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"Böhmische Hirtenmesse" in Lonnerstadt und Höchstadt


Autor: Evi Seeger

Lonnerstadt, Montag, 24. Dezember 2012

In der Lonnerstadter Sankt-Oswald-Kirche wurde die "Böhmische Hirtenmesse" aufgeführt. Ein zweiter Termin findet in der Höchstadter Pfarrkirche statt.
Dirigent und Chorleiter Günter M. Weinkauf hat etwa ein Jahr lang mit dem Chor die Hirtenmesse einstudiert.  Fotos: Evi Seeger


Schwer zu entscheiden, was schöner, beeindruckender, zu Herzen gehender ist: Wenn sich Flöte und Klarinetten zart vereinen, um das Kind in der Krippe zu begrüßen, oder wenn sich die Instrumente zum Lobpreis Gottes ins Tutti fallen lassen. Großartig und voller Hingabe ist beides.

Den Zuhörern in der Lonnerstadter Sankt-Oswald-Kirche wurde am Sonntagmorgen ein ganz besonderes musikalisches Erlebnis zuteil. Günter M. Weinkauf, Musiker aus Lonnerstadt, Vorsitzender der Höchstadter Stadtkapelle und Chorleiter, führte mit dem Gesangverein Lonnerstadt und der Begleitung durch die Stadtkapelle die "Böhmische Hirtenmesse" von Jakub Jan Ryba (1765-1815) auf. Ein gewaltiges Werk und die bekannteste Komposition des böhmischen Zeitgenossen Mozarts, der darüber hinaus viele Oratorien, Sinfonien, Geistliche Gesänge und anderes mehr komponiert hat.

Seine "Hirtenmesse" wurde an Heiligabend des Jahres 1796 uraufgeführt. In Tschechien ist die "Rybovka" heute überaus bekannt und fester Bestandteil der Weihnachtszeit. Die Messe, eigentlich ein Krippenspiel, erzählt die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der Hirten und begleitet sie in mehreren Teilen auf ihrem Weg nach Bethlehem. In ihren Texten setzt die Hirtenmesse auf die kräftigen Worte der einfachen Menschen. Dazu gesellen sich jubelnde, von Volksliedern und Tänzen geprägte Melodien, so dass das Werk - trotz oder gerade wegen dieser Schlichtheit - ganz besonders zu Herzen geht.


Trompeten wie Fanfaren

"Meister, auf! Schau hinauf", ruft der Junge eingangs im Kyrie seinem schlafenden Herrn zu. Er hatte das strahlende Licht am Himmel entdeckt. Gleichsam wie Fanfaren erheben sich die Trompeten beim Aufbruch der Hirten gen Bethlehem.

Für Günter M. Weinkauf war es kein Leichtes, dieses Werk mit seinen Sängern und der Stadtkapelle aufzuführen. Denn Ryba hatte seine Messe in der Besetzung mit Streichern geschrieben. Weinkauf musste das Ganze also für Bläser umschreiben. Den gesamten Part der Streicher hatten die Klarinetten zu übernehmen. Hier lag auch das Problem: "Man muss das so umsetzen, dass die Bläser auch mal Luft holen können. Sonst laufen sie blau an und fallen um", erklärte Weinkauf. Streicher hingegen könnten einfach "hindurchfiedeln".

Der Text dürfte den Lonnerstadter Sängerinnen und Sängern wenig Probleme bereitet haben. Er ist schlicht, natur- und volksnah, mitunter auch poetisch. Der beeindruckende Chor meisterte seine Aufgabe hervorragend.
Den dritten Part in diesem ganz besonderen Gottesdienst hatte Pfarrer Martin Müller. Mit besinnlichen und bildhaften Worten führte er die Besucher an den eigentlichen Kern der Weihnachtsgeschichte heran. Klangvoll solle die Freude sein, so Müller. Nach dem Text der Messe schlafe der "Meister". Das werfe die Frage auf, "ob auch wir schlafende, träge Menschen sind.

Sind wir in unseren Gewohnheiten gefangen und erwarten nichts Neues? Nicht von uns, nicht von den Menschen, nicht von Gott!" Die Böhmische Hirtenmesse wird am zweiten Weihnachtstag, 26. Dezember, um 10.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche Höchstadt noch einmal aufgeführt.