Druckartikel: Azubi gegen alle Widerstände

Azubi gegen alle Widerstände


Autor: Richard Sänger

Herzogenaurach, Freitag, 01. Sept. 2017

Shpresim Kastrati ist 20 Jahre alt und als Flüchtling in Deutschland. Seit 1. September hat er einen Ausbildungsplatz.
Shpresim Kastrati an seinem ersten Ausbildungstag Foto: Richard Sänger


Mit Kampagnen und Aktionen versuchen Betriebe, Schulabgänger für Ausbildungsberufe zu begeistern. Auch in jungen Flüchtlingen steckt aus Sicht der Handwerksbetriebe viel Potenzial, wie bei dem 20-jährigen Afghanen Shpresim Kastrati, der bei der Firma Christian Kindler gestern seine Ausbildung als Gebäudereiniger beginnen durfte. Das war länger nicht klar. Er bekam erstmal keine Ausbildungserlaubnis. "Es war für uns sehr zeitraubend, Shpresim als Flüchtling in ein anerkanntes Ausbildungsverhältnis zu bekommen", erzählte Kindler.
Drei junge Leute begannen gestern bei Kindler eine Ausbildung, darunter auch der junge Shpresim Kastrati aus Afghanistan. Eigentlich hätte er schon vor nahezu zwei Jahren die Ausbildung beginnen können, wurde aber erst einmal in die Heimat zurückgeschickt, weil weitere Papiere verlangt wurden. "Gerade unsere Branche trifft der fehlende Nachwuchs an Lehrlingen, obwohl wir für den eigenen Bedarf ausbilden und qualifizierte Fachkräfte bei uns eine krisensichere Beschäftigung finden", erklärte Christian Kindler.
So galt sein Dank den Mitarbeitern und insbesondere der Personaldisponentin Angelina Ferreira die viel für Shpresim getan hat, um die ganzen Behördenfragen zu klären. "Auch das ehrenamtliche Engagement von Betreuer Joachim Dorweiler, der eigentlich seit seiner Volljährigkeit die Vormundschaft abgeben musste, ist hier hervorzuheben", erklärte der Chef, weil sich Dorweiler noch um den jungen Flüchtling kümmert.
Shpresim strahlt, sein Arbeitgeber hat nicht locker gelassen und immer wieder bei den Behörden nachgefragt und auch für den jungen Afghanen gebürgt. In diesem Zusammenhang bricht Christian Kindler auch eine Lanze für die Belegschaft, die den jungen Mann nicht nur in ihrer Mitte aufnahm, sondern sich auch in die Wohnungssuche mit einschaltete.


Visum vorerst nur bis Dezember

Leider hat Shpresim gerade erst wieder eine Verlängerung seines Aufenthaltsvisums bis Dezember erhalten. Erst nach Bestehen seiner Probezeit, wird die Behörde hier das Visum für die komplette Dauer der Ausbildung ausstellen. Hier ist dann auch wieder Bürokratie gefragt und dem jungen Afghanen werden wieder 150 Euro für die Verlängerung abverlangt.
"Wenn Shpresim seine Ausbildung nach drei Jahren Lehrzeit erfolgreich abschließt hoffe ich darauf, dass wir den Kollegen als festen Mitarbeiter unser Team mit aufnehmen können. Nach heutigen Stand droht ihm nach der Ausbildung die Abschiebung", kritisiert Kindler. Dagegen wird die die Firma, gemeinsam mit Shpresim alles versuchen, damit er hier seine Zukunft in Deutschland verwirklichen kann.
Denn er ist einer derjenigen, der seine Zukunft in Deutschland sieht und dafür auch bereit ist, hart zu arbeiten. "Und diese Eigenschaft bringen leider nicht alle mit", bedauert Kindler, der gerne noch weitere junge Leute zu Gebäudereinigern ausbilden würde. Wie der Firmenchef betonte, sind viele Flüchtlinge jung und ein Großteil auch arbeitswillig, so könnte dem Fachkräftemangel ein Stück weit abgeholfen werden. Ausbildungsbetriebe, Handwerksfirmen und Wirtschaft begreifen das als Chance. Doch gesetzliche und bürokratische Hürden bremsen motivierte Chefs und Azubis oft aus.
"Ausbildung ist die beste Integrationsmaßnahme", hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einmal verkündet. Die Politik hat auch versprochen, Abhilfe zu schaffen, wo noch bürokratische Regelungen einem schnelleren Einstieg ins Berufsleben im Weg stehen".
In der Praxis sieht das oft anders aus, wie sich an den Schreiben ablesen lässt, die dem jungen Afghanen und an Kindler geschickt wurden. Dabei beherrscht Shpresim Kastrati die deutsche Sprache und Christian Kindler wird ihn auch beim Führerschein unterstützen.
Sollte sich noch "Last Minute" Bewerber finden, hat die Firma Kindler eine Ausbildung in einem interessanten Job mit sehr guten Zukunftsperspektiven anzubieten.