Druckartikel: Bald verstummen die Glocken von St. Magdalena

Bald verstummen die Glocken von St. Magdalena


Autor: Manfred Welker

Herzogenaurach, Montag, 14. April 2014

Am Turm von St. Magdalena in Herzogenaurach beginnt nach Ostern die Sanierung.
Das Gerüst an der Stadtpfarrkirche steht bereits. Foto: Manfred Welker


Eigentlich fliegen der Überlieferung nach die Glocken am Gründonnerstag nach Rom, um sich dort den Segen für das kommende Jahr zu holen und in der Osternacht mit dem Gloria wieder ihren Klang erschallen zu lassen. In Herzogenaurach werden die zwei im Turm von St. Magdalena verbliebenen Glocken erst nach dem Ostermontag verstummen. Grund ist die Sanierung des Glockenturms.
Zu diesem Zweck wurde vor Palmsonntag der Turm der Stadtpfarrkirche eingerüstet. Für Stadtpfarrer Helmut Hetzel war es aber klar, dass das Osterfest nicht ohne das Glorialäuten stattfinden kann. Daher können die Arbeiten im Turminneren erst nach dem Osterfest beginnen.
Am 15. Februar 2012 war der Klöppel der großen Glocke beim Totengeläut gebrochen. Daraufhin wurden die vier Glocken routinemäßig untersucht. Bei dieser routinemäßigen Überprüfung waren feine Haarrisse an zwei Glocken festgestellt worden.

Diese müssen in einer Spezialwerkstatt geschweißt werden, um die Glocken noch möglichst lang zu erhalten. Außerdem ist es vonnöten, die Glocken in Abständen neu zu lagern und den Klöppel an einer anderen Stelle an der Glocke anschlagen zu lassen.

Zwei Glocken sind schon draußen

Bereits am 5. Oktober 2012 waren zwei Glocken durch die Firma Bayreuther Turmuhren aus dem Turm heruntergeholt worden. Die Große Feuerglocke, gegossen 1641 in "Vorcheim", hat also in der Gießhütte in Forchheim das Licht der Welt erblickt. Sie hat ein Gewicht von rund 10 560 kg. Seit 1651 verkündet sie vom Kirchturm der Stadtpfarrkirche den Gläubigen Freud und Leid und ruft zu Gebetszeiten. An der einen Flanke befindet sich das Relief des Heiligen Laurentius, gegenüber die Muttergottes im Strahlenkranz, darunter die Jahreszahl 1651. Die Mittags-Glocke (Sturm- oder Feuerglocke) wurde von dem Schmied Gottfried Spaltholz auf dem Turm befestigt. Die Glocke ist im Ton a gestimmt. Aufgrund des Bildes des Heiligen Laurentius könnte die Glocke im August 1651 gegossen worden sein, der Laurenzitag ist am 10. August.
Vom Turm heruntergelassen wurde auch die kleinere, ältere Marienglocke. Sie entstand im Jahr 1425 und hat ein Gewicht von 6050 kg. Die 12-Uhr-Glocke hat die Tonlage gis.

Schäden an der Westfassade

Da das Gerüst am Turm stand, wurden auch die Westfassade und der Turm genauer unter die Lupe genommen. Bei diesem Anlass sind Schäden am Glockenstuhl und am Mauerwerk festgestellt worden. Nach Untersuchungen im Vorfeld und der Einholung der Genehmigungen können nun die Arbeiten angegangen werden.
Der knapp 45 Meter hohe Turm war bereits 1932 einmal restauriert worden. Dabei wurde auch der Turmhelm komplett eingerüstet. Bei der Abnahme der Zifferblätter für die Uhr konnten die erstaunten Herzogenauracher feststellen, dass sie zwei Meter Durchmesser haben. Die Turmspitze war damals bereits verblecht, der Turmknopf hat einen Durchmesser von 70 Zentimetern, das Kreuz aus geschmiedetem Eisen hat eine Höhe von 1,70 Metern, der Querarm ist 1,45 Meter lang. Bekrönt wird es von einer Windfahne, bestehend aus einem Stern und einem Engel mit einem Palmzweig in der Hand.
Der Turmhelm wurde neu verblecht und zuvor das Gebälk ausgebessert. Die Zimmererarbeiten leistete die Firma Thomas Krämer, die Dachdeckerarbeiten Flaschnermeister Thomas Kurr. "Durch das Kupferdach ist für Jahrhunderte der Dachreparatur vorgebeugt; zudem trägt es zur Verschönerung der Kirche und somit des Stadtbildes bei, besonders wenn sich die grünliche, farbenreiche Patina ansetzt", vermerkte der Zeitungsartikel damals noch.
Das gesamte Geläute war für die Buntmetallsammlung im Ersten Weltkrieg erfasst worden und stand 1918 zum Abliefern an. Jedoch verhinderte das Kriegsende die Abnahme. Aber auch während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Kirchenglocken aus den Kirchtürmen geholt, um die Glockenbronze für Geschosshülsen zu verwenden. Nicht alle kehrten wieder zurück. Die Glocken der Herzogenauracher Stadtpfarrkirche mussten im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden. Ein Meldebogen musste bis zum 5. Mai 1940 ausgefüllt werden. Danach verfügte die Stadtpfarrkirche über vier Glocken, außer der Sturm- und Feuerglocke noch drei weitere.
Die zwei vor dem Schmelzofen geretteten Glocken, die 12-Uhr-Glocke sowie die Sturm- und Feuerglocke, kehrten am 5. Oktober 1947 aus Hamburg zurück. Eine Entschädigung für die zwei vermutlich eingeschmolzenen Glocken erhielt die Pfarrei nicht. Daher wurden zur Vervollständigung zwei weitere Glocken angeschafft, die am 24. Juli 1949 durch den damaligen Stadtpfarrer Leonhard Ritter geweiht wurden.