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Bonobo versetzt Erlangen in Trance


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Donnerstag, 20. März 2014

Simon Green alias Bonobo fügt Sounds und Loops, Bässe und Beats mit klangvollen Melodien und Gesängen zu wilden Klanghypnosen zusammen. Mit Band, Sängerin Szjerdene und dem neuen Album "The North Borders" hat Bonobo auch die Affenbande im ausverkauften E-Werk in Erlangen verrückt gemacht.
Simon Green alias Bonobo und Sängerin Szjerdene versetzen die Besucher im E-Werk in Erlangen in Trance. Foto: Nikolas Pelke


Stellen Sie sich vor, Sie sind im tiefsten Urwald. Es rasselt, klingelt und tönt aus allen Ecken, als von von irgendwoher der Beat einsetzt. Der 36-jährige Schöpfer dieses wilden Klangkosmos steht hinter seinen Decks: Bonobo a.k.a Simon Green. Um die Schultern baumelt die Bassgitarre, mit dem Fingern dreht er an den Buttons, um die Soundschleifen in den Äther zu blasen. Der Bass wird lauter und die Melodie setzt ein, während die Musiker der Band sich ebenfalls auf die Bühne gesellen und ihre Instrumente in die Hände nehmen.

Jetzt ist Bonobo in seinem Element. Bonobo steuert das Ensemble aus dem Hintergrund. Er ist kein Dirigent, der den Taktstock schwingt. Er ist der Schöpfer dieser Tonteppiche, die mehr zum Träumen als zum Tanzen einladen. So natürlich wie der Rio Ucayali in den Amazonas fließt "Cirrus", der erste Song des Abends den nächsten über: Sapphire. Diesmal beginnt die Massenhypnose mit einer Gitarrenmelodie. Die einen fühlen sich in verschneite Winterlandschaften, die anderen in endlose Prärien versetzt: Es gibt wenige, die zur Musik von Bonobo keine eigenen Traum-Bilder im Kopf entwickeln.

Soundtrack für das Leben

Seit seinem großen Debütalbum "Animal Magic" 2001 ist Bonobo der Spiritus Rector der elektronischen Avantgarde. Der freundliche Gentleman aus London schneidert aus Samples die hippe Garderobe für die Post-Rock-Musikgeneration, die nach keinem coolen Disco-Hit sondern nach einem passenden Soundtrack für das Leben sucht. Als Teenager hat Green noch selbst Gitarre in einer Band gespielt. Als er einen Sampler in den Händen hielt, veränderte das sein Leben. Heute zitiert er ganze Orchester zur Aufnahme ins Studio. Mittlerweile ist der Mann mit dem Affennamen am Hudson in New York daheim. Hier hat der 36-Jährige auch sein fünftes Studioalbum "The North Borders" produziert, mit dem er derzeit auf großer Weltreise ist.

Live im Gepäck hat Bonobo auch Songs, die ihn wie "Stay the same" vom Vorgängeralbum "Black Sands" zu dem Guru des langsameren Elektro-Symphonien gemacht haben. Die Zuhörer im ausverkauften E-Werk strahlen mittlerweile um die Wette; viele haben den Blick nach innen gerichtet, obwohl die Augen zu Bonobo auf die Bühne blicken. Sängerin Szjerdene bewegt die Lippen und tanzt dabei wie eine indische Gottheit.

Anhänger in Trance versetzen

Hinter diesem Gesamtkunstwerk steckt Bonobo, der wie ein Meister der Hypnose seine Anhänger in Trance versetzt. Das geschieht nicht mit dem Techno-Presslufthammer, sondern so sanft und spielerisch wie beim Wiegenlied eines sehr rhythmischen Völkchens. Wie er das schafft? Er nimmt einen ersten Loop. Das ist sein Gerüst. Dann holt er noch andere Soundschleifen dazu. Gerne kommen auch schöne Stimmen hinzu. Meistens spielen warme Instrumente auch eine Rolle. Den Beat bastelt Bonobo erst am Ende dieser Soundprozedur vorsichtig hinzu. Wie bei dem Song "Ketto" aus seinem Album "Days to come".

Bonobos Songs wollen eben so gar nicht in die ein oder andere Schublade passen. Hier ein bisschen Jazz, dort ein bisschen Funk und dazu die soulige Stimme von Sängerin Szjerdene im E-Werk. Mit Chillout-Musik darf man das Downbeat-Tempo nicht verwechseln. Chillout läuft im Fahrstuhl, Bonobo begleitet einen auf endlosen Reisen.