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Baustelle bringt Urlaubsgefühle


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 30. August 2012

Durch die Spitalstraße fahren kaum noch Autos. Die sonst von Verkehrslärm geplagten Anwohner genießen diese Zeit.
Wenn Andrea Vogel in ihrem historischen Fachwerkhaus in der Spitalstraße ihr Wohnzimmerfenster öffnet, hört sie in diesen Wochen fast nichts mehr. Die Vollsperrung (im Hintergrund) hat das Verkehrsaufkommen und den damit verbundenen Lärm deutlich reduziert.   Fotos: Andreas Dorsch


Wenn es nach Andrea und Roland Vogel ginge, könnte die Großbaustelle unweit ihres Hauses in der Spitalstraße noch lange bestehen bleiben. Die Vollsperrung der Hauptverkehrsachse zwischen Krankenhaus und Kaufland beginnt zwar erst einige Meter weiter, aber trotzdem erleben die Vogels jetzt Zeiten, wie in den letzten Jahren nicht mehr.

"Wir können nachts sogar mit offenem Fenster schlafen", freut sich Andrea Vogel. "Wir fühlen uns wie im Urlaub oder wie in einer Neubausiedlung", ergänzt ihr Ehemann Roland.
Offene Fenster in den Schlafräumen gibt es bei Vogels normalerweise nur tagsüber zum Lüften. Nachts sind die Schallschutzfenster dicht. "Höchstens von Samstag auf Sonntag kippen wir sie manchmal", räumt Andrea Vogel ein. Dann ist der Verkehrslärm gerade so auszuhalten, der von den Autos kommt, die direkt an der Fassade vorbei fahren.

Der über 200 Jahre alte Fachwerkbau war einst das Schlafhaus des Höchstadter Kapuziner-Klosters. Die Mönche hatten ihre Schlafzimmer an der Nordseite angelegt und so liegen sie auch heute noch. Anders sei es nicht möglich, meint der Hausherr.
Die Baustelle ab Beginn der Rothenburger Straße beschert den Vogels ein völlig neues Wohngefühl. "Man hört zwar noch einige Autos, aber für uns ist es trotzdem total ruhig", stellt Andrea Vogel fest.

Schwerlastverkehr fährt praktisch keiner mehr vorbei und auch die Fahrer vieler Personenwagen scheuen die Umleitung durch die Wohngebiete und suchen sich andere Wege.

Mit 80 am Heldenfriedhof vorbei


Weil die wenigen Autos, die noch die Engstelle zwischen Spitalkirche und Vogel-Anwesen passieren, schon kurz danach ohnehin abbiegen müssen, sind sie auch wesentlich langsamer unterwegs als sonst. "In der auf 30 begrenzten Straße sollte ohnehin öfter geblitzt werden", findet Roland Vogel, "denn am Heldenfriedhof fahren die mit 80 vorbei".

Das könnte theoretisch ab Mitte Oktober noch besser möglich sein als bisher. Dann wird die Rothenburger Straße auf einer Länge von 300 Metern einen komplett neuen Aufbau und wieder eine geschlossene Asphaltdecke haben. "Wenn die Witterung mitspielt, halten wir den eng getakteten Zeitplan ein", ist sich der planende Ingenieur Gerald Reinhardt sicher.
Die Auswechslung eines 80-Meter-Kanalabschnitts ist abgeschlossen, berichtet Bauamtsleiter Jürgen Ganzmann. Jetzt werden auf den 300 Metern neue Gussrohre für die Wasserleitung verlegt und dann kommt der Straßenaufbau.

So lange bleibt die Umleitungsstrecke durch die Wohngebiete ausgeschildert. Hier hatte es laut stellvertretendem Polizeichef Gerhard Backert anfangs erhebliche Klagen von Anwohnern wegen angeblich zu schnell fahrender Autos gegeben.
Bei Geschwindigkeitskontrollen hielt sich die Zahl der gestellten Raser aber in Grenzen. Unfälle habe es auch noch nicht gegeben. Bei Heimspielen des TSV werde allerdings gegen das Parkverbot verstoßen. "Wir kommen am Wochenende aber nicht mit dem großen Hammer", sagt Backert.