Bernd Händel: Die Show geht weiter
Autor: Johanna Blum
Adelsdorf, Freitag, 03. März 2017
Bekannt ist Bernd Händel als Sitzungspräsident des Veitshöchheimer Faschings. Aber auch ein König der Narren hat nicht immer etwas zu lachen.
Bei Bücher Schmidt in Adelsdorf findet am 24. März um 19.30 Uhr für die Freunde der fränkischen Kultur eine Lesung der besonderen Art statt. Der Sitzungspräsident des Veitshöchheimer Faschings, Kabarettist, Stimmenimitator, Comedian und "Handlungreisender in Sachen Humor" Bernd Händel, wird aus seinem Buch "Faschingskind - Nicht nur närrische Zeiten" lesen. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 09195/992057 oder an info@buecher-schmidt.de.
FT:Woher kommt eigentlich Ihr karnevalistisches Talent? Man liest, Sie hätten es "mit der Muttermilch aufgesogen"?
Bernd Händel: Ich wurde in eine karnevalistisch geprägte Künstlerfamilie hineingeboren. Mein Vater Willi Händel ist einer der legendären zwei Peterlesboum. Da war ich von klein auf immer dabei und daher bin ich wohl mit dem "Rampen-Sau-Virus" für immer infiziert!
Gab es in Ihrem Leben noch andere Schwerpunkte als Karneval?
Der Karneval gab mir die Möglichkeit, mein Talent zu zeigen und auszubauen - mein Sprungbrett in die Welt des Showbiz. Natürlich gibt es in meinem Leben andere Schwerpunkte wie Familie, Freunde etc.Ich bin seit 1988 selbstständig und das ganze Jahr unterwegs. Nicht nur im Fasching. Da lag der berufliche Schwerpunkt auch auf dem Ausbau meines Bekanntheitsgrads und meines Kerngeschäfts Entertainment! Aber natürlich war und ist der Fasching ein wesentlicher Baustein meines Erfolges.
Wie wird man Sitzungspräsident in Veitshöchheim?
Man wird ernannt. Zumindest war das bei mir so. Ich habe mich nie beworben. Es ist einfach passiert. Wie, steht in meinem Buch! Aufreibend ist das Amt das Sitzungspräsidenten nicht, aber aufregend schon.
Wie geht es vor einer Faschingssitzung hinter den Kulissen in Veitshöchheim zu?
Wir proben ja schon eine Woche vorher jeden Tag in der Halle jeden Einzug, jede Ansage und jede Solonummer. Das ist konzentriert, aber doch auch locker und eingespielt. Manchmal wird diskutiert, wenn es um Kürzungen der Beiträge geht oder wenn innovative Übergänge inszeniert werden sollen.
1988 hängten Sie Ihren erlernten Beruf als Groß- und Außenhandelskaufmann an den Nagel und stiegen professionell ins Showgeschäft ein. Hat es sich gelohnt?
Ja das war schon gewagt. Vor allem, wenn man wie ich eine Familie mit zwei kleinen Kindern hat. Aber die Doppelbelastung war damals einfach zu groß und ich musste mich entscheiden. Bereut habe ich es nie.
Und gelohnt hat es sich auch. Damit meine ich nicht den finanziellen Aspekt, sondern eher die gewonnene Lebensqualität in Form von Freiheit, sein eigener Herr und unabhängig sein. Vor allem, weil ich die nichtselbstständige Arbeit auch kannte. Schließlich war ich 13 Jahre in einer großen Firma als Angestellter tätig.
Man nennt Sie auch den "Herrn der Stimmen" - über 30 Prominente kommen aus Ihrer Kehle. Wie lernen Sie die unterschiedlichen Stimmen?
Das fing an mit meinem Spaß am Nachmachen von Dialekten. Und über die Dialekte kamen die ersten Promis wie Strauß, Brandt und Kohl bis hin zu Stoiber, Beckstein und letztendlich auch Seehofer. Aber ich imitiere auch Stimmen aus anderen Bereichen wie Film, Sport und auch Kabarett. Die Stimmen kommen nicht alle auf einmal, sondern sehr unterschiedlich und über Jahre hinweg. Dadurch wächst das Repertoire langsam aber stetig an und irgendwann staune ich selbst darüber, wie viele Menschen ich schon nachgemacht habe.
Man kann auch nicht jeden imitieren. Da muss schon alles zusammenpassen. Zum Beispiel Stimmlage, Dialekt und Gestik.
Sehr gern habe ich immer Politiker nachgemacht. Aber auch Herbert Hisel oder Michael A. Roth machen heute noch Spaß und ich staune immer wieder darüber, wie die Leute darüber lachen können.
Sie sind ein viel gefragter Sprecher für Funk- und Werbespots. Wie kam es dazu und wie unterscheidet sich diese Arbeit von Auftritten auf der Bühne oder vor der Kamera?
Wenn ich im Tonstudio arbeite, sind das vorwiegend Produktionen für die Werbung. Da muss man sehr genau sein. Das läuft so, dass eine Werbeagentur XY einen Sprecher sucht, der einen bestimmten Prominenten nachmachen kann.
Die Arbeit im Tonstudio ist immer ein gutes Training. Da wird so oft eingesprochen, aufgenommen und nur die beste Aufnahme wird "gekauft" wie man in der Fachsprache sagt. Aber es ist nur ein Teil meiner Tätigkeiten.
Es fehlt das Lampenfieber, das Prickeln und der Kick, den man nur bei einem Bühnenauftritt spürt.
Im Januar 2016 erschien Ihr Buch "Faschingskind - Nicht nur närrische Zeiten". Wie kam die Idee zu diesem Buch?
Meine Tochter schenkte mir ein Buch für meine Enkelkinder mit dem Titel: "Opa erzähl doch mal". Das ist eine Art Fragebogen über das Leben des Großvaters. Der Opa oder die Oma können dort ihre wichtigsten Erlebnisse reinschreiben, um sie für ihre Enkelkinder zu hinterlassen. Nun, das war mir zu aufwendig und hat mir nicht gefallen. Da kam die Idee: Mensch schreib' doch gleich selber ein Buch. Das habe ich getan und so ist es entstanden. Das war zwar noch mehr Arbeit, hat aber großen Spaß gemacht und war für mich auch wieder eine neue Erfahrung.
Man lädt Sie auch gern als Entertainer ein. In welche Rollen schlüpfen Sie dann?
Hier biete ich meine kabarettistische Parodieshow. Das "Best of" sozusagen! Oft auch werden kundenspezifische Wünsche mit eingebaut, was die Show dann noch persönlicher macht. Besonders bei Geburtstagen oder Jubiläen. Aber auch meine Paraderolle als Mafiaboss für Prominente, mein Alter Ego "Silvester Capone", wird gebracht.
Aus dem Titel Ihres Buchs liest man heraus, dass Sie nicht nur närrische Zeiten erlebt haben - was sind die Nackenschläge, auf die Sie sich hier beziehen?
Nun da ist vor allem der Verlust meiner Frau Uschi, die 2011 mit nur 54 Jahren innerhalb eines halben Jahrs an Krebs starb. Die Mutter meiner drei Kinder. Das war der "worst case" für meine Kinder und mich.
Da verstehst du die Welt nicht mehr und fällst in ein tiefes Tal der Trauer. Das tat verdammt weh. Aber über die Familie und auch über meinen Beruf habe ich wieder zurückgefunden und erkannt, meinen Weg einfach weiter zu gehen. Niemals aufzugeben!
Wieder aufstehen und weitermachen. Und vor allem das zu machen, wofür ich hier bin: Die Menschen mit meinem Talent zum Lachen zu bringen und ihnen Freude zu bereiten.
Das schönste Erlebnis hatte ich mal bei einer Veranstaltung, als eine Frau nach meiner Show zu mir kam und sagte: "Wissen Sie Herr Händel, ich bin schwer krank, aber diese zwei Stunden mit Ihnen haben mich meine Krankheit vergessen lassen und ich war in einer anderen Welt."
Ich konnte darauf nichts erwidern. Ich war einfach ergriffen von Dankbarkeit und Demut. Das war für mich das schönste Kompliment, das ich jemals bekommen habe. Allein für so einen Satz hat es sich schon gelohnt diesen Beruf zu wählen.
Verraten Sie uns ein bisschen, was Sie noch so vorhaben? Sie denken hoffentlich noch lange nicht ans Aufhören?
Keineswegs. Solange die Leute mich sehen wollen, mache ich weiter. Die Menschen haben ja auch ein sehr feines Gespür dafür, ob der Künstler seine Arbeit aus vollem Herzen macht oder nicht. So lange es in mir brennt, weiterhin auf die Bühne zu gehen, müssen Sie mit mir rechnen!
Im Übrigen habe ich schon noch einige überraschende Projekte in Arbeit! Aber das ist noch nicht spruchreif! Und was die TV-Präsenz angeht - die man ohnehin nicht beeinflussen kann - halte ich es immer sehr gern mit meinem guten Freund Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapelln: Wir machen weiter - so lange bis man uns rauswirft!
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