Bauland: Zu knapp und zu teuer
Autor: Pauline Lindner
Aisch, Donnerstag, 08. Oktober 2015
Beherrschendes Thema bei der Aischer Bürgerversammlung war die Zukunftsentwicklung des Adelsdorfer Ortsteils. Es fehlt nämlich nicht nur Bauland, auch die Krippenplätze werden ab 2016 nicht mehr ausreichen.
Vier junge Aischer Familien suchen einen Bauplatz. Eine ist schon weggezogen, weil sie einen Quadratmeterpreis von über 200 Euro nicht stemmen konnte. Baulandmangel in den Ortsteilen Adelsdorf und die großen Vorhaben im Hauptort samt Zukunftsfolgen waren das beherrschende Thema in der Bürgerversammlung für Aisch.
Angestoßen wurde die Diskussion durch Bürgermeister Karsten Fischkal (FW), als er schon bei den statistischen Zahlen darauf hinwies, dass Aisch, der zweitgrößte Adelsdorfer Ortsteil, stagniere und in Neuhaus die Einwohnerzahlen sogar leicht rückläufig seien. "Kommt ins Rathaus; wir wollen Bauland in den Ortsteilen entwickeln", forderte er die Aischer wie schon die Tager zuvor die Neuhauser, Weppersdorfer und Laufer auf.
Fischkal differenziert deutlich zwischen den Vorhaben Reuthsee und Alter Schulsportplatz, die durch Investoren entwickelt werden, und möglichen Projekten in den Ortsteilen.
Ziel: Preis unter 200 Euro
Ob die derzeit üblichen Preise angemessen sind, ob die Gemeinde darauf Einfluss habe, das hingegen verneinte Fischkal. "150 Euro pro Quadratmeter sind heute ein Sonderpreis", formulierte es CSU-Fraktionssprecher Andreas Maier.
Wenn die Kommune einsteige und Bauland entwickle, so Fischkal weiter, ist "unser Ziel, noch eine Eins vorne beim Preis zu haben". Ein Bürger warnte gleich: "Dann spekuliert die Gemeinde mit Grundstücken, die sie nicht hat, und kauft sie mit Geld, das sie nicht hat." "Könnte die Gemeinde nicht mehr verdienen, wenn sie Baugebiete selbst erschließt?", fragte ein Bürger nach. Nur bedingt. Für die Erschließung müsste die Kommune weiteres Fachpersonal einstellen. "Unser Tiefbauingenieur Thomas Wolff ist vollends ausgelastet mit dem Reuthsee, obwohl hier die Hauptlast beim Investor liegt", erklärte Fischkal. Und: Er musste seine Stellvertreterin Jutta Köhler ins Amt bitten, dass sie ihm beim Unterzeichnen der eingereichten Bauanträge unterstütze. "85 Anträge zum Reuthsee wurden schon eingereicht; zu jedem sind 36 Originalunterschriften nötig; 55 sind jetzt noch dazugekommen", wandte sich Fischkal an Köhler, dass er ihre Hilfe erneut benötige.
Keine Probleme bei Wasser und Abwasser
Trotz dieses Ansturms auf den Reuthsee und des zu erwartenden Zuzugs gibt es keine Probleme bei Wasser und Abwasser. Die Kläranlage hat eine aktuelle Kapazität für 25 000 Einwohner-Gleichwerte; es werden aber nur 14 000 ausgenutzt. Wasser darf Adelsdorf 1,1 Millionen Kubikmeter im Jahr fördern, braucht aber trotz der Verkäufe nach Röttenbach und Hemhofen nur gut 500 000 Kubikmeter."Bei der Kinderbetreuung aber müssen wir ranklotzen", fuhr Fischkal fort. Adelsdorf hat am 1. Januar 2016 99 Krippenplätze; die Prognose geht jedoch von einem Bedarf von 159 Plätzen aus. "60 Plätze, das sind fünf Gruppen - das kostet uns 1,9 Millionen Euro", berechnete der Gemeindechef auf Basis der Kosten für die fast fertige "Villa Kunterbunt" an der Schule. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es mehrfach erweitert werden kann; erforderliche Anschlüsse sind schon vorbereitet. Die fehlende Kindergartenplätze sollen im Schulgebäude entstehen. Hier geht Fischkal von einer Größenordnung von vier Millionen Euro an Investitionen aus, die - so betonte er ausdrücklich - gut bezuschusst würden. Die Kommune Adelsdorf beschäftigt derzeit 73 Personen, davon elf im Kindergartenbereich. "Die Zahl wird schon in den nächsten Monaten rapide steigen", erwartet Fischkal, wenn im Januar die "Villa Kunterbunt" ihren Betrieb aufnimmt.
2017 wird der Hochbehälter Aisch vermutlich in zwei Etappen saniert. Voraussetzung ist der Bau der Ringleitung zum Hochbehälter Neuhaus. Danach werden zwei Drittel, nicht wie bisher ein Drittel Adelsdorfs über Neuhaus mit Trinkwasser versorgt. Diese Leitung ist seit mehr als 20 Jahren ein Thema, bestätigten die anwesenden Ratsmitglieder. Jetzt könne sie realisiert werden, da sich der Reuthsee-Investor an den Kosten beteilige.
Die Neugestaltung des Aischer Friedhofs ist am Laufen, informierte Fischkal weiter und stellte nochmals das Gestaltungskonzept vor.
Schule nicht einsturzgefährdet
Entwarnung gab er für die Schule Aisch. "Es war ein Putzriss vor einem Jalousiekasten, durch den Wind reinkam. Das hat der Hausmeister schon gerichtet", sagte er zu dem Gerücht, das Gebäude sein einsturzgefährdet. Gleichwohl hat die Gemeinde eine Architektin eingeschaltet, für eine Generalsanierung. "Zuallererst müssen wir wissen, was das kostet.
Dann müssen wir ein Nutzungskonzept entwickeln."Ein Kuriosum am Rande: Auf dem 50 Jahre alten Schulgebäude lasten noch Schulden von 144 000 Euro. Die anderen ganz langsam laufenden Kredite für Gebäude sind aber deutlich höher: Für die 25 Jahre alte Aischgrundhalle müssen bis 2019 noch 835 000 Euro getilgt werden. Seit 2000 laufen Kredite für die Kläranlage in derzeitiger Höhe von 3,17 Millionen Euro. Der Vertrag läuft bis 2039.