Druckartikel: Bewährungsprobe mit der Weihnachtsdeko

Bewährungsprobe mit der Weihnachtsdeko


Autor: Pauline Lindner

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 14. August 2013

36 Azubis aus ganz Nordbayern haben für 14 Tage den Obi-Markt in Höchstadt übernommen. Sie organisieren das Tagesgeschäft und Sonderaktionen eigenverantwortlich. Dabei wird ausgerechnet die Weihnachtsdekoration im August zur Bewährungsprobe.


Marco Worsch holt mit dem Gabelstapler eine Palette mit Christbaumkugeln aus der obersten Etage des Warenlagers. Vorsichtig schiebt er die Gabel darunter und lässt die zerbrechliche Last sanft zu Boden sinken. Worsch hat gerade sein erstes Lehrjahr hinter sich. Verantwortlich ist er für angelieferte Waren, das Verstauen in den Hochregalen und das Aushändigen größerer Gegenstände an Kunden.

Jetzt, mitten im August Weihnachtsartikel? Das gehört tatsächlich zum Konzept der Lehrlinge, die vom 5. bis zum 17. August den Höchstadter Obi-Markt übernommen haben. Zwölf künftige Führungskräfte und 24 angehende Kaufleute schmeißen den Laden - als Franken übergreifendes Projekt. Und das heißt bei weitem nicht nur die Übernahme des Tagesgeschäfts. Jeden Tag gibt es eine besondere Aktion.

Für das kommende Wochenende unter anderem einen großen Schnäppchenmarkt - mit teils ungewöhnlichen Artikeln. "Wir hatten bereits Schneeschieber in der Werbung", erklärt dazu Stephan Weißer, der in die Rolle des Marktleiters geschlüpft ist.

Der Schnäppchenmarkt dient saisongemäß erst einmal dem Abverkauf von Sommerartikeln. Aber warum nicht als Gag ein paar Wichtel, Rentiere, Stofftannenbäume oder Goldsterne darunter schmuggeln? Ab Oktober werden winterliche Artikel sowieso die Wechselfläche des Hauses bevölkern. Artikel, die schon längst bestellt sind. Jetzt kommen sie also schon im Sommer-Schnäppchenmarkt zur Geltung.

"Den Einlagerungsbestand neben dem Tagesgeschäft herzaubern", nennt Weißer die Zusatzaufgabe für Worsch. "Es war nicht ganz einfach, alles zu finden", sagt Worsch offen. Aber jeder Logistiker hat seine eigene Methode und Worsch war bislang nur mit den Gegebenheiten in Pegnitz vertraut.

Vom dortigen Markt ist auch Lisa Kästner "ausgeliehen". Sie absolviert ein duales Studium zum Handelsfachwirt und hat zusammen mit Weißer die Marktleitung inne. Die beiden und ihre Kollegen von den Bereichsleitungen hatten eine Woche Einarbeitungszeit. "Da haben wir in Doppelbesetzung mit den regulären Kollegen gearbeitet", erklärt sie.

Danach haben sie deren Aufgaben übernommen. Dazu gehört auch die Vorbereitung einer gemeinsamen Werbeaktion aller deutschen Obi-Märkte, die am 19. August beginnt. "Wir müssen uns um Bemusterung und Platzierung kümmern und die Preise umstecken", beschreibt Kästner die Aufgabe. Derweil klingelt wieder einmal ihr Handy. Ein Kollege bittet sie in den Kassenbereich. Kundenbetreuung - das ist Tagesgeschäft. Bei allem Engagement gibt es schon mal eine Panne: Auf der Sonnenschirm-Packung stand blau, innen war die Bespannung rot. Und Rot wollte der Kunde nicht.

"In so einem Fall greift unser interner Warenverkehr", erklärt Weißer. Er fragte bei einem anderen Obi-Markt nach und mit dem Firmenauto wurde der Schirm in der richtigen Farbe geholt und dem Kunden gleich geliefert. Der hat sich offenbar gefreut und eine Dankeschön-Email geschrieben - mit einem Satz, den Weißer für zitierenswert hält: "Der Kunde möchte nicht König sein, sondern nur nach seinen Bedürfnissen behandelt werden."
Überhaupt sei die Kundenresonanz sehr positiv, meint Weißer nach einer Woche Marktleiter. "Alle freut es, wenn vor allem ältere Kunden sagen, dass sie die Kollegen wirklich ersetzen."

Teamarbeit ist wichtig

In einem Punkt sind die "Jungen" den Anderen sogar über. Schon ein halbes Jahr vor der "Übernahme" bildeten sie Teams, um die Sonderaktionen vorzubereiten. Um zum Beispiel Lieferanten für Vorführungen zu gewinnen. "Da muss man aufpassen, dass keine Mitbewerber am gleichen Tag im Haus sind", nennt Kästner als Kriterium. Zur Teamarbeit gehört auch, dass es noch ein bisschen mehr gibt. So hält die Höchstadter Feuerwehr eine Löschübung ab, während eine Fachfirma über Rauchmelder informiert.

Dass die Brandmelder vor einigen Tagen loslegten, das gehörte nicht zu dieser Übung. "Das war tatsächlich ein technischer Defekt, der den Alarm auslöste", erklärt Weißer. Eine der Unwägbarkeiten, die niemand planen kann. Wie auch die Sache mit dem Schloss, mit dem ein Anhänger auf dem Schaugelände gesichert war. Ein Kunde hatte das Fahrzeug erworben. Doch wo war der Schlüssel zum Aufsperren? "Uns wurde vieles gezeigt, To-Do-Listen für Notfälle aller Art, aber alles, das ist unmöglich", sagt Weißer nüchtern. Mit einem Anruf zu Hause beim Zuständigen war das Problem dann zu lösen.