Bäume weg für die Windkraft: Anwohner in Höchstadt ist verärgert
Autor: Christian Bauriedel
Etzelskirchen, Montag, 19. Januar 2015
Für Leitungen, die Windräder an das Netz anbinden sollen, hat die Stadt Höchstadt eine Hecke und mehrere Bäume bei Etzelskirchen entfernt. Ein Anwohner sieht den Naturschutz umgangen.
Rainer Buhl ist sauer. "Einen 80 Jahre alten Baum macht man nicht einfach um", sagt der 71-Jährige. Er blickt über den Gartenzaun auf das Wäldchen hinter seinem Grundstück im Föhrenweg. Bis vor kurzem habe zum dahinter liegenden Acker noch eine dichte Schlehenhecke gewuchert. Auf drei Metern Breite ein guter Sichtschutz, gut gegen den Lärm der Autobahn. Und ein Lebensraum für viele Vögel. Nun haben Arbeiter der Stadt Höchstadt dort mit der Motorsäge die Büsche und mehrere Bäume entfernt.
"Darf man das einfach so?", fragt Buhl. Ihm sei schließlich schon beim Kauf des Grundstücks in den 70er Jahren nicht gestattet gewesen, Bäume zu fällen, wegen dem Naturschutz. Eichenweg, Föhrenweg, Buchenweg. Das ganze Wohngebiet in Etzelskirchen ist von Bäumen geprägt. Das Wäldchen hinter Buhls Haus ist tatsächlich ein romantisches Stück Natur.
Der Grund für die Maßnahme der Stadt liege einige Kilometer weiter westlich in Lonnerstadt, erklärt Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Die fünf Windräder bei Lonnerstadt sollen nach einem Beschluss des Stadtrates an das Netz von Höchstadt angebunden werden. Die Kabel verlaufen künftig unter der Erde. Auch an dem Wäldchen hinter Buhls Haus entlang, genauer gesagt unter einem Flurbereinigungsweg, der dort verläuft.
Der Bewuchs musste weg
Es sei notwenig gewesen, diesen Weg von dem Bewuchs zu befreien, bevor mit einem Unimog und einem Pflug die Leitung in die Erde gebracht werden kann, sagt Hermann Zehn, bei der Stadt für Grünanlagen zuständig. "Es ist sicher schade um den alten Baum und ich kann Herrn Buhl verstehen", sagt Zehn. Aber für die Arbeiter sei die Eiche eben ein frei stehender Baum mitten auf dem freizulegenden Weg gewesen.
"Dieser Weg existiert doch nur auf dem Papier", sagt Buhl. Schon seit Jahrzehnten habe den Streifen neben dem Feld kein Landwirt mehr benutzt. Schließlich sei dann die Hecke darüber gewuchert. "Um den störenden Baum hätte man doch wohl auch die Leitung herum legen können. Im Steigerwald wird schließlich jeder Wanderweg um einen Baum herum geführt", sagt der Anwohner und schüttelt mit dem Kopf. Aus seiner Sicht habe die Stadt nicht an den Naturschutz gedacht. Bei dem Wäldchen neben dem Weg handle es sich nicht um ein Naturschutzgebiet, sondern um ein sogenanntes biotopkartiertes Gebiet, sagt Gartentechniker Zehn. "Sicher darf man da nicht alles machen, ähnlich wie bei Naturschutzbereichen." Allerdings seien in ausgewiesenen Biotopen Veränderungen möglich. Zudem müsse man sich beim Verlegen der Leitungen an den Weg halten, da man sonst beim Acker auf Privatgrund komme, sagt Zehn.
Die Arbeiter hätten mit GPS die Grundsteine aufgespürt und das Wäldchen nicht angetastet. Buhl ist da anderer Auffassung. Es seien auch Bäume und Äste weg gemacht worden, die zum Biotop gehören.
Bürgermeister Brehm hat Verständnis, verteidigt aber die Maßnahme der Stadtarbeiter, die ständig Grünbereiche pflegen und Hecken stutzen. "In diesem Fall hätte man vielleicht etwas sensibler vorgehen können", sagt Brehm, verweist aber auch auf die Notwendigkeit: Die Anbindung der Windkraftanlagen sei beschlossen worden und nun müsse der Weg dafür auch frei gemacht werden. Es handle sich nicht um einen sinnlosen Kahlschlag, schließlich gebe es zum Wohngebiet hin noch genügend Grün.