Azubis reisen weit für die Ausbildung
Autor: Pauline Lindner
Herzogenaurach, Sonntag, 02. Sept. 2012
Für eine Reihe interessanter Berufe müssen die Azubis aus Herzogenaurach und dem gesamten Landkreis weite Wege auf sich nehmen. Den größten Aufwand haben die Hörgeräteakustiker: Sie müssen nach Lübeck in die Berufsschule.
Nachlassendes Gehör ist ein Problem für viele, meist ältere Menschen. Hörgeräte können ihnen Lebensqualität zurückgeben. Wenn sie richtig eingemessen und eingestellt sind. Das Anpassen ist Aufgabe des Hörgeräteakustikers.
Hörgeräteakustikmeisterin Ivonne Göbel bildet Berufsnachwuchs aus. Nur derzeit ist sie "ohne Lehrling". Ihre Auszubildende Claudine Grunicke hat gerade Blockbeschulung in der Landesberufschule für Hörgeräteakustik in - Lübeck.
Das ist deutschlandweit die einzige Berufsschule für diesen wachsenden Berufszweig. Auch Göbel war dort und kennt die Bedingungen. Sie weiß auch, dass der Blockunterricht von drei bis fünf Wochen am Stück für manchen die erste längere Abwesenheit aus dem Elternhaus bedeutet. "Wir klären deshalb schon beim Probearbeiten auf, wie weit Lübeck weg ist", betont Göbel.
Ausbildungsort und Berufsschule liegen bei vielen Berufen auseinander. Das hängt vielfach mit der Spezialisierung innerhalb der Berufssparten zusammen. Der wöchentliche Tag in der Schule wird deshalb auch immer seltener.
Beschulung in großen Blöcken oder eine Woche pro Monat sind an seine Stelle getreten. Längst nicht nur die angehenden Hörgeräteakustiker müssen weit weg.
Täglich pendeln kann, wer zum Beispiel eine Ausbildung zum Optiker macht. Hier ist die zuständige Berufsschule in Nürnberg.
Wer dagegen in Herzogenaurach Dachdecker lernt, muss nach Waldkirchen in Niederbayern. Und wer sich irgendwo im Landkreis Erlangen-Höchstadt zwischen Aisch- und Aurachgrund für eine Ausbildung zum Gebäudereiniger entschieden hat, muss sogar über die bayerischen Landesgrenzen hinaus. Er besucht die Berufsschule in Reutlingen in Baden-Württemberg. Hinzukommt bei den letztgenannten Berufen noch, dass die Azubis in aller Regel deutlich jünger sind als bei den Optikern oder Hörgeräteakustikern.
Mancher der jungen Menschen wird noch nicht einmal 16 sein; da fällt die Trennung von der Familie oft noch schwerer.