Baiersdorf: Gebührenerhöhung bei Fußballverein BSV macht Eltern stinksauer - "Frechheit"
Autor: Isabel Schaffner
Baiersdorf, Dienstag, 11. Juli 2023
Die Eltern eines 12-Jährigen, der Mitglied eines mittelfränkischen Sportvereins ist, sind "auf 180". Eine ordentliche Gebührenerhöhung bekamen sie nur durch den Blick auf die Kontoauszüge mit. Der Verein äußert sich im Gespräch mit inFranken.de.
- Baiersdorfer SV verärgert Eltern bei Gebührenerhöhung
- "Automatisch abgebucht": Blick auf Kontoauszüge überrascht
- Vereinsvorstand erklärt Schritt - "Rechnungen eklatant"
- Kommunikation verbesserungswürdig? Verein zieht Bilanz aus "Shitstorm"
Im Baiersdorfer Sportverein BSV (Landkreis Erlangen-Höchstadt) trainieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Disziplinen wie Leichtathletik, Tischtennis, Volleyball oder Kegeln. Der 12-jährige Sohn von Eltern, die anonym bleiben möchten, ist fest in seiner Fußballmannschaft verwurzelt, wie sein Vater inFranken.de berichtet. Eine für die Familie überraschende Gebührenerhöhung lässt die Eltern den Vertrag jedoch kündigen.
Baiersdorfer Verein erhöht Jahresgebühr für 12-jährigen Fußballer auf 216 Euro - "wurde automatisch abgebucht"
"Eine bodenlose Frechheit", nennt die Mutter des Jungen die Erhöhung. Sie sei "auf 180", erklärt sie in einer lokalen Facebookgruppe. Für Kinder lag der Grundbeitrag bis zum 31. März 2023 bei neun Euro pro Monat. Daraufhin stieg er auf zehn. Dazu kam die Erhöhung der Abteilungsgebühr für Fußball von drei auf acht Euro, wie inFranken.de auf Anfrage des Vorstands Jürgen Ries erfährt. "2022 ist die Gebühr schonmal um acht Euro pro Halbjahr erhöht worden", so der Vater. Er zeigt hierfür angesichts der steigenden Kosten in vielen Bereichen aber Verständnis.
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Der jetzige Sprung auf 216 Euro pro Jahr sei allerdings "gemessen an den Mehreinnahmen durch die Mitglieder nicht grade wenig" und im Vergleich zu umliegenden Vereinen verlange der BSV einen deutlich höheren Betrag. "Es wurde automatisch abgebucht", habe er schließlich auf den Kontoauszügen gesehen. Vorstand Ries erklärt inFranken.de die Entscheidung: "Eklatant sind die davonlaufenden Rechnungen für Handwerker etc." Ob die Erhöhung ausreiche, werde sich in den kommenden Monaten zeigen. Bei den Fußballern komme erschwerend hinzu, dass die Altersstruktur zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Anlehnung an größere Vereine in der Gegend neu gruppiert worden sei.
Der 12-Jähre sei so von der Kindergruppe zu den Jugendlichen gewechselt, was den großen Preissprung erkläre. Was die Familie aber vor allem störe, sei die mangelnde Information. Die übliche Vorgehensweise erklärt Ries im Detail: "Den Abteilungsbeitrag kommunizieren die Abteilungsleiter an die Trainer und die Trainer dann an die Eltern." Einen Einblick in letztere Etappe habe er allerdings nicht. Die Familie vermisse jedenfalls eine Rundmail, wie sie gegenüber inFranken.de sagt. "Den Grundbeitrag kommuniziert der Vorstand in der Mitgliederversammlung, die im März stattfand", erklärt Ries weiter. Hier seien die Gründe der Erhöhung auch dargelegt worden. "Ich habe selten eine Mitgliederversammlung erlebt, die so ruhig war", erinnert er sich.
BSV organisiert Infoabend und erwägt Anpassung nach "Shitstorm"
"Wir waren nicht dabei, weil Jugendliche unter 18 und ihre Erziehungsberechtigten nicht stimmberechtigt sind", entnehme der Vater der Satzung. "Wir hätten zwar vortragen können, dass wir es nicht in Ordnung finden, aber wir haben keinen Einfluss auf die Entscheidung." Der BSV organisierte für alle überrumpelten Eltern einen nachträglichen Informationsabend, an dem sich die Fußball-Abteilungsleiter unter anderem entschuldigt hätten, wie der Vater sich erinnert. "Ich habe nicht mitbekommen, dass jemand verärgert den Raum verließ", so Ries.
Die Beitrittserhöhung hatte der Verein zum Bedauern der Eltern auch nicht im Gemeindeblatt mitgeteilt. "Aufgrund der Erfahrungen durch den Shitsorm überlegen wir uns, ob wir es nächstes Jahr einführen", heißt es seitens des Vorstands. Die Eltern des 12-jährigen Fußballers haben allerdings eine Entscheidung getroffen. "Ich habe für meinen Sohn zum Jahresende gekündigt. Was danach ist, weiß ich noch nicht. Wir hadern mit uns." Denn immerhin sei der Verein ein wichtiger Teil im Leben des Jungen. Doch die Geschehnisse hätten einfach an der guten Stimmung und dem Vertrauen genagt.