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Container prägen das Stadtbild von Höchstadt


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 25. Januar 2013

Immer mehr Organisationen wollen ein Stück vom Kuchen abbekommen. Der Kampf um die besten Stellplätze wird auch in Höchstadt härter.
Gabriele Moser kann auf diesem städtischen Stellplatz am Wachenrother Weg unter drei Kleidercontainern auswählen. Foto: Andreas Dorsch


Gebrauchte Kleidung scheint gefragter denn je zu sein. Wie sonst ließe es sich erklären, dass quer durchs Stadtgebiet ein Kleidercontainer nach dem anderen aufgestellt wird. Auf den städtischen Wertstoffinseln sind neben Behältern für verschiedenfarbiges Glas und Blech drei bis vier Altkleidercontainer inzwischen die Regel.

Dass mit der Altkleidersammlung richtig Geld verdient wird, wollen die Vertreter der unterschiedlichen Organisationen nicht eingestehen. Nur Kolping-Diözesangeschäftsführer Bernd Riedl nennt Zahlen. Nach Abzug aller Kosten bleiben 40 bis 50 Euro pro Tonne.

Kolping war eine der ersten caritativen Einrichtungen, die Altkleider auch schon vor 20 und 30 Jahren gesammelt hat, als dafür noch nichts erlöst wurde. "Wir sind seit Jahren dabei und haben ein System für die Altkleidersammlung aufgebaut, als sich dafür noch niemand interessiert hat", sagt Riedl.

Heute sieht sich Kolping in einem Wettbewerb, für den die Organisation nicht gerüstet ist. "Wir sind die Verlierer dieses Systems und haben auch kein Budget für schöne Werbung."

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt sind inzwischen 29 verschiedene Altkleidersammler registriert, die in diesem lukrativen Geschäft mitmischen, sagt Hannah Reuter, Pressesprecherin des Landrats. Es gelte das Gesetz der freien Marktwirtschaft. Theoretisch dürften unbegrenzt viele Container aufgestellt werden. Nur die jeweiligen Grundstückseigentümer müssen einverstanden sein.

Nur eine einmalige Gebühr

Jede Art von Sammeltätigkeit muss beim Landratsamt lediglich angemeldet und eine einmalige Gebühr bezahlt werden: 50 Euro für gewerbliche Sammler, 25 für gemeinnützige. Die Anmeldung schreibt seit einem halben Jahr das neue Kreislauf-Wirtschaftsgesetz vor. Gewerbliche Sammler müssen zudem eine ordnungsgemäße Verwertung der Altkleider nachweisen.

Einschreiten würde das Landratsamt laut Hannah Reuter nur dann, wenn es eine Konkurrenz zu einer Landkreis-Sammlung wäre. Da aber das Landratsamt keine Altkleider sammelt, kann jeder auf diesem Gebiet aktiv werden.
Für die städtischen Wertstoffinseln in Höchstadt haben sich BRK, Kolpingsfamilie und Malteser angemeldet, weiß Gerhard Leicht, der Leiter des Bürgerbüros im Rathaus. Vor etwa einem Jahr hatten zusätzlich aufgestellte Container der Adelsdorfer Firma R+H Textilrecycling für Ärger gesorgt, weil auf städtischem Grund eigentlich nur caritative Organisationen sammeln dürfen.

Inzwischen hat auch die Laufer Mühle diese Einnahmequelle entdeckt und arbeitet mit der Firma R+H zusammen. Wie Laufer-Mühle-Chef Michael Thiem berichtet, habe seine suchttherapeutische Einrichtung im ganzen Landkreis Container plaziert. Die gesammelten Kleider gehen nach einer Vorsortierung an die Adelsdorfer Recycling-Firma. In Höchstadt hat die Laufer Mühle ihre Container ohne Nachfrage bei der Stadt aufgestellt. Allerdings fließen die damit erlösten Gelder zu hundert Prozent an den Lebensmittelpunkt, versichert Michael Thiem.

"Wilde" müssen weichen

Gerhard Leicht aus der Stadtverwaltung erwartet von den caritativen Altkleidersammlern, dass sie sich über die Standplätze untereinander einigen. Falls nicht, will sich die Stadt einschalten. Einschreiten wird Leicht auf jeden Fall bei wild aufgestellten, gewerblichen Containern, von denen auch immer mehr zu sehen sind. Stehen diese auf städtischem Grund, müssen sie weichen.

Die Kolping-Container dürfen stehen bleiben, müssen sich aber gegen immer stärkere Konkurrenz behaupten. Geschäftsführer Riedl bangt um sein Angebot für Familien, kommen doch 50 Prozent der Einnahmen aus der Altkleidersammlung. Kolping finanziert damit unter anderem auch Urlaube und Zeltlager für Leute, die es sich sonst nicht leisten könnten.