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"Biermösl"-Rebell kommt nach Höchstadt


Autor: Rudolf Görtler

, Mittwoch, 06. November 2013

Der ehemalige "Biermösl"-Texter Hans Well ist jetzt mit seinen Kindern unterwegs. Am Freitag tritt er in der Ritter-von-Spix-Mittelschule in Höchstadt auf.
Hans Well mit zweien seiner Kinder: Die Gruppe heißt "Wellbappn" Foto: privat


Die legendäre Volksmusik-Kabarettgruppe "Biermösl Blosn" gibt es nicht mehr. Die drei Brüder Hans, Christoph und Michael Well waren sich uneins über den weiteren künstlerischen Kurs. Hans Well (60) ist jetzt mit seinen drei Kindern als "Wellbappn" auf Tournee. Morgen ist die Truppe um 20 Uhr in der Ritter-von-Spix-Mittelschule zu erleben. Mit dem FT sprach Hans Well über die Frischzellenkur der jungen Leute, über Bayern und die Möglichkeiten der Kunst.

Fränkischer Tag: Wie ist denn das Verhältnis zu Ihren Brüdern?
Es ist eine Entwicklung gewesen, die sich einfach ergeben hat. Man hat sich auseinandergelebt, auch auseinanderentwickelt, weil die Interessen unterschiedlich waren. Ich wollte mehr neues Programm machen, und meine Brüder haben diese Notwendigkeit so nicht gesehen.

Es war ja so: Die CSU und Bayern hatten sich verändert. Die Biermösl Blosn war zur puren Unterhaltung für eine längst etablierte Protestszene geworden. Was sagen Sie dazu?
Zumindest in Teilen stimmt das. Wir haben schon noch manchmal gezielt für Bürgerbewegungen gespielt. Aber insgesamt ist das leider schon so, dass wir immer mehr rausgefallen sind aus der Lebenswirklichkeit. Die Zeiten haben sich geändert. Die Feindbilder, die wir hatten, die haben einfach nicht mehr gestimmt.

Wie hat sich denn die CSU verändert?
Die sind viel geschleckter geworden. Früher sind sie grobschlächtig dahergekommen. Inzwischen sind sie wesentlich smarter, was ja eine Qualität ist, über die man streiten kann. Leute, die ehrlicher dahergekommen sind, waren mir lieber als diese JU-Aufsteigertypen. Da gibt es den schönen Satz: Die Spießer werden immer jünger. Wenn man diese stromlinienförmigen Leute sieht, die nur das eigene Fortkommen im Auge haben, das ist ekelhafter. Aber nach der letzten Wahl haben die Aufwind.

Die uralte Frage: Kann man mit Kunst, mit Kleinkunst politisch etwas verändern?
Erstens einmal kann man die Leute auf einem besseren Niveau unterhalten, als es daheim am Fernseher üblich ist, und zweitens kann man die Leute sensibilisieren für bestimmte Themen. Man kann sich lustig machen über Zustände und das Publikum dabei mitnehmen. Aber ich glaube nicht, dass das ein zählbares Ergebnis bringt, das sich in irgendwelchen Wahlen niederschlägt. Das wäre ziemlich vermessen.

Und dieses Wort "pure Unterhaltung"? Es hat sich ja auch das Publikum verändert von langhaarigen Protestlern zu etablierten Lehrern.
Vorsicht, nichts gegen Lehrer, mein Jonas geht noch in die Schule und meine Haare sind auch kürzer. Ich habe überhaupt nichts gegen Unterhaltung. Jeder, der nicht als Politiker, sondern als Kabarettist oder Satiriker auf der Bühne steht, der muss einfach die Leute auch unterhalten. Es kommt halt darauf an, ob gut oder schlecht, ob man das Programm routiniert runterhaut oder sich auch spontan etwas einfallen lässt.

Sind die Wellbappn die wieder auferstandene Biermösl Blosn oder was Eigenes?
Schon was Eigenes, denn die sind ja viel jünger - meine Töchter sind 22 und 20 Jahre alt, der Jonas ist 17 -; jemand hat geschrieben, dass das eine Frischzellenkur für die Biermösl Blosn wäre. Da ich die Texte verfasse und ich mich nicht grundlegend verändern kann, sind die Wellbappn natürlich in gewisser Weise eine Fortsetzung der Biermösl.

Wie stehen denn Ihre Kinder zu dem Projekt "Wellbappn"?
Sie sind ein maßgeblicher Teil davon. Die Kinder hatten schon lange Zeit Lust, mit mir politisches Kabarett zu machen. Die haben natürlich gesehen, was ich mit den Brüdern gemacht habe, die waren oft mit dabei. Sie haben Gott sei Dank auch Interesse an dem, was in der Welt vor sich geht.

Wie schaffen das denn die Kinder? Ich nehme an, dass sie in der Ausbildung sind.
Zwei studieren, das Musikspielen machen sie so nebenbei, deswegen können wir auch nicht allzu oft spielen. Sorgenkind ist der Jonas, weil der erst in der 11. Klasse ist.

Mir ist beim Anhören der Wellbappn-CD auch aufgefallen, dass Bildungspolitik jetzt ein Thema ist. Frischzellenkur?
G9 und G8 sind auch in der Familie ein Thema gewesen, wo man sich aufgeregt hat, weil wir selber betroffen waren. In dem Bereich wurde ich von den Kindern auch gut beraten. Überhaupt wird manches von ihnen initiiert. Das ist für mich alten Knacker nicht schlecht.
Die Texte schreiben Sie?
Die mach ich, und die Musik ist teils traditionell oder wird von den Kindern und mir gemacht.

Sie sind jetzt 60 Jahre alt. Wird's Ihnen nicht zu beschwerlich, weiterhin auf Tour zu gehen?
(lacht) Na, na, ich orientiere mich da am Dieter Hildebrandt, der ist 86 und fit wie ein Turnschuh. Wir waren vor kurzem in Frankfurt und drei Tage später in Wien, aber es macht mir einfach unglaublich Spaß nach wie vor. Ich stehe sehr gern mit den Kindern auf der Bühne. Es ist sofort wieder viel spannender, wenn die Routine der letzten Biermösl-Jahre wegfällt.

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