Bescherung von oben: Zeltschutz gegen "Storchengrüße"
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 27. März 2013
Nach einigen "Streifschüssen" durch über dem Hauptportal nistende Störche sollen Zeltdächer die Besucher der Höchstadter Stadtpfarrkirche St. Georg schützen.
Wird jetzt vor der Kirche Party gefeiert? Oder ist das die neue Unterstellmöglichkeit für rauchende Gottesdienstbesucher? Nein, die beiden Zeltdächer an der Westfassade dienen dem Schutz der Kirchgänger vor den Ausscheidungen der Störche, die sich seit wenigen Tagen hoch droben über dem Hauptportal einen Horst bauen und heimisch einrichten. Die Regierung von Mittelfranken hat das Aufstellen der Zelte angeordnet.
Bei der Palmprozession am Sonntag haben wieder einige Gläubige "Streifschüsse" abbekommen, berichtet Dekan Kemmer. Die Zelte sollen jetzt erst einmal bis mindestens 21. April stehen bleiben - bis das Osterfest und die Kommunionfeiern vorbei sind. Kemmer spricht nur noch von "absurdem Theater". Er wollte den Storch schon am ersten Tag wieder vom Kirchendach verscheuchen. Ein Mitarbeiter sollte das mit der Drehleiter der Feuerwehr erledigen. Der Geistliche hatte seine Rechnung jedoch ohne die Behörden gemacht.
Für Umsiedlung zu spät
Weil der Storch bei uns als Wildtier den höchsten Schutz genießt, hat sich inzwischen auch Gabriele Kluxen eingeschaltet, die Referentin für Artenschutz bei der Regierung von Mittelfranken. "Für eine Umsiedlung ist es jetzt zu spät", erklärte Kluxen. Sie habe als Zwischenlösung die Zelte aufstellen lassen und auch das Geld für die Miete über das Landratsamt bereitgestellt. Wenn die Jungen ausgeflogen sind, könne dann im August eine Verlegung des Horstes angegangen werden, sagt sie.
Wenigstens ein kleiner Lichtblick für Dekan Kemmer und seinen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Georg Walcher, der die Aufgabe übernommen hat, sich um das Thema Storch auf dem Kirchendach zu kümmern.
"Ich bin bald verrückt geworden und kann inzwischen nicht mehr", klagte Kemmer am Mittwoch und erinnerte an einen Auftritt vor Jahren im Fasching, als er zur damaligen Taubenplage erklärte, er habe die Tiere nur getauft und gefirmt und sie wurden nie mehr wieder gesehen. Vielleicht sollte er das mit den Störchen auch machen.
An die 25.000 Euro hat die Kirche in den vergangenen Jahren allein in die Taubenvergrämung investiert und genau diese Einrichtung nutzen die Störche nun für ihren Horstbau. Nach den Erlebnissen der letzten Tage rät Kemmer Bürgern, die sich von Ämtern nicht richtig behandelt fühlen, nur zu sagen: "Ich möchte behandelt werden wie ein Storch."