Comeback in Herzogenaurach: Frauen zurück in den Beruf
Autor: Bernhard Panzer
Herzogenaurach, Mittwoch, 11. Januar 2017
Wenn nach der Familienpause ein berufliches Comeback gestartet werden soll, gibt es viel zu beachten. Die VHS informiert in einer Veranstaltung.
Viele Frauen zieht es nach der Babypause zurück in den Beruf. In Bayern wünschen sich das laut Bundesagentur für Arbeit 90 Prozent, im Landkreis sind es gar 98,2 Prozent. Faktisch möchte jede Frau nach der Familienphase wieder arbeiten. Doch es gibt häufig Unsicherheiten, vor allem wenn die Pause mehrere Jahre beträgt und eine neue Stelle gesucht werden muss.
"Kann ich das noch und schaffe ich das?", lautet ein Zweifel, andere fragen sich, ob nicht eine Weiterbildung sinnvoll wäre. Da fasst die städtische Volkshochschule (VHS) an und bietet eine gezielte Beratung und Motivation an.
Zum dritten Mal findet am kommenden Dienstag eine Infoveranstaltung "Comeback! Wiedereinstieg in den Beruf" statt. Die Initiatorin Fabienne Geißdörfer erhofft sich nach den Erfolgen der letzten Jahre, dass viele Frauen das Angebot wahrnehmen. "Wir haben das bewusst auf einen Vormittag unter der Woche gelegt", sagt die stellvertretende VHS-Leiterin. Denn da sind die Kinder in Kindergarten oder Schule. Außerdem habe man auch wieder den Januar gewählt, weil jetzt zum Start ins neue Jahr eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht: "Jetzt pack ich's".
Geißdörfer freut sich über die vielen positiven Rückmeldungen, die sie aus den beiden bisherigen Veranstaltungen erhalten hat. Das sei eine Bestätigung dafür, dass man mit dem viereinhalbstündigen Angebot genau richtig liege. "In den wenigen Stunden kann man eine Menge mitnehmen", sagt sie. Und es besteht Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Wann schon kommt man beispielsweise mit einer Mitarbeiterin der Bundesagentur für Arbeit außerhalb der Behörde locker und ohne Druck ins Gespräch?
Sehr positiv ist laut Initiatorin auch angenommen worden, dass mit Jutta Rost eine Expertin des großen Arbeitgebers Schaeffler beriet. Diesmal ist mit Catherine Kraus eine Managerin von Adidas mit im Boot. Sie informiert unter anderem über Zeitmanagement-Strategien bei "busy"-Frauen. Ein Renner sei außerdem der "Mappencheck". Denn die richtige Form der Bewerbung gebe nicht nur Selbstvertrauen, darauf werde auch sehr geachtet.
Tipps zur Bewerbungsmappe
Vor allem muss sie den "Personaler in der ersten Minute ansprechen", sagt Doris Scholze, Leiterin des Personalamts der Stadt Herzogenaurach. Sie erzählt am Dienstag, wie eine richtige Mappe aussehen sollte und spricht das mit den Frauen durch. Wert legt sie darauf, dass man sich konkret auf die ausgeschriebene Stelle bewerben sollte, denn nur der richtige Bewerber habe eine Chance sich durchzusetzen. Scholze, seit 25 Jahren Personalamtsleiterin, gibt Tipps, worauf man achten muss, "dass der Personaler die Bewerbung auch wirklich wahrnimmt." Das Anschreiben sei da nicht automatisch der Türöffner, denn vor allem der Lebenslauf habe eine wesentliche Bedeutung. In den zehn Jahren, da sie im Rathaus das Bewerbungs-Management macht, sind ein paar tausend Bewerbungen über ihren Tisch geflattert. Vom "Bewerbungs-Check" hat auch Melanie Bucher profitiert. "Das hat mir entscheidend geholfen," sagt die Mutter dreier Kinder (zwei bis sechs Jahre), die fünfeinhalb Jahre weg vom Job war. Nach der Teilnahme der Comeback-Veranstaltung 2016 habe sie sich auf fünf Stellen beworben und sofort vier Einladungen bekommen, sich vorzustellen. Jetzt arbeitet die 37-Jährige in einer Erlanger Firma und kann durch flexible Arbeitszeit Familie und Beruf gut koordienieren.
Die Herzogenauracherin rät allen Rückkehrerinnen, die Veranstaltung auf jeden Fall zu besuchen, denn zu verlieren habe man nichts. Positiv habe sie empfunden, sich mit anderen Müttern auszutauschen. "Es gibt ganz verschiedene Arten von Rückkehrerinnen", sagt sie. "Wahnsinnig spannend" sei es auch zu hören, wie es in der Personalabteilung einer großen Firma läuft. Bucher ermutigt die Frauen, auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen und Zeitarbeit nicht zu scheuen.
Vom Minijob zum Midijob
Ganze 15 Jahre war Annalisa Buttazzi-Costa ohne feste Anstellung. Die Italienerin unterrichtet auf Honorarbasis seit 2004 bei der VHS und auch privat ihre Muttersprache. Das sei ideal gewesen, als ihre beiden Kinder noch klein waren, sagt die 48-Jährige. Jetzt aber wollte sie zurück in einen festen Job und hat deshalb am ersten Infotag im November 2014 teilgenommen. Das hat sie offenbar derart beeindruckt, dass sie sich sofort bereit erklärte, sich für das Foto auf dem Veranstaltungsplakat zur Verfügung zu stellen. Inzwischen hat die studierte Politikwissenschaftlerin diese feste Anstellung bekommen, wenn auch nur als Minijob zwei Vormittage in der Woche. Sie macht für eine kleine Firma in Oberasbach den Schriftverkehr für die italienischen Kunden. Jetzt überlegt sie, ihre berufliche Tätigkeit auszuweiten, quasi "vom Minijob zum Midijob", wie sie sagt. Bei der VHS in Herzogenaurach bleibt sie selbstverständlich Italienisch-Lehrerin. Was Fabienne Geißdörfer durchaus freut.