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Weihnachten im Altenheim: "Besser hier, als allein zu Hause"


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 23. Dezember 2016

Im Höchstadter Seniorenzentrum St. Anna feiern die Bewohner in der Gemeinschaft. Ein Entbürokratisierungsmodell lässt hoffen.
Am Tag vor Heiligabend stand in St. Anna noch einmal Gymnastik auf dem Programm. Foto: Andreas Dorsch


An den Abfertigungsschaltern auf den Flughäfen bilden sich in diesen Tagen wieder lange Schlangen. An den Talstationen in den Skigebieten sieht es nicht viel anders aus. Immer mehr Menschen zieht es über Weihnachten in den Süden oder in die Berge. Andere feiern zu Hause im Kreis ihrer Familien. Es gibt aber auch Ältere, Kranke und Gebrechliche, die nicht mehr auf der Sonnenseite des Lebens stehen, die ihren Lebensabend in einem Altenheim verbringen. Dort bemüht sich das Personal, seinen Bewohnern ein schönes Fest zu bereiten.

"Weihnachten ganz alleine zu Hause ist schlimmer als bei uns", ist Johanna Auerbeck, Leiterin des Vitanas-Seniorenzentrums St. Anna in Höchstadt, überzeugt. Manche ihrer Bewohner feiern hier sogar mit der ganzen Familie, weiß Auerbeck vom vergangenen Jahr. Die Bewohner wollten gar nicht heim.

Viele werden an den Feiertagen von ihren Angehörigen abgeholt, wie beispielsweise eine 79-jährige Lonnerstadterin. Sie erwartet ihre Tochter. Aber auch in St. Anna fühlt sich die Lonnerstadterin wohl. "Die Schwestern geben sich große Mühe", verriet sie dem Fränkischen Tag. Dem kann eine 83-jährige Frau aus Saltendorf nur beipflichten. Auch sie besucht an den Feiertagen die Tochter. "Weihnachten ist eine schwere Zeit, wenn man nicht zu Hause ist", sagt die Saltendorferin.


Mehr Zeit für die Menschen

Damit die Zeit nicht ganz so schwer wird, serviert die Küche den Heimbewohnern an Weihnachten unter anderem ein festliches Menü. "Die kommen dann auch besonders schön angezogen", sagt Heimleiterin Auerbeck.
Die Zeit, die das Pflegepersonal für die Bewohner aufwenden kann, diktiert der Personalschlüssel. Ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit floss in der Vergangenheit in seitenlange Dokumentationen. Auerbeck hofft, dass sich das bald ändert. Das neu entwickelte Pflege-Entbürokratisierungsmodell SIS (strukturierte Informationssammlung) soll dabei helfen. Auerbeck erwartet sich von dem neuen Modell eine "positive Umverteilung der Zeit, hin zum Menschen". Das Personal bekomme dann wenigstens eine "gefühlte Berechtigung", sich mit den Bewohnern auch einmal etwas länger unterhalten zu können.

Derzeit werden in St. Anna die knapp 150 Bewohnerakten auf das Entbürokratisierungsmodell SIS umgestellt. Weil die Umstellungsphase noch nicht abgeschlossen ist, hat die examinierte Pflegefachkraft Tatjana Rull noch nichts von einer Zeitersparnis gespürt.

Die Dokumentationen über jeden einzelnen Bewohner können vom Medizinischen Dienst und auch von den Angehörigen jederzeit eingesehen werden. Dokumentiert wird abhängig von der Pflegestufe. Bei Stufe eins einmal in der Woche, bei drei täglich. Darüber hinaus wird jede Auffälligkeit im Protokoll festgehalten.

Ins Berichtsblatt wird alles mit der entsprechenden Uhrzeit eingetragen. Wie es dem Senior im Haus geht, wie er sich fühlt, Mimik und Gestik, der Haut- und Ernährungszustand und das Wohlbefinden. Übers Essen und Trinken müssen ebenfalls Protokolle angelegt werden, sagt Tatjana Rull. Mit der neuen strukturierten Informationssammlung soll das alles etwas leichter und mit weniger Zeitaufwand gehen.

Etwas gebracht haben auf jeden Fall die sogenannten Alltagsbegleiter, sagen Rull und Auerbeck. Seit Januar haben jeweils 20 Bewohner ein Recht auf einen solchen Alltagsbegleiter. Diese werden qualifiziert, bezahlt, sind fest angestellt und ausschließlich für die Menschen da, ohne Pflege- und Dokumentationsaufgaben.