Biogas-Pläne stoßen auf Kritik
Autor: Andreas Dorsch
Dietersdorf, Donnerstag, 27. Januar 2011
Zwei Nebenerwerbslandwirte wollen in Dietersdorf bauen und Strom erzeugen. Eine "Ein-Frau-Bürgerinitiative" kündigt Widerstand an.
Biogasanlagen zur Stromerzeugung liegen derzeit im Trend. Sie schießen überall wie Pilze aus dem Boden - zumindest so lange, wie das "Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien" noch greift und den Betreibern langfristig einen bestimmten Betrag für jede erzeugte Kilowattstunde Strom garantiert.
Nahe des Vestenbergsgreuther Ortsteils Dietersdorf wollen zwei Nebenerwerbslandwirte auch eine solche Anlage bauen. Während heute Abend der Gemeinderat über die Pläne entscheidet, rüstet sich in dem betroffenen Ort Christine Spahn mit ihrer "Ein-Frau-Bürgerinitiative" zum Widerstand. Sie hat 2004 ein 4000-Quadratmeter-Grundstück in Dietersdorf gekauft, um sich "in der Natur " niederzulassen. Wie sie gestern dem FT mitteilte, passe eine Biogasanlage nicht zu ihrem Bild von Natur. Die promovierte Philosophin fürchtet "Gestank, Nutzverkehr und Havarie-Gefahr" und will den Bau der Anlage auf jeden Fall verhindern.
Noch heuer ans Netz
Bauen wollen sie dagegen Erhard Dietsch und Helmut Tittel. "Es handelt sich um eine kleine Gemeinschaftsanlage, die heuer noch ans Netz gehen soll", sagte Dietsch gestern auf Anfrage des FT. Weil die geplante Anlage so klein werden soll, braucht es für sie auch keinen Bebauungsplan, erklärt dazu Otto Tröppner, Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Höchstadt. Es handle sich um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich, für das ein normaler Bauantrag reiche.
Die beiden Landwirte im Nebenerwerb sind überzeugt, mit ihrem Projekt auch etwas für die Umwelt zu tun. Sie sehen die Zukunft in erneuerbaren Energien und nicht in der Kernkraft. Um die Anlage umweltgerecht betreiben zu können, bereiten sie sich derzeit in einem mehrtägigen Seminar in den landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf vor.
Dietsch und Tittel haben sich entschlossen, die Millionen-Investition gemeinsam anzugehen, sich damit die Arbeit besser aufteilen zu können und auch das Risiko zu halbieren. Maximal 380 Kilowatt in der Stunde sollen die mit dem erzeugten Biogas angetriebenen Generatoren liefern. An einem Konzept für die Nutzung der Abwärme wird noch gefeilt.
Kein Entenmist
Gespeist werden soll die etwa 150 Meter südlich vom Ort geplante Biogasanlage mit über 30 Prozent Gülle, daneben mit Gras, Mais und Auswuchsgetreide. Diese Substrate kaufen die Betreiber den Landwirten ab und geben ihnen damit auch eine Chance, ihre Sachen loszuwerden. Der Einsatz von Entenmist aus einer Warmersdorfer Großmästerei sei jedenfalls nicht geplant, versichert Erhard Dietsch. Die beiden Investoren sind auch sicher, dass die Anlage nicht zu einer Geruchsbelastung der Umgebung führen wird. "Wir haben uns über den Standort viele Gedanken gemacht und leben ja auch selbst dort", sagt Dietsch.
Mit Photovoltaik verschandelt
Die Ein-Frau-Bürgerinitiative Christine Spahn kündigte an, "alle juristischen Mittel" auszuschöpfen, um die Anlage zu verhindern. Sie werde sich dafür auch "den besten Fachanwalt" leisten. Ihre Haltung: "Das ganze Tal ist schon mit Photovoltaikplatten verschandelt, da braucht es nicht auch noch eine Biogasanlage."