Besuch aus Portugal an der Aurach
Autor: Manfred Welker
Herzogenaurach, Mittwoch, 17. Juli 2013
Joaquim da Costa arbeitete 22 Jahre lang bei der Firma Schaeffler. Auch 20 Jahre später zieht es ihn immer wieder nach Herzogenaurach.
Herzogenaurach ist eine Stadt mit einer großen Zahl von Nationalitäten. Die großen Betriebe hatten vor einigen Jahrzehnten viele Arbeitsplätze zu besetzen. Italiener, Spanier, Portugiesen, Griechen, Kroaten, Serben und Türken kamen. Viele waren zum Arbeiten hier, um sich etwas zusammenzusparen und dann wieder in ihre Heimat zurückzukehren, manche sind in Deutschland geblieben, manche kommen zumindest öfters zu Besuch.
Einer davon ist Joaquim da Costa aus Portugal, der seit mehr als 20 Jahren wieder zurück in seiner Heimat ist, aber immer wieder an die Aurach kommt. Zu Zeiten der Hochkonjunktur lebten mehr als 20 portugiesische Familien in Herzogenaurach.
"Wir haben viele Feste miteinander gefeiert", erinnert sich da Costa an diese Zeit.
Die portugiesische Gemeinde war so stark, dass eine Zeit lang jeden Sonntag ein portugiesischer Geistlicher aus Nürnberg mit ihnen die katholische Messe in der Marienkapelle am Kirchenplatz von Herzogenaurach feierte. Später verkürzte sich dieser Zeitraum auf zwei Wochen. Inzwischen ist diese Tradition ganz zum Erliegen gekommen.
Joaquim da Costa hat 22 Jahre in Herzogenaurach gearbeitet und gelebt, von September 1970 bis April 1993. Er war in der Dreherei bei der Firma Schaeffler beschäftigt. Gewohnt hat er unter anderem im Ina-Ring in einer Wohnung, die er sogar als Eigentumswohnung erworben hatte. "Für mich ist Herzogenaurach meine zweite Heimat", sagt er nur. "Ich habe hier immer noch viele Bekannte." Auch die deutsche Sprache hat er nie verlernt. Seine Familie lebte einen großen Teil dieser Zeit mit ihm in Herzogenaurach. Seine Frau Maria de Lourdes hatte eine Ausbildung zur Lehrerin und wirkte in diesem Beruf auch in Deutschland.
Auch die Kinder, drei Mädchen und zwei Jungs, Isabel, Josef, Lilli, Juan und Paula, haben eine wichtige Zeit ihres Lebens in Herzogenaurach verbracht. Aber lediglich sein Sohn Juan ist in Deutschland geblieben und wohnt jetzt in Höchstadt. Inzwischen kann sich Joaquim da Costa darüber freuen, dass er schon Uropa ist.
Auch wenn er schon viel Jahre wieder in Portugal lebt, zieht es ihn doch immer wieder nach Deutschland. Die deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und Fleiß hat er zu schätzen gelernt. Auch Reisen mit der Stadt Herzogenaurach sind ihm in guter Erinnerung geblieben. Und bei jedem Besuch in Herzogenaurach macht er bei seinen Bekannten und Freunden die Runde. Eine Flasche Portwein hat er für viele dabei.
Auch die Familie Welker mit ihrer Schlosserei am Hirtengraben gehört zu da Costas Zielen. Die Werkstatt war für ihn oft Anlaufpunkt, wenn es darum ging, kleine Reparaturen auszuführen. Firmenchef Valentin Welker schätzte ihn als Ratgeber und Tüftler.
Den Termin für seinen Besuch im Juli in diesem Jahr hatte Joaquim da Costa auch wegen der Sommerkerwa gewählt. Mit seinem Landsmann Joaquim Alves machte er einen Abstecher auf das Festgelände in den Weihersbachanlagen.
Die einfache Fahrtstrecke von Barcelos in Portugal nach Herzogenaurach beträgt mit dem Auto rund 2500 Kilometer, die sich mit einer Zwischenübernachtung in Frankreich einigermaßen bewältigen lassen. Fliegen wäre vielleicht bequemer, aber das Auto dient ihm auch dazu, seine Bekannten zu besuchten. Allein in und um Herzogenaurach hat er mit dem Auto in wenigen Tagen 500 Kilometer zurückgelegt.
Wenn Joaquim da Costa in Deutschland ist, dann hat er auch jedes Mal eine Liste von Dingen dabei, die in Portugal nur schwer zu erhalten sind und die er bei der Rückreise im Gepäck mit dabei hat. In Portugal hat sich die Familie da Costa ein neues Haus gebaut, da das alte nicht so groß war und vor allem keine Heizung hatte. Das neue Anwesen verfügt über diese Ausstattung. "Man kann auch etwas Komfort haben", meint der "deutsche" Portugiese Joaquim da Costa nur dazu.
Wenn er Herzogenaurach wieder verlassen wird, hat er den nächsten Besuch aber schon wieder im Hinterkopf. Vielleicht ebenfalls zur Kirchweih.