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Christian Enz: "Die Freien Wähler stehen bereit"


Autor: Andreas Dorsch

, Dienstag, 02. Oktober 2018

Christian Enz möchte in den Bayerischen Landtag und favorisiert eine Koalition mit der CSU. Er kämpft für mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen.
Kandidiert für die Freien Wähler um das Direktmandat im Stimmkreis Erlangen-Höchstadt: Christian Enz.  Foto: Andreas Dorsch


Wer bei den Landtagswahlen am 14. Oktober aus dem bürgerlichen Lager kommt und eine Alternative sucht, dem empfiehlt Christian Enz die Freien Wähler. Der 38-Jährige tritt im Stimmkreis Erlangen-Höchstadt als Direktkandidat für die Freien an und sieht sich nicht chancenlos, den Sprung in den Landtag zu schaffen.

Auf jeden Fall rechnet er sich mehr aus als vor einem Jahr, als er für den Bundestag kandidierte. Im Gegensatz zu Berlin sind die Freien Wähler im Landtag bereits eine feste Größe. Aktuelle Prognosen sehen sie bei 10 Prozent. "In den letzten acht Wochen haben wir deutlich Boden gut gemacht und es gibt noch Luft nach oben", ist Enz zuversichtlich.

"Wir wollen am 14. Oktober 14 Prozent", sagt der Höchstadter. Dann könnte es mit 36 Prozent bei der CSU für eine Koalition reichen. Die Regierungspartei, die noch die absolute Mehrheit hat, sieht Enz im Augenblick etwas unterbewertet. "Wenn die CSU die Freien Wähler als Koalitionspartner braucht, stehen wir zur Verfügung." Dann käme für Enz die pragmatische Politik der Freien zum tragen: "Wir könnten der CSU die Zügel anziehen."

Während Enz bei seinen Freien Wählern "große Überschneidungen mit der CSU" feststellt, würden bei CSU und Grünen unterschiedliche Ideologien aufeinander prallen. Enz sieht die Freien entweder in einer Koalition mit der CSU, oder als starke Opposition. Die CSU mache in seinen Augen nicht alles falsch, sei aber selbstgefällig geworden. Arroganz habe zum Verlust der Bodenhaftung geführt. Als "Graswurzelpartei" würden die Freien Wähler diese mit einbringen.

Generationengerechtigkeit ist eines der größten Anliegen des FW-Kandidaten. Es gelte, die Spätfolgen der 68er Bewegung, die für ihn eine Gesellschaft aus Egoisten produziert hat, zu meistern. In zehn Jahren werde es Spannungen zwischen Jung und Alt geben. "Wir brauchen ein völlig neues Rentensystem, das über Steuern finanziert wird", fordert Enz.

Ein zentrales Thema ist für ihn, dass die Arbeit am Menschen unserer Gesellschaft zu wenig wert ist. Dies fange bei den Erziehern in den Kitas an, gehe über Lehrer, Physiotherapeuten bis zu Altenpflegern. Um für diesen Knochenjob mehr Pflegekräfte zu bekommen, müsste ordentlich bezahlt und über einen geänderten Personalschlüssel die Arbeitsbedingungen verbessert werden.

"Die Gesellschaft hat Geld, es ist nur falsch verteilt", sagt Enz. Hartz 4 will er abschaffen. Man brauche ein soziales Netz, dass es dem Bürger ermöglicht, sich was aufzubauen. Bei der Kinderbetreuung dürfe man die Eltern nicht alleine lassen, obwohl Enz für eine Gesellschaft ist, in der die Eltern ihre Kinder selbst zu Hause betreuen. Er steht aber hinter der FW-Forderung nach kostenloser Kinderbetreuung.

Im Bereich Bildung stellt er einen "Akademisierungswahn" fest, "der in eine Sackgasse führt". Das dreistufige Schulsystem könne nicht so bleiben. Enz ist zwar weiterhin für die drei Schultypen nach der fünften Klasse, will sich aber für mehr Durchlässigkeit einsetzen und dafür, dass die Schultypen gleichwertig angesehen und behandelt werden.

Lehrer gleich bezahlen

Ist ein Kind in der Mittelschule weniger wert als am Gymnasium?, fragt der Landtagskandidat, der damit wieder mehr junge Manschen für Handwerksberufe gewinnen will. Die Lehrer würde Enz an allen Schulen gleich bezahlen. Bisher verdienen Lehrer am Gymnasium mehr als ihre Kollegen an Mittel- oder Grundschule.

Wohnraum will Enz durch eine Mietpreisbremse, die auch wirkt, bezahlbar halten. Mieten sollten nicht als Spekulationsobjekt dienen und Mieter sollten auch nicht Spielball der Vermieter sein. Die Politik müsse Menschen in die Lage versetzen, sich Immobilien leisten zu können.

Über die Preise im öffentlichen Personennahverkehr könnte der Freistaat Pendlern helfen, die sich teuere Wohnungen in Ballungsräumen nicht leisten können. "Der ÖPNV ist zu teuer", sagt Enz und unterstützt den Vorschlag von CSU-Ministerpräsident Markus Söder, bayernweit einen Euro pro Tag zu verlangen. Dabei sollte die Streckenlänge keine Rolle mehr spielen.

Ein großes Anliegen ist Enz noch das Ehrenamt. Um noch Freiwillige zu finden, die sich in Vereinen engagieren, sei Entbürokratisierung gefragt. Hier fehle inzwischen der gesunde Menschenverstand. Er möchte die Haftung begrenzen und für Vereine die Buchführungspflicht wieder erleichtern.