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Bunt sind alle meine Knollen


Autor: Karina Brock

Dietersdorf, Dienstag, 03. Sept. 2019

Wolfgang Schober ist Biolandwirt und experimentiert gerne. Mit seiner diesjährigen Kartoffelausbeute ist er zufrieden.


Bunt geht es zu bei Wolfgang Schober im Vestenbergsgreuther Ortsteil Dietersdorf. Nicht nur, dass der Biobauer eine bunte Tierschar unterhält: Zwölf Mutterschafe mit Bock, zwei Hunde, zwei Schweine für den Eigenbedarf und 440 Legehennen mit zehn Hähnen in zwei Mobilställen.

Auch beim Gemüse mag es der Nebenerwerbslandwirt bunt: "Ich baue nur an, was mir schmeckt." Und vielleicht auch, was schön aussieht, könnte man meinen: Blaue, rote, orangene und gelbe Kartoffeln regen Fantasie und Gaumen an: Wie die wohl schmecken? "Das ist ja das Schöne daran: Jede ist anders, kann anders verwendet werden und hat einen ganz eigenen Geschmack." Insgesamt sechs Kartoffelsorten baut er auf gerade mal 1400 Quadratmetern an: Anuschka, Quarta, Laura, Ditta, Blaue Schweden und die Blaue Anneliese - "ja, die heißt wirklich so".

Süßkartoffeln sind gut geworden

Neu im Sortiment sind Süßkartoffeln. Hier hat er auf 800 Quadratmetern zwei verschiedene Sorten ausprobiert. Die aus Asien stammende Knolle ist mit unserer ursprünglich in Amerika heimischen Kartoffel nur weitläufig verwandt. "Sie braucht viel Wasser und Wärme. Aber eigentlich ist der Anbau ganz unkompliziert." Und gut gediehen sind die Wurzeln außerdem. "Obwohl es heuer eigentlich etwas zu kalt war." Gepflanzt wird die Süßkartoffel - die übrigens über Stecklinge vermehrt wird, nicht über Knollen - nach den Eisheiligen. Also später als Kartoffeln. Geerntet werden muss sie, bevor der erste Nachtfrost kommt. "Das vertragen die Knollen gar nicht. Am wohlsten fühlen sie sich bei 30 Grad aufwärts", so Schober. Größtes Problem ist der hohe Wasserbedarf. In diesem Jahr hat der 30-Jährige seine Pflanzen per Hand gegossen. Sollte er sie aber fest in sein Sortiment aufnehmen, will er eine Bewässerung bauen.

Regen war Fluch und Segen

Bei den anderen Sorten haben ihm die Niederschläge im Frühsommer den Ertrag gerettet - zumindest teilweise. Im Großen und Ganzen ist er zufrieden mit seiner Ernte. "Sie ist durchschnittlich bis leicht unter Durchschnitt", meint er. Je nach Sorte. Der Blaue Schwede zum Beispiel habe als sehr alte Sorte schon von Haus aus kleinere Knollen. Dafür ist die gelbe Ditta in diesem Jahr besonders schön geworden - ganz im Gegensatz zu 2018. "Ich hätte sie nach diesen Erfahrungen am liebsten gar nicht mehr angebaut. Aber die Kunden wollten sie haben."

Die rotschalige Laura hat wiederum kleinere Knollen, als im extrem trockenen vergangenen Jahr. Quarta - rote Augen auf gelber Schale sind ihr Markenzeichen - mag den Regen ebenfalls nicht. "Hier habe ich mit Krautfäule zu kämpfen." Als Biolandwirt könne er da auch nichts dagegen tun.

Aber genau das ist ein Grund für seine Sortenvielfalt und Experimentierfreudigkeit: Mal gerät die eine besser, mal die andere. Die Kunden wissen es zu schätzen und nehmen für die Bioqualität auch mal kleine, krumme oder verwachsene Knollen hin. "Es macht mir einfach Spaß, gute Sachen zu produzieren", so Schober. Ohne den hätte er sein arbeitsintensives "Hobby" auch sicher schon lange aufgegeben.

Was gibt es bei Schober-Landwirtschaft noch so?

Zur Person: Wolfgang Schober ist 30 Jahre alt und hat die Landwirtschaft 2016 von seinen Eltern übernommen. Hauptberuflich arbeitet er in der Industrie. Die landwirtschaftliche Ausbildung hat er nebenbei per Abendschule erworben, zudem hat er Schulungen zu Vermarktung und Unternehmertum besucht. 2017 hat er den Betrieb offiziell als Biobetrieb angemeldet. Nach der Umstellungszeit darf er seit Mitte 2018 seine Produkte mit Ökokennzeichnung vermarkten. "Mein Vater verzichtet schon seit 30 Jahren auf Chemie. Aber er hat die Umstellung nie offiziell gemacht", so Schober. Nun "darf ich es auch draufschreiben".

Futter für die eigenen Hühner: Körnermais, Winterweizen (z.T. auch für den Verkauf), Tritikale und Erbsen als Gemenge (profitieren von einander, wenn sie zusammen ausgesät werden), Sonnenblumen

Lämmer: Den Nachwuchs seiner Mutterschafe verkauft er zum Schlachten oder nutzt ihn für die eigene Nachzucht.

Rotkleevermehrung: Produktion von Samen der Futterpflanze

Sonstiges: Hafer, Gemüse Pläne: Ur-Roggen: in der Hoffnung, dass sich ein ebenso experimentierfreudiger Bäcker findet, will Schober versuchen, eine Ur-Roggensorte anzubauen. Hanföl: dafür braucht er eine Genehmigung, da Hanfanbau strenge Kontrollen nach sich zieht. "Der TCH-Gehalt darf nicht zu hoch sein. Sonst kann ich alles wegwerfen." Sonnenblumenöl: produziert er schon, da er die Blumen für sein Hühnerfutter presst. Allerdings ist die Qualität noch nicht ausreichend für eine Vermarktung. "Hier bin ich noch am Tüfteln."