Druckartikel: Bäume sollen in Neuhaus trauernden Eltern helfen

Bäume sollen in Neuhaus trauernden Eltern helfen


Autor: Evi Seeger

Neuhaus, Sonntag, 23. März 2014

Bei Neuhaus gibt es jetzt einen Regenbogenwald, mit dem Mütter und Väter an ihre verstorbenen Kinder erinnern. Er soll eine Begegnungsstätte sein und ein Ort, der Kraft schenkt.
Die ganze Familie der Vereinsvorsitzenden Christine Eibert (Zweite von rechts) hat sich zur Baumpflanzung eingefunden: Sohn Julian, Vater Roland, Tochter Sophie (von links) . Fotos: Evi Seeger


An einer "Zaubernuss" hängen Vögelchen und Schmetterlinge. Ein Baum ist mit einem Herz aus Steinen umlegt. Ein anderer in der Art eines modernen Kunstwerks geschmückt. Der "Regenbogenwald" oberhalb vom Adelsdorfer Ortsteil Neuhaus verspricht, bunt und vielfältig zu werden - ganz wie die Menschen, an die er erinnern soll. An seinem höchsten Punkt erhebt sich ein schönes Kreuz.

Für die Eltern, die am Samstag Bäume für ihre verstorbenen Kinder gepflanzt haben, ist der Regenwald ein Ort, um Trauer zu leben und Hoffnung zu schöpfen. Eine Begegnungsstätte ist er jetzt schon. Für Eltern, die nicht nur aus Neuhaus, sondern aus dem weiten Umkreis kommen. An diesem Ort können sie sich austauschen und über ihre Kinder sprechen. Im Regenbogen sehen sie ein Symbol für die Verbindung zwischen Himmel und Erde und im Baum ein Zeichen für das Leben.

Das Kreuz und den neu angelegten Regenbogenwald segneten die Pfarrer Jens Arnold und Thomas Ringer im Rahmen einer Andacht. Dabei nahm Pfarrer Arnold die Geschichte von Noah, der großen Flut und dem Regenbogen als Vergleich für das, was Menschen durchleben, die ein Kind verloren haben: "Das ist, wie wenn eine große Flut kommt und alles wegreißt und die Wellen über einem zusammen schlagen." Gott habe Noah aber auch das Zeichen des Regenbogens geschenkt. Damit verspreche Gott, dass er unter diesem Regenbogen neues Leben erblühen lasse.

Ein Ort, der Kraft schenkt

Während der Friedhof ein Ort der Trauer ist, soll der Regenbogenwald ein Ort sein, der Kraft schenkt. Durch die Trauergruppe, die sie in Erlangen leitet, hatte Christine Eibert, Vorsitzende des Vereins Regenbogenwald, Kontakt zu vielen betroffenen Eltern. Beeindruckt vom Regenbogenwald, den sie und Friederike Funke in Coburg gesehen hatten, ergriffen die beiden Neuhauserinnen die Initiative. Denn in Neuhaus gab es viele Eltern, die ein Kind verloren hatten. Weitere Betroffene aus Herzogenaurach, aus Fürth, Großenseebach, eben aus der ganzen Umgebung, kamen dazu.

Inzwischen sind 22 von 27 ausgewiesenen Baumplätzen bepflanzt. Die Bäume sind so verschieden wie die Menschen, an die sie erinnern sollen. Für die fünfjährige Selina pflanzten die Eltern einen Nussbaum. Sie habe so gerne Nüsse für die Eichhörnchen gesammelt, sagt ihre Mutter. Auch "Sternenkinder" sind darunter, die schon während der Schwangerschaft gestorben sind.

Grundstück wird kostenlos zur Verfügung gestellt

Neben dem Kreuz soll ein begehbares Labyrinth gemeinsam angelegt werden. Der Grundriss ist schon zu sehen. Auch Ruhebänke sind bereits aufgestellt. Das Kreuz ist die Gemeinschaftsarbeit einiger Familien und Handwerksbetriebe aus der Gemeinde. Material und Arbeit wurden ebenso kostenlos zur Verfügung gestellt wie das Grundstück, das Erich Zink, der Vater von Christine Eibert, dem Verein Regenbogenwald überlassen hat.

"Wenn wir lachen, lachen auch unsere Kinder", sagt Friederike Funke. Für sie ist ihr verstorbener Sohn Moritz ein Schatz, den sie immer bei sich trägt.