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Müller und Stamm-Fibich ziehen in den Bundestag ein


Autor: Christian Bauriedel

Erlangen, Montag, 25. Sept. 2017

CSU-Kandidat Stefan Müller holt für den Wahlkreis Erlangen den Sieg. SPD-Kandidatin Martina Stamm-Fibich zieht über die Liste ein.
Stefan Müller (CSU) gewann das Direktmandat,  Martina Stamm-Fibich (SPD)  wird wohl über die Liste in den Bundestag einziehen.


Stefan Müller ist der strahlende Sieger des gestrigen Wahlabends. Der CSU-Kandidat gewinnt zum fünften Mal das Direktmandat im Wahlkreis Erlangen, zu dem auch der Landkreis Erlangen-Höchstadt gehört. Mit 42,66 Prozent konnte er sein Ergebnis von 2013 (48,5) nicht erreichen.

Ebenso deutliche Einbußen hatte hingegen SPD-Kandidatin Martina Stamm-Fibich hinzunehmen. Mit 21,04 Prozent liegt sie klar hinter den 26,3 Prozent von 2013. Dennoch wird Stamm-Fibich in den Bundestag einziehen. Sie steht auf Platz 14 der SPD-Bayernliste.

Beide waren gestern Abend ins Landratsamt nach Erlangen gekommen, wo die Ergebnisse aus den einzelnen Gemeinden nach der Auszählung eintrafen. Doch bevor sich die beiden wiedergewählten Abgeordneten die Hand schütteln konnten, dauert es einige Zeit. "Absolute Ruhe im Sachgebiet 20", sagte Landrat Alexander Tritthart (CSU) scherzhaft. Denn aus der Abteilung kommunale Aufsicht, die für die Wahlergebnisse zuständig ist, kam lange Zeit nur: Fehlanzeige. Erst um 19.19 Uhr schickte Vestenbergsgreuth als erstes die Zahlen.


"Herbe Enttäuschung"

Für beide - Müller und Stamm-Fibich - war es ein Wahlabend mit gemischten Gefühlen. Müller konnte sich zwar über ein persönlich gutes Ergebnis freuen. Verbessern konnte er sich allerdings nicht. Das Gesamtergebnis seiner Partei im Bund gefiel ihm dagegen eher nicht. "Es ist klar, dass wir uns als CSU ein besseres Ergebnis gewünscht haben." Das Abschneiden der CSU sei "eine herbe Enttäuschung. Da gibt es nichts zu beschönigen." Man müsse sich nun die Wählerbewegungen anschauen und analysieren, woran es gelegen hat. Man hätte wohl - wie auch andere Parteien - stärker gegen die AfD vorgehen müssen. "Aber klar ist: Gegen die Union kann Deutschland nicht regiert werden", sagte Müller.

Zu seiner eigenen Zukunft, also ob er wieder Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium werden wird, hielt sich Müller bedeckt. Was Ämter betrifft, sei klar: "Nach den Wahlen werden die Karten neu gemischt." Es gebe nicht nur in der Regierung, sondern auch im Parlament "spannende Aufgaben", sagte Müller. Er hatte gestern natürlich erst einmal seinen persönlichen Sieg zu feiern.


"Jamaika wird schwierig"

Stamm-Fibich war die Nervosität während des Wartens auf die Ergebnisse anzumerken. "Gezittert habe ich nicht", sagt sie. Aber zwischendurch habe sie schon einmal kurz geschluckt. Entsetzen stand in ihrem Gesicht, als die ersten Hochrechnungen im Bund über den Monitor flimmerten. Sie hat wohl den Einzug in den Bundestag geschafft. Aber wenn nicht: "Ich bin keine Berufspolitikerin."

Sie hätte auch in ihren alten Job bei Siemens zurück gekonnt. "Ich wollte eine andere Politik", sagt Stamm-Fibich in Bezug auf die Große Koalition. Es sei schwer gewesen, gerade in sozial- und arbeitsmarktpolitischen Dingen gegen die Union anzukommen. "Der Wähler hat unser gutes Mitregieren nicht honoriert."

Nun also Opposition. "Jamaika wird schwierig", sagt Stamm-Fibich in Bezug auf eine sich abzeichnende schwarz-gelb-grüne Koalition. Sie sähe es als richtig an, dass Martin Schulz Parteichef bleibt. "Es wäre fatal, jetzt schon wieder einen neuen Vorsitzenden zu wählen." Die SPD müsse sich nun neu aufstellen und gegen die AfD angehen. "Man kann sie nur politisch-inhaltlich entlarven."

Bis das letzte Wahllokal in ERH ausgezählt hatte, dauerte es bis in den späteren Abend hinein. Als der Trend feststand, verließen die beiden Kandidaten das Landratsamt in Richtung Erlanger Rathaus, wo die Zahlen ebenfalls auf dem Monitor verfolgt wurden. Wirklich ausgelassene Stimmung war jedoch bei beiden nicht zu spüren.