Ausbau der A3: Lärmschutz, aber nicht überall
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 13. Oktober 2015
Die Planer des Autobahnausbaus stellten sich gestern in der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt Fragen und Kritik von Anwohnern, Verbänden und Behörden. Für manche Orte an der A3 gab es eine gute Nachricht - die skeptisch aufgenommen wurde.
Zäh zieht sich mitunter nicht nur der Verkehr auf der A3. Sicherlich gibt es kurzweiligere Veranstaltungen, als jene am Dienstag in der Fortuna Kulturfabrik. Die eher trockene Materie rund um Bauvorschriften, Schallschutzgrenzen und Wasserverordnungen beim sechsspurigen Ausbau der Autobahn ist zwar zäh, aber für die Anwohner ziemlich wichtig. Bis in den Nachmittag hinein, standen im Saal der Fortuna Kulturfabrik Vertreter von der Autobahndirektion Nordbayern und der Regierung von Mittelfranken Rede und Antwort.
Für das A3-Teilstück zwischen Höchstadt-Nord und Klebheim, um das es ging, ist eine Bauzeit von etwa zwei Jahren eingeplant. Angepeilter Baubeginn ist 2019. Regierungsdirektor Friedo Wolf moderierte die Veranstaltung und machte das Fachchinesisch verständlich. Er sprach von einer "durchschnittlichen" Zahl von Einwänden verglichen mit anderen Planfeststellungsverfahren. "Es ist schön, wenn man etwas Positives erreichen kann. Das zeigt: Auch in der Planfeststellung bewegt sich etwas."
1. Flüsterasphalt soll den Krach dämpfen
Mit dem Positiven meint Regierungsdirektor Wolf die Nachricht, dass es auf einem Teil der Strecke sogenannten offenporigen Asphalt geben wird. Im Volksmund: Flüsterasphalt. Von Klebheim bis Höchstadt-Ost soll dieser Belag den Lärmpegel um fünf Dezibel absenken. In den ersten Jahren, wenn der Asphalt noch gut erhalten ist, sogar um acht Dezibel. "Das entspricht von der Lautstärke her in etwa so viel, als ob man den Verkehr halbieren würde", sagt Tobias Rudhardt von der Autobahndirektion. Der teurere Spezialasphalt werde zusätzlich zu den Schallschutzbauten kommen.
2. Wohngebiet oder nicht?
Einen Unterschied, welche Lärmschutzgrenzen gelten, machte Wolf deutlich. In reinen Wohngebieten gebe es den höchsten Schutz. Wer in Misch- oder im Gewerbegebiet wohnt, müsse mit mehr Krach auskommen. Bei vielen Dörfern an der A3 handle es sich auf dem Papier um dörfliches Mischgebiet mit landwirtschaftlichen Betrieben. Es sei überprüft worden, ob dies de facto zutrifft. Resultat: Von Neuhaus, Buch, Nackendorf und Medbach habe sich nur für Buch und Neuhaus eine Neueinstufung als Wohngebiet ergeben. Daher komme in diesem Bereich der Flüsterasphalt. In Buch gebe es noch sieben Häuser, bei denen die Lärmpegel zu hoch seien. Diese Anwohner hätten Anspruch auf Schallschutzfenster, so Rudhardt. Medbach wurde als Mischgebiet eingestuft und bekommt daher nicht mehr Lärmschutz.
3. Skepsis bei Anwohnern aus Buch
Etwas skeptisch blieben Anwohner aus Buch auch trotz der Ankündigung des Flüsterasphalts. "Mir kann keiner erzählen, dass nachts nur 130 Stundenkilometer gefahren wird", sagt Wolfgang Pfann aus Buch. Er bezieht sich darauf, wie die gemessenen Grenzwerte beim Lärmschutz zustande kommen. Diese werden mit der Durschnittsgeschwindigkeit 130 berechnet und dienen als Grundlage dafür, welche Schallschutzmaßnahmen getroffen werden. "Diese Pegel sind uns vorgegeben", sagt Rudhardt. Regierungsdirektor Wolf betont, es sei bekannt, dass diese Werte noch aus dem Jahr 1990 stammen. "Sicherlich ist das nicht befriedigend." Aber man müsse sich daran halten.
4. Nächtliches Tempolimit?
Anwohner Pfann schlug daraufhin vor, dass man ja, wie andernorts auch, ein nächtliches Tempolimit von 130 einführen könnte, um den Lärm zu minimieren. Das gehe leider nicht, entgegnete Stephan Ried von der Autobahndirektion. Solche Maßnahmen seien nur bei Strecken ohne Lärmschutz und mit extremer Verkehrsbelastung möglich.
5. Das wollen die Landwirte
Die Belange der Landwirte brachte Ottmar Braun vom Bauernverband vor. Kein Betrieb dürfe in seiner Existenz bedroht werden. Wichtig sei zudem, dass man für Ausgleichsflächen "keine wertvollen Ackerflächen wegnehmen" dürfe. Zudem müsse darauf geachtet werden, dass die Äcker auch während der Bauphase erreichbar sind. Falls es Beeinträchtigungen gebe, müsse entschädigt werden. Beim Lärmschutz bat Braun darum, Flächenfraß zu vermeiden. Wände seien besser als Böschungen. "Ein Wall ist optisch schöner, weil er grün ist", sagt Rudhardt. In der Regel gebe es entlang des Teilstücks eine "Wall-Wand-Kombination".
6. Die ersten Gespräche über Grundstücksverkäufe laufen schon.
Braun vom Bauernverband bat auch darum, dass erst die gesamte Planung stehen müsse, bevor der Staat in Verhandlungen um Grunderwerb mit Landwirten tritt. Momentan gebe es schon erste Sondierungsgespräche, sagt Wolf, der aber darauf hinweist, dass verkaufsunwillige Eigentümer notfalls erst enteignet werden können, wenn die Planfeststellung vorüber ist. "Es ist hilfreich, betroffene Grundstückseigentümer schon vor dem Beschluss zu kontaktieren. Sonst hören wir oft: Warum hat uns denn keiner gefragt?", sagt Ulrike Ortolano, bei der Autobahndirektion für den Grunderwerb zuständig.
7. Breitere Unterführung?
Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) sprach die A3-Unterführung des Flurwegs zwischen Etzelskirchen und Kieferndorf an. Eine Verbreiterung sei sinnvoll, wenn das geplante Gewerbegebiet tatsächlich im Flächennutzungsplan ausgewiesen wird. Dies stehe jedoch aus Naturschutzgründen noch nicht fest. Mit den Planern des A3-Ausbaus wurde vereinbart, dass die Stadt bis Mitte 2016 darüber informiert, ob die Verbreiterung der Unterführung eingeplant werden soll.
8. Wohin fließt das Wasser?
Länger diskutiert wurde auch das Thema Wasser. Tanja Plätzer aus Nackendorf trug die Befürchtung vor, dass das Flüsschen Birkach bei starkem Regen, das Wasser nicht mehr aufnehmen könne. Rudhardt von der Autobahndirektion sicherte zu, dass die Rückhaltebecken einem Hochwasser Stand halten. Es gebe einen Überlauf. Bei Starkregen fließe das Wasser nicht in den Graben, sondern bleibe auf der Fahrbahn.
Für die Teichwirte seien die Rückhaltebecken ambivalent, sagt Martin Oberle vom Institut für Fischerei. Sie würden für sauberes Wassers sorgen, andererseits aber Wasser auffangen, das in manchen Teichen dringend gebraucht werde. Sollten Teichwirte Nutzungseinbußen haben (befürchtet werde dies bei Teichen nahe Buch) müsse es Entschädigungen geben, so Oberle. Die Autobahnplaner äußerten sich zurückhaltend. Man wolle dies prüfen. Aus Sicht der Teichwirte scheint die Lage eindeutig: Die A3 dürfe ihnen kein Wasser wegnehmen. Schließlich sind viele Weiher schon viel länger da als die Autobahn.