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Boulent Ekrem ist Direktkandidat der Liberalen für den Landtag


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Dienstag, 02. Oktober 2018

Boulent Ekrem entstammt einer türkischen Minderheit im griechischen Westthrazien. Der Landtagskandidat der FDP lebt seit 1988 in Herzogenaurach.
Boulent Ekrem aus Herzogenaurach möchte für die FDP in den Landtag einziehen.  Foto: Michael Busch


Als Boulent Ekrem aus Westthrazien, einem kleinen Landstrich in Griechenland, nach Deutschland kam, war alles anders. Damals, im Jahr 1988, siedelte seine Mutter mit ihren zwei Söhnen nach Herzogenaurach, wo sein Vater im Inaring bereits eine Wohnung gekauft hatte.

Zu dieser Zeit habe die Integration keine Rolle gespielt, sagt der 40-Jährige heute. Obwohl sich die Familie, die schon in vierter Generation in Franken lebt, willkommen fühlte, musste man sich doch alles selbst erarbeiten. "Kostenlose Sprachkurse hat es nicht gegeben", sagt Ekrem. "Ich musste mir Deutsch selber beibringen. Mir haben damals gute Freunde dabei geholfen", berichtet er weiter. "Aber über Integration hat keiner gesprochen."

Und deshalb ist es für den verheirateten Familienvater so wichtig, dass Menschen in die Gesellschaft integriert werden, wenn sie aus einem fremden Land nach Deutschland kommen. Ekrem: "Integration fängt bei der Sprache an".

Der Herzogenauracher, der in Griechenland geboren ist, hat in Deutschland seine Heimat gefunden. Er fühlt sich schon lange nicht mehr als Ausländer, "wir gehören dazu", sagt er. Sein Sohn hat eine Banklehre absolviert und studiert jetzt Jura, berichtet der Vater stolz. Seine Tochter geht in Herzogenaurach zur Schule. Seit 22 Jahren ist Boulent Ekrem, der für die FDP in den Landtag einziehen möchte, verheiratet.

Migration ist für ihn eines der wichtigen Themen der heutigen Zeit. Und das zweite ist Bildung. Beide sind für den Unternehmer eng miteinander verbunden. "Die Migration hat eine Bedeutung für unser Land", sagt er. Sie sei daher alles andere als "die Mutter aller Probleme", kritisiert er den CSU-Politiker Horst Seehofer. 20 Millionen Menschen in Deutschland und davon allein zweieinhalb Millionen in Bayern hätten einen Migrationshintergrund.

"Wir wollen die Bevölkerung nicht spalten", sagt Ekrem über die Politik der Liberalen, "sondern die Menschen zusammenbringen." Dafür aber brauche es klare Regeln, denn nur so könne man Pauschalisierungen vermeiden. Und man treibe die Bürger, deren Wut über bestimmte Entwicklungen durchaus verständlich sei, dann nicht in die Fänge der AfD. Die FDP habe ein klares Einwanderungsgesetz.

Es ist noch nicht allzu lange her, dass Boulent Ekrem sich für das Direktmandat der FDP im Stimmkreis Erlangen-Höchstadt entschied. Auch da gaben Migration und Bildung den Ausschlag. Er habe sich dafür eingesetzt, dass ein Mädchen aus einer griechischen Familie in Herzogenaurach eine Übergangsklasse besuchen durfte, um Deutsch zu lernen. 2017 wurde er dann zu einem Vortrag eingeladen. "Da wusste ich, man muss sich einsetzen, um etwas zu erreichen." Und so entstand die Idee, vier Jahre nach einer Kandidatur für den Stadtrat sich jetzt um den Einzug in den Landtag zu bemühen. Auf der mittelfränkischen Liste der Liberalen belegt er Platz 13.

Politisch aktiv ist er indes länger. Zwei Jahre lang war Ekrem im Landesfachausschuss für Migration und Integration seiner Partei. Mit dem damaligen Außenminister Steinmeier habe er zur Zeit der Griechenlandkrise über deren Folgen für die türkische Minderheit in Westthrazien gesprochen. Und für Herzogenaurach, die Stadt, in der 98 Nationen leben, würde er sich einen Integrationsbeirat wünschen.

Ekrem gehört dem Verein der Westthrazientürken an, die seit 45 Jahren in Herzogenaurach sind. Etwa 300 Menschen dieser türkischen Minderheit in Griechenland leben inzwischen an der Aurach. Zehn Jahre lang war Ekrem im Vorstand aktiv. Den Verein selbst gibt es seit 26 Jahren, er sei in der Öffentlichkeit etabliert und integriert. "Herzogenaurach ist eine Heimat geworden".

Beruflich leitet der selbstständige Unternehmer einen Fahrservice. Früher hatte er mit seinem Vater ein anderes Taxiunternehmen aufgebaut, das er vor vier Jahren aber verlassen hat. Zudem betreibt er noch einen Olivenhandel.

Ein weiteres politisches Ziel ist für den 40-Jährigen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dafür brauche es mehr Wohnungen und weniger Bürokratie sowie den Verzicht auf die Grunderwerbssteuer. Ekrem hat in den drei Jahrzehnten in Herzogenaurach miterlebt, wie die Stadt gewachsen ist. Als er kam, sei das Lohhofgebiet noch ein Acker gewesen. Und die Amerikaner waren noch in der Stadt.