Schüler aus dem Urlaub in Südtirol zurückgekehrt. Einige, die erkältet sind, habe man gebeten, sich erst ordentlich auszukurieren, so Deinzer. Rückreisende aus Risikogebieten seien nicht dabei. Gelassen blicken Höchstadts Altenheime auf die Meldungen des sich ausbreitenden Virus, auch wenn die Häuser eine potenzielle Gefahr durchaus ernst nehmen. Nicht nur weil sie mit alten und anfälligen Menschen eine Risikogruppe betreuen, sondern auch, weil eine Erkrankungswelle für Lücken in den Reihen des Pflegepersonals sorgen würde.

"Wir sind relativ gut mit Personal ausgestattet", sagt Octavia-Sorina Mercan, Leiterin des BRK-Seniorenheims in Etzelskirchen. Die Versorgung, auch bei größeren Grippewelle, sei gewährleistet.

Das sagt auch Johanna Auerbeck, Leiterin des Altenheims St. Anna, das rund hundert Mitarbeiter für 135 Bewohner hat. Selbst wenn zehn Mitarbeiter gleichzeitig krank würden, sei das nicht hoch problematisch. "Das schafft man." Teilzeitkräfte würden dann vorübergehend auf Vollzeit wechseln. Auch was Schutzausrüstung angeht, sei man ausreichend versorgt. "Die Desinfektionsspender wurden auch noch nicht geklaut", sagt Auerbeck und lacht. Angehörige der Bewohner, die erkältet sind, bittet sie, lieber mal eine Woche zu Hause zu bleiben. Was aber immer gelte, nicht nur jetzt in Corona-Zeiten.

Veranstaltung abgesagt

Die Stimmung unter den Bewohnern sei ruhig. "Die sind nicht panisch, die sind cool." Gerade die Alten, die im und nach dem Krieg viel durchgemacht haben, hätten eine Grundgelassenheit. Da könne der ein oder andere Corona-Paniker viel lernen.

Eine im Altenheim für Samstag angesetzte Diskussionsveranstaltung zur Wahl mit den Bürgermeisterkandidaten wurde allerdings abgesagt, so Heimleiterin Auerbeck. "Da haben wir gesagt, jetzt übertreiben wir mal nicht." Das sei dann möglicherweise doch etwas zu risikoreich.