Botanischer Garten Erlangen informiert über Schokolade
Autor: Pauline Lindner
Erlangen, Dienstag, 14. Januar 2014
Bis zum 2. Februar kann man sich im Botanischen Garten Erlangen über alle Facetten von Kakao und Schokolade informieren. Allerdings trägt der Baum im Tropenhaus keine Früchte. Wolfgang Kreis von der pharmazeutischen Botanik referierte über die nachgesagte Glückswirkung.
"Süße Versuchung" - das verbinden die allermeisten mit Schokolade. Auch die Mehrzahl der Besucher im Botanischen Garten. Sie sind gekommen, um von Wolfgang Kreis, dem Ordinarius für pharmazeutische Botanik, über die Ursachen der Verlockung aufgeklärt zu werden.
"Schokolade hat's in sich", benannte Kreis denn auch seinen Vortrag im Schatten des Kakaobaums im Tropenhaus. Mit "in sich" meinte er erstmal den Kaloriengehalt. "Eine Tafel Schokolade entspricht zwei Butterbrezen - wegen des hohen Anteils an Kakaobutter oder anderem pflanzlichen Fett. Und: Für eine Tafel Schokolade braucht man eine Kakaofrucht, von denen etwa 20 pro Jahr an einem Baum wachsen.
Der Weg von der Frucht zur Tafel hat viele Schritte und "Chemie" ist dabei nicht zu umgehen. Er beginnt mit der Fermentation der Bohnen und endet mit den Künsten der Chocolatiers, um den zarten Schmelz zu schaffen.
Doch wie steht es mit den Inhaltsstoffen, die angeblich zum nachgesagten Glücksgefühl beitragen? Hier rückte Kreis einiges zurecht. Im Mineraliengehalt entspricht eine Tafel Schokolade einem Apfel; reichlich mehr Kalzium, wenn es Milchschokolade ist. Das enthaltenen Fett ist neutral zum Cholesterinspiegel, wie alle pflanzlichen Fette. Das es bei Körpertemperatur schmilzt, wird es auch für Zäpfchen verwendet.
Und die biogenen Stoffe? An erster Stelle nannte der Ordinarius das Phenylethylamin, den Stoff, der für die Glücksgefühle beim Verliebtsein verantwortlich ist, weil er die Ausschüttung von Dopamin anregt. Aber: Nach Feist muss man 1000 Tafeln essen, um diese Konzentration im Blut zu erreichen.
Freilich enthält Schokolade - wie auch Bananen, Tomaten oder Walnüsse - das "Glückshormon" Serotonin, die Vorstufe des Melantonin. Doch es kann so nicht vom menschlichen Gehirn aufgenommen werden. Nur seine Vorstufe, das Tryptophan. "Davon ist aber in Käse deutlich mehr enthalten", verriet der Fachmann.
Wirksam ist sicher das enthaltene Coffein, wobei zwei Tafeln Schokolade einer Tasse Kaffee entsprechen. Und auch das Theobromin, der ureigenen - stimmungsaufhellenden - Wirkstoff des Kakao (Theobroma cacao), wirkt stimulierend auf das Herz. "Es ist nachgewiesen, dass es bei Hornissen aphrodisisch wirkt", verriet Kreis. Aber: Wegen der anderen Aufnahme im Körper kann das Theobromin einer halben Tafel Schokolade bei kleinen Hunden bereits tödlich sein.
Gut bei Husten soll Schokolade auch sein. Doch Feist führt das auf den schleimlösenden Effekt des Schnullens und Schluckens zurück. Antioxidantien und Flavonoide enthält Schokolade auch, genauso viel wie ein Apfel oder wie im Rotwein.
Dem enthaltenen Piperonal war die Stiftung Warentest auf der Spur, berichtet Kreis weiter. Das ist der Stoff, der in Pfeffer und auch in Vanille enthalten ist. In geringen Mengen auch im Kakao. Die Warentester wunderten sich nur, so Kreis, über den hohen Gehalt in manchen Schokoladen. "Es ist ein nach Rezeptur zugesetzter Aromastoff, der nicht gesundheitsschädlich ist", gab Kreis hier Entwarnung.
Erkenntnis: Schokolade enthält viele Wirkstoffe, aber nicht in höheren Dosen als andere Pflanzen. Aber vielleicht liegt gerade in der Mischung das Geheimnis der Verlockung? Wer mag kann in der Ausstellung von gerösteten Kakaobohnen kosten. Sie schmecken verlockend nach mehr, akzeptiert man den doch recht bitteren Geschmack: Im Abgang hat die Bohne einen geheimnisvoll süßen Schmelz.
Die Ausstellung kann bis 2. Februar jeweils dienstags bis sonntags von 9.30 bis 15.30 Uhr besucht werden.