Druckartikel: Banken stellen 2014 um - Vereine aufgepasst!

Banken stellen 2014 um - Vereine aufgepasst!


Autor: Michael Busch

Heßdorf, Sonntag, 02. Dezember 2012

Eine europäische Richtlinie betrifft ab 2014 auch die Vereine in der Region. Wer sich nicht jetzt damit beschäftigt, riskiert viel Ärger und eventuell die Vereinsinsolvenz. Dabei gibt es Experten, die helfen können.
Beate Essler (l.) und Daniela Schneider haben gut lachen. Denn sie haben die neue komplizierte Iban-Nummer ihren Kunden auf die Bankkarte einstanzen lassen. Das hat nicht jede Bank, vermutlich die Raiffeisenbank Seebachgrund sogar als einziges Institut. Foto: Michael Busch


Wir schreiben das Jahr 2014. Genauer gesagt den 3. Februar 2014. Kalle Reichtum ist auf dem Weg zur Bank, um 4000 Euro abzuholen. Das Geld ist für einen neuen Computer und die notwendige Software seines Geselligkeitsvereins. Als Schatzmeister weiß er, dass es Zeit wird, die Rechnung zu bezahlen, denn der Computer ist bereits seit Januar installiert und die erste Mahnung schon eingegangen. Doch Kalle Reichtum musste warten, da er die Mitgliedsbeiträge braucht, um die Rechnung zu bezahlen.

Doch im Schalterraum rauscht dem Schatzmeister die Kinnlade gen Boden. Ein Minus auf dem Konto, kein einziger Mitgliederbeitrag ist eingezogen worden. Dabei braucht der Verein das Geld so dringend. Wo ist das Geld? Eine Frage, die sich Anfang 2014 nicht nur Kalle Reichtum stellt.

Wir schreiben das Jahr 2012. Daniela Schneider und Beate Essler sitzen im Besprechungszimmer der Raiffeisenbank Seebachgrund. Die beiden sind die Sepa-Beauftragten der Bank.

Sie wissen um die Problematik und Kalle Reichtum.

"Ja, ein Verein, der diese Umstellung im Bankenwesen ignoriert, hat 2014 ein Problem", erklärt Essler. Denn ab dem 1. Februar 2014 läuft alles anders. Denn ab diesem Datum "gehen Einzüge nicht mehr" - sprich: Der Verein erhält kein Geld mehr per Einzugsermächtigung. Per Überweisung und in bar ist kein Thema, doch die Art, wie mittlerweile viele Vereine ihr Geld erhalten, diese Art ist nicht mehr möglich.

EU ist mal wieder Schuld

Das alte Datenformat DTAUS geht nicht mehr, das neue Format XML-Format erhält Einzug in die Bankenwelt. Diese beiden Computerbegriffe spielen für den Kunden, in diesem Fall den Schatzmeister der Vereine, allerdings als Begrifflichkeit nicht wirklich eine Rolle. Wichtiger ist, dass sie ihren Jahresbeitrag nicht mehr bequem einziehen können.

Einschub: Ausgerechnet die deutsche Bankenwirtschaft hat sich ihr eigenes Problem geschaffen. Denn das Einzugsverfahren, das in Deutschland mittlerweile einen Großteil der Bankgeschäfte zwischen Verein und Bank bestimmt, ist ein typisch deutsches "Gehabe". In vielen europäischen Staaten ist dieser Geldverkehr eher selten genutzt. Da die Deutschen diese Form des Geldtransfers aber gerne behalten wollten, hat die EU gesagt: "Ja, wir arbeiten dran, aber bitte mit mehr Kontrolle und wesentlich sicherer" - die Geburtsstunde des IBAN-Codes und des Sepa-Projektes.

Rückkehr nach Heßdorf: Vereine, die sich nicht vorbereiten, werden im Jahr 2014 keinen Einzug vollziehen können. Und die Bank kann nicht einmal "so schnell und nebenbei helfen". Es bedarf also einer Vorbereitung, um dem Desaster des "Nichteinzuges" zu entgehen.

Diese Vorbereitung ist noch nicht überall erkannt, erklären die beiden Expertinnen. "Weder alle Vereine haben das erkannt, noch die Banken." Denn der erste Schritt ist es, die eigene Software anzugleichen. Diese ist zum Beispiel bei der Raiffeisenbank über die Bank erhältlich. Mit dieser Grundlage geht es dann weiter. "Die Vereinsverwaltung ist Sepa-fähig, daran muss sich aber auch ein Verein erst dran gewöhnen." Die "belegbare Lastschrift" wird es in Zukunft nicht mehr geben, also kein Anmarschieren bei der Bank mit USB-Stick oder CD-Rom, die alle relevanten Daten enthält.

Weiterhin kommt der Faktor "Zeit" hinzu. Daniela Schneider geht locker von einem Jahr Vorbereitung aus. "Es kommt auf die Größe des Vereins an, die Anzahl der Mitglieder - bis er den Überblick hat und die rechtlichen Grundlagen erarbeitet hat - das dauert einfach." Einen Verein, der wie bei Kalle Reichtum sehr eng mit seinen Finanzen mit den Mitgliedsbeiträgen rechnet, kann in die Bredouille geraten, wenn die Umstellung nicht rechtzeitig angegangen wurde.

Die Hauptaufgabe für die Vereine, vor allem der Schatzmeister, besteht nun in folgenden Schritten: "Er muss zunächst schauen, welche Software er nutzt", erklärt Essler. Ist diese auf dem XLM-Format, geht es weiter. Die technische Seite ist damit schon erledigt.
Dann geht es darum, zu überprüfen, ob alle Einzugsermächtigungen in Original vorliegen. Wenn nicht müssen die sogenannten Mandate eingeholt werden -"Das ist die neue Art der Einzugsermächtigung." Da erhält der Schatzmeister die neue IBAN und die Kontaktdaten. Die wichtigste Änderung ist dann der Hinweis darauf, wann der Einzug erfolgt. War dies bisher eher missachtet, muss in Zukunft der genaue Tag angegeben werden, Also nicht der Hinweis auf "irgendwann im ersten Halbjahr", sondern das exakte Datum.
Eine Vorlaufzeit gibt es dann aber auch noch. "Ich ziehe morgen deinen Mitgliedsbeitrag ein", gehört der Vergangenheit an. Die Vorankündigung für die Bank - beim ersten Einzug - muss fünf Tage vor dem Fälligkeitstermin erfolgen. Also beim 1. Februar 2014 heißt dies, dass diese Ankündigung für die Bank bereits am 27. Januar erfolgen muss. Doch Stopp, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn eine weitere Frist neben der Einreichungsfrist bei der Bank ist die Frist, die gilt, um das Mitglied zu informieren. "Das sind mindestens 14 Tage", sagen die beiden Damen. Mindestens 14 Tage, es kann aber sogar ein Jahr vorher erfolgen. Es geht sogar, dass dieser Hinweis auf dem Beleg des letzten Einzuges gegeben wird. Es geht auch der Hinweis im Amtsblatt, wenn dieses jeden Haushalt erreicht. Dann sogar pauschal: "Wir ziehen ab sofort jedes Jahr am 1. Februar den Mitgliedsbeitrag ein..."

Hilfe für die Kunden

Es sind noch mehr Unwägbarkeiten bei der Veränderung. Erkannt hat das noch nicht jeder. Die beiden Profis gehen davon aus, dass 2014 das "große Erwachen" kommen wird. "Nicht bei unserer Bank", da sind sich die beiden sicher. Weil diese informieren ihre Vereine, ihre Kindergärten, ihre Unternehmen bereits jetzt. Zwar ernten sie große Blicke und Verständnislosigkeit, vor allem den Spruch: "2014 - das dauert doch noch so lange!"
Vereine, die spät dran sind, bekommen zum Beispiel den Hinweis, dass sie nach alter Methode spätestens am 31. Januar 2013 ihren Einzug nochmals vollziehen sollten, dann hätten sie nochmals ein Jahr für die Umstellung gewonnen, doch es gelte eben die Idee: "Je früher, desto besser!"
Eine Einstellung, welche die Vorstände der Bank ebenso vertreten. Horst Amon und Edmund Kainer verweisen zum Beispiel auf ihre Veranstaltungen hin, die erste gibt es am Montag, 3. Dezember. "Da sind wir zwar schon ausgebucht, aber wir führen weitere Veranstaltungen durch, wenn Anfragen ans uns gerichtet werden."
Kainer und Amon erklären, dass die Umstellung auch die eigene Bank intensiv beschäftige. "Wir sehen es als unsere Aufgabe unsere Vereine und Kunden durch diese Umstellung zu begleiten", erklärt Kainer. Und Amon ergänzt: "Wir haben unsere Kunden informiert, denn wir haben die Sepa-Spezialistinnen vor Ort." Einig sind sich alle, dass das Thema noch nicht richtig bei den Vereinen angekommen sei. Der Fall "Kalle Reichtum" werde im Jahr 2014 vermutlich - und leider - Realität werden.