Biolandwirte zu Glyphosat: Es geht auch ohne
Autor: Christian Bauriedel
Weppersdorf, Montag, 23. Mai 2016
In der Landwirtschaft ist Glyphosat weit verbreitet. Biolandwirte verzichten darauf. Sie haben andere Methoden gegen Ampfer oder Quecke.
Viel wird diskutiert über das in der Landwirtschaft eingesetzte Glyphosat. Darüber, ob es krebserregend sein könnte, wie einige Studien ergeben haben, und darüber, ob es überhaupt erneut zugelassen werden sollte. 62 Milliarden Dollar hat gestern der Chemie-Konzern Bayer geboten als Kaufangebot für den US-Saatgut- und Pestizidhersteller Monsanto. Das Unternehmen produziert auch Glyphosat, über das die einen sagen, dass unsere moderne Landwirtschaft nicht mehr ohne auskomme, die anderen es als gesundheitsgefährdend verteufeln.
Doch was ist eigentlich mit den Biolandwirten? Sie verzichten auf den Einsatz des Wirkstoffs. Was wird hier anders gemacht? Helmut Oeffner aus Weiher bei Pommersfelden ist seit 25 Jahren Biolandwirt. Er lehnt den Einsatz von Glyphosat ab. Sein Betrieb kommt ohne aus. "Es verspricht, die Arbeit zu erleichtern. Es geht schneller.
Mit sorgenfrei meint er weniger Unkraut, das - egal ob Bio oder konventionell - der naturgemäße Gegner jedes Bauern ist. Für Oeffner gibt es jedoch Alternativen zum Spritzmittel. Seine wichtigste Methode sei häufigeres Pflügen oder Grubbern. Das dauere zwar länger, als mit der Glyphosat-Spritze über das Feld zu fahren, aber für ihn als Biolandwirt sei die ökologische Erzeugung eben berufsbedingt mit Mehraufwand verbunden.
Eine weitere Alternative zu Glyphosat sei eine andere Fruchtfolge. "Wir haben immergrüne Äcker", sagt Oeffner. Nach der Ernte im Herbst wird eine überwinternde Zwischenfrucht ausgebracht. Im Frühjahr wird sie abgemäht und als Futtersilage verwendet. Die verbliebenen Stoppeln werden zusammen mit Mist in die Erde eingearbeitet und das neue Saatgut wird ausgebracht. Der Vorteil der Zwischenfrucht: Sie verhindert, dass Unkraut zu stark aufkeimen kann.
Auch Egid Dobeneck aus Weppersdorf verzichtet als Biobauer auf Glyphosat. "Man bräuchte es nicht. Es gibt andere Methoden, das Unkraut in den Griff zu kriegen", sagt der 62-Jährige, der bereits 1986 auf Bio umgestellt hat. Wucherndem Unkraut im Getreide etwa könne man mit speziellen Hackgeräten oder dem Striegel gut zu Leibe rücken. Quasi die Methode wie im heimischen Garten: jäten. Nur im wesentlich größeren maschinellen Stil.
Sicherlich, so Dobeneck, sei das nicht so effektiv wie eine Ladung Glyphosat. So groß seien die Einbußen dann aber auch wieder nicht. Das komme ganz auf die Aussaat an. "Im Roggen spielt ein bisschen Unkraut eigentlich keine große Rolle", sagt Dobeneck.
Mehr Dünger, mehr Unkraut
Der Biolandwirt im Nebenerwerb kennt noch einen Grund, warum er gar nicht so stark auf Glyphosat und Konsorten zurückgreifen muss: "In der konventionellen Landwirtschaft ist der Unkrautdruck viel höher. Wegen der Düngung." Im Bio-Bereich werde nicht so intensiv gedüngt, weshalb auch das Unkraut nicht ganz so extrem spriese. Als Dünger verwendet Dobeneck Zwischenfrüchte. Das sind zum Beispiel Klee, Ackerbohne, Lupine oder Senf. Nach deren Ernte werden die Stoppeln eingearbeitet. Als Naturdünger quasi. Dobeneck hat durchaus Verständnis dafür, wenn Kollegen der konventionellen Landwirtschaft auf Mittel wie Glyphosat zurückgreifen. Der Kostendruck sei enorm, die Verlockung, Arbeitszeit einzusparen, zu groß. Dennoch lehnt er den Einsatz ab. Auf Bio umzustellen, diese Option stehe schließlich jedem Landwirt frei.
Eine Einordnung, welche Rolle Glyphosat für die Landwirtschaft spielt, kann Robert Ort geben. Er ist Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Erlangen-Höchstadt. "Bei der Ausbreitung von Unkraut gilt zunächst: Wehret den Anfängen", sagt Ort. Wer seinen Boden gut bearbeitet, der habe weniger Probleme mit Unkraut und könne meist ganz auf das Mittel verzichten.
Das "Problem Glyphosat" sei auch ein Modethema geworden. So sei es bis 2014 noch erlaubt gewesen, auf Getreide, das an der Ähre schon erntebereit ist, aber im unteren Bereich noch grün, Glyphosat zu spritzen. Nach ein paar Tagen ist dann das komplette Feld erntebereit. Der Landwirt muss nicht warten und hat den Vorteil des sicheren Ertrags. Mittlerweile sei das in Deutschland nicht mehr gestatttet, so Ort. Im Ausland dagegen schon, was ein Grund dafür sei, dass Glyphosat im Bier landet, da die Hälfte der in Deutschland verarbeiteten Braugerste aus dem europäischen Ausland importiert werde.