Besser nähen als niesen
Autor: Johanna Blum
LKR Erlangen-Höchstadt, Sonntag, 29. März 2020
Selbstgenähte Mundschutzmasken sind keine Medizinprodukte, haben vielleicht eher einen psychologischen Effekt. Dennoch: Das Engagement setzt ein Zeichen.
Schutz für Mund und Kleidung ist schon seit Wochen in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen Mangelware. Nachdem sich die Situation mit dem Corona-Virus zugespitzt hat, haben sich auch viele Menschen für den Alltag solche Masken gekauft. Nun fehlen sie an den wichtigen Stellen.
"Alle Altenheime, Krankenhäuser und Wohneinrichtungen wie wir leiden unter den Lieferengpässen von Schutzkleidung", sagt Günther Allinger, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder in Gremsdorf. Daher sei einer Wohnbereichsleitung die Idee gekommen, Schutzmasken selbst herzustellen.
Bunte Mundschutzmasken
"Das Problem am Anfang war, überhaupt Stoff zu bekommen." Durch einen Spendenaufruf konnte dieser Engpass für die Eigenproduktion von Mundschutzmasken überbrückt werden. Bis Ende nächster Woche wollen die Näher für die Einrichtung in Gremsdorf 1000 Stück produziert haben. Und es helfen alle mit: Mitarbeiter, die Angestellten in der hauseigenen Näherei sowie ehrenamtliche Helfer. Bald sollen auch Schutzkittel genäht werden. "Alles ist waschbar und wiederverwendbar", sagt Günther Allinger.
Es werden vor allem bunte Stoffe für die Mundschutzmasken verwendet. "Wir versuchen, unseren Bewohnern die Situation so gut es geht zu erklären. Ein weißer Mundschutz wird aber häufig mit Ärzten wie dem Zahnarzt verbunden und löst Angst aus. Das wollen wir natürlich vermeiden."
Der Alltag im Heim laufe soweit gut. Es herrsche zwar ebenfalls ein völliges Besuchsverbot, aber man mache das Beste aus der Situation. Der Alltag spiele sich momentan auf den Stationen ab. Dennoch überlegen sich die Mitarbeiter immer etwas, das für Abwechslung sorge. "Alle sind wirklich sehr engagiert."
Viele Initiativen
Auch Privatpersonen versuchen zu helfen: Der Hilferuf nach Mundschutzmasken erreichte auch eine nähbegeisterte Neuhauserin. "Auf Facebook hab ich den Aufruf der Awo Bamberg und Erlangen gelesen: Aufgrund der Corona-Pandemie sind Mundschutze kaum mehr zu bekommen. Bitte helfen Sie uns, unsere Bewohner und Mitarbeiter zu schützen."
Die Neuhauserin ist ohnehin schon in verschiedenen Nähgruppen aktiv. Nach diesem Aufruf hat sie sich spontan der Gruppe "Handmade Behelfs-Mundschutz (BMNS)" auf Facebook angeschlossen. Die Mitglieder der Gruppe nähen Behelfs-Mundschutze für Berufsgruppen, die diese dringend benötigen. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und auf Spendenbasis. Die Gruppe, die am 18. März gegründet wurde, zählt mittlerweile 6326 Mitglieder.