Buchbinderin aus Liebe zum Papier
Autor: Sebastian Martin
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 06. Juni 2013
Der Beruf der Höchstadterin Jenny Porzner-Schirl ist echte Handwerkskunst, die zunehmend seltener wird. In der Werkstatt der Handbuchbinderin finden sich Spuren einer Zeit, in der es noch keine digitalen Bücher gab.
Ein wenig fühlt es sich so an, als ob die Zeit langsamer läuft, wenn man in der Werkstatt von Jenny Porzner-Schirl steht. Die Höchstadterin hat eine grüne Schürze an. Vor ihr liegt ein altes Buch auf dem Tisch.
In ihrer Werkstatt, die sie unten in ihrem Privathaus eingerichtet hat, zeigt sie , welch filigrane Arbeit hinter diesem klassischen Handwerk steckt, das sie nun schon ihr halbes Leben ausführt: Jenny Porzner-Schirl ist Handbuchbinderin. Meist kommen Menschen zu ihr, die alte Gesangsbücher, Gedichtbände oder Kochbücher repariert haben wollen.
Ein Teil ihrer Leidenschaft
Gerade hat die 53-Jährige ein Buch mit der Aufschrift "Liederbuch für die Oberstufe" in Arbeit - oder das, was davon noch übrig ist. Es ist mehr eine lose Blattsammlung. Der Kunde will das Buch wiederhergestellt haben. Eine Erinnerung an die frühere Schulzeit vermutlich.
Der Bucheinband ist völlig hinüber. Die Buchbinderin löst vorsichtig die Illustration des Deckels ab, sucht sich einen entsprechenden Ersatzeinband. "Ich habe schon immer Bücher hobbymäßig für Freunde als Geschenk gebunden", sagt Jenny Porzner-Schirl, während sie dann mit Nadel und Faden das Liederbuch wieder "zusammenflickt".
Das, was sie hier macht, ist ein Teil ihrer Leidenschaft. Das, was zum Überleben sein muss, sind Gesetzesblätter, die sie bindet für Rechtsanwälte, Notare oder Steuerberater, für die Gemeinden hier in der Gegend. Doch: "Ganz individuelle Wünsche von Kunden zu erfüllen macht am meisten Spaß", sagt sie.
Alte Bücher machen mehr Spaß
Einmal hat sie bei einem Industriebuchbinder gearbeitet - das habe ihr aber nicht gefallen. Sicheres Einkommen, aber jeden Tag nur Kataloge und Telefonbücher. Nachvollziehbar, dass die Arbeit mit alten Büchern viel mehr Spaß macht. Einmal hat sie ein Abschiedsgeschenk einer Schule für einen Konrektor gestaltet. Das sind die Momente, in denen sie ihren Beruf richtig liebt: "Da kann ich richtig kreativ sein."
Gebundene Bücher - viele fragen sich, wie lange wird es sie noch geben? Der digitalisierte Markt wächst. Doch die Bücher, wir lesen sie immer noch - Gott sei Dank. Als Jenny Porzner-Schirl in den 1980er-Jahren in Nürnberg ihren Beruf bei der Handbuchbinderei Kratzer, die es noch heute gibt, erlernt hat, war das noch anders. Damals hat noch keiner daran gedacht, dass Bücher einmal durch digitale Endgeräte ersetzt werden könnten. Dabei ist der Beruf doch so schön. Haptik, Sinnlichkeit und Handwerk - und vor allem Zeit abseits jeder Hektik, zur Ruhe kommt Porzner-Schirl in ihrer Werkstatt.
Die Finger im Leim
"Papier war für mich immer etwas Besonderes", sagt sie und rückt das dicke Leimbrett vor sich zurecht. Als Kind habe sie schon im Kindergarten gerne gefaltet. Das hat sie immer beibehalten. Die gebürtige Zapfendorferin liebt ihren Beruf. Auch wenn sie zugeben muss, das es heute schon recht schwierig ist, als selbstständiger Buchbinder zu leben.
Doch die Liebe zum Papier, die wird die Mutter dreier Kinder nicht mehr los. "Entweder habe ich gerade die Finger im Leim oder ich bin nicht zu Hause", so spricht der Anrufbeantworter von Jenny Porzner-Schirl, wenn sie gerade nicht da, oder eben unten in der Werkstatt ihrer Leidenschaft nachgeht.