Druckartikel: Burschen kämpfen gegen Wind und Fässla

Burschen kämpfen gegen Wind und Fässla


Autor: Sonja Werner

, Sonntag, 07. Oktober 2012

Die Ortsburschen in Lonnerstadt (Landkreis Erlangen-Höchstadt) hatten am Wochenende keinen leichten Stand. Eine Serie von Pannen begleitete ihren Einsatz.
Die Loschedder Kerwasburschen sind ein eingeschworenes Team.  Foto: Sonja Werner


Abgebrochene Äste, das eine Bierfass für den Einzug gab seinen Inhalt nicht frei, das Aufstellen ging anfangs nur sehr zögernd voran - ein bisschen war der Wurm drin beim Fichtnaufstellen an der Kerwa in Lonnerstadt am Samstag.
"Wahrscheinlich sind Aliens schuld, sagt der Hasso" - behaupteten zumindest die anderen Kerwasburschen. Hasso, alias Frank Haßlauer und seines Zeichens Oberortsbursche, sagte selbst nichts zu den Gründen für die kleinen Missgeschicke. Er sorgte lieber dafür, dass sie in guter Zusammenarbeit ausgebügelt wurden.
Alles in allem gelang ihm das nicht schlecht. Nach einer guten Stunde stand der Baum - 27 Meter lang - ordnungsgemäß im Hof der Stammwirtschaft "Zur Sonne". Die Zuschauer, die vom ganzen Stress fast nichts mitbekamen, quittierten das Werk dann auch mit gefälligem Beifall.

Äste abgebrochen


Begonnen hat die Pannenserie

schon im Gemeindewald beim Fällen. Die auserkorene Fichte fiel so unglücklich, dass Äste des schönen vollen Kopfes abbrachen. Mit ein paar Nägeln konnte das repariert werden und fiel auch gar nicht auf.
Dann hieß es, "ohne Bier spielt die Musik nicht". Doch das Fässla wollte nichts rausrücken. Also wurden einige Maß aus der Wirtschaft geholt, schließlich sollte niemand dürsten. Und auch die "vermehrt widrigen Umstände, mit denen wir Loschedder beim Baumaufstellen immer zu kämpfen haben", sagte Sebastian Thoma, kurz "Babbi", der langjährige Chef beim Fichtnerrichten, wurden heldenhaft besiegt.
Mit den Umständen war die Tatsache gemeint, dass eine Scheune im Hof schlichtweg ein wenig im Wege steht und die Burschen, die an dieser Stelle zu stehen haben, ihre Schwalbe in einem wesentlich ungünstigeren Winkel anbringen müssen als die anderen und deshalb vermehrt Kraft brauchen.
Zusätzlich machte heuer ein kräftiger Wind zu schaffen, sobald der Baum aus dem Schatten des Hofes herausragte. Doch die 30 Burschen hörten auf "Babbi" und alles ging gut. Der spielte seine Erfahrung heuer zum letzten Mal aus. Im nächste Jahr wird geheiratet und dann ist's aus mit dem Wirken bei den Kerwasburschen.

Wer heiratet ist draußen


Wer in den Stand der Ehe tritt, ist draußen. Dieser alte Brauch gilt in Lonnerstadt immer noch. "Ich bin überzeugt, dass sie es auch ohne mich schaffen. Mein Nachfolger wird das schon regeln" sagte Sebastian.
Die Lonnerstadter und ihre Gäste genossen das Schaffen der Burschen und ihre Kerwa jedenfalls. Der Rockabend am Freitag war hervorragend besucht, die Stimmung war bestens. Großer Kirchweihmarkt am Sonntag und Montag mit allerlei Neuerungen, wie Einbeziehung der alten Lonnerstadter Höfe mit Kunstgewerbe und Handwerkskunst, einem Flohmarkt für Kinder, der Ausstellung von historischen Bulldogs und vielem mehr fanden reges Interesse.
Der Marktplatz, rund um den sich alles abspielte, wurde damit wieder zentraler Mittelpunkt des Geschehens. Am Sonntagnachmittag begann dort die Künstlerin Birgit Jönsson im Anwesen Wörrlein mit dem Schnitzen einer "Figurenbeute". Die wird nach Fertigstellung einen Hopfenbauern darstellen, in dessen Innerem sich ein Bienenstock befindet. Dieses Projekt läuft im Rahmen der Lokalen Aktionsgruppe Aischgrund (LAG).
Zwei Figuren sind bereits vorhanden, in Uehlfeld und in Vestenbergsgreuth. Bürgermeister Theo Link (CSU) lud zum feierlichen Beginn des Abschlusswerks die Bürgermeister der beiden Nachbargemeinden Uehlfeld und Vestenbergsgreuth und den Vorsitzenden der LAG, Helmut Praus, und stellte das Landkreis übergreifende Projekt den interessierten Zuschauern vor. Das Fortschreiten des Werkes kann täglich vor Ort verfolgt werden.