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Etzelskirchen: Aufruf zur Sammlung verpufft


Autor: Andreas Dorsch

Etzelskirchen, Montag, 24. Oktober 2016

Die Etzelskirchener hielten sich zurück. Auf den Gehsteigen waren am Montag kaum ausrangierte Sachen zur Abholung bereitgelegt.
Drei gefüllte Plastiktüten und ein ausrangiertes Fahrrad war so ziemlich alles, was in Etzelskirchen für die Sammlung bereit lag. Foto: Andreas Dorsch


Haben die Etzelskirchener nichts, was sie entsorgen möchten? Erledigen sie das auf dem nahen Wertstoffhof in Medbach selbst? Oder hat sie gar die Warnung vor einer illegalen Sammlung in der Samstagsausgabe des FT davon abgehalten, die Gehsteige zu belagern?

Die in jeden Briefkasten geworfene Aufforderung einer angeblich ungarischen Familie, nicht mehr gebrauchte Gegenstände bis hin zum alten Auto am Montag einfach vor die Tür zu stellen, verpuffte. Zwischen 12 und 18 Uhr sollten die Sachen abgeholt werden. Auf einer Fahrt durch die Straßen Etzelskirchens entdeckte der FT um 13 Uhr gerade einmal ein altes Fahrrad und an einer zweiten Stelle im Ort drei mit diversen Gegenständen gefüllte Plastiktüten, die auf Abholung durch die Ungarn warteten.

Hans Leuchs, Sachgebietsleiter im Umweltamt des Landkreises, hatte die Warnung vor der Sammlung herausgegeben. Trotzdem fragen sich eine ganze Reihe von Bürgern, ob das nicht eine bequeme, kostengünstige Art wäre, sich von nicht mehr gebrauchten Gegenständen zu trennen. Strafbar hätten sie sich jedenfalls nicht gemacht, auch ein Bußgeld hätten sie nicht fürchten müssen.

Wie Leuchs auf Anfrage des FT bestätigt, drohe nur dem Sammler ein Bußgeld, weil er die Sammlung vorher nicht angezeigt und damit eine Ordnungswidrigkeit begangen hat. Seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2012 müssen die bei Privathaushalten durchgeführten Sammlungen bei den Landratsämtern angemeldet werden. Das Landratsamt müsse wissen, wer was sammelt und brauche einen Ansprechpartner, sagt Leuchs.

Er genehmige jedes Jahr zig solcher Sammlungen, egal ob sie gemeinnützige oder rein kommerzielle Zwecke verfolgen. "Wir haben nichts dagegen, wenn jemand sammelt und ordentlich damit umgeht", sagt der Sachgebietsleiter. Der Sammler müsse belegen, was er mit den gesammelten Gegenständen macht. Andere Landratsämter in Mittelfranken würden beispielsweise alles untersagen und es auch auf Gerichtsverhandlungen ankommen lassen.

Bei der ungarischen Familie, die in Etzelskirchen gesammelt hat, habe man keinen Ansprechpartner. Dann könnte das Amt auch niemanden zur Rechenschaft ziehen, wenn ausrangierte Gegenstände im Verkehrsraum liegen geblieben wären.

Normalerweise können solche Sachen über die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt werden. Sperrmüll - dazu zählen beispielsweise Schränke, Sofas, Regale und auch große WC-Deckel - wird kostenlos abgeholt. Ab 1. Januar kann Sperrmüll aber auch ohne Sperrmüllkarte kostenlos am Wertstoffhof in Medbach abgegeben werden. Wer Sachen anliefert, die in die Restmülltonne gehören, muss mindestens fünf Euro zahlen.

Ob sich die Sammlung in Etzelskirchen für die angebliche ungarische Familie gelohnt hat, darf in Frage gestellt werden.