Auf Tour zu neuen Einsichten
Autor: Verena Stephan
Herzogenaurach, Montag, 17. Februar 2020
Die fünf Landratskandidaten von Erlangen-Höchstadt besuchten in Herzogenaurach die Lebenshilfe.
Was passiert, wenn man alle Landratskandidaten in einen Bus setzt? Was klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes war die Idee des Kreisjugendrings (KJR) Erlangen-Höchstadt: Am Sonntag veranstaltete der KJR eine Busfahrt zu drei verschiedenen Einrichtungen des Landkreises. Mit dabei waren die Landratskandidaten Alexander Tritthart (CSU), Regina Enz (Freie Wähler), Martina Stamm-Fibich (SPD), Manfred Bachmayer (Bündnis 90/Die Grünen) und Nicolas Bischoff (LÖP) sowie Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter des Kreisjugendrings. Ziel der Tour war es, gemeinsam mit den Kandidaten und anderen Interessierten über die Themen Inklusion, Ehrenamt und Klima zu sprechen.
Die erste Station war die Lebenshilfe Herzogenaurach, wo in drei Gruppen die verschiedenen Einrichtungen und Angebote zur Betreuung und Unterstützung vorgestellt wurden. Martina Stamm-Fibich und Alexander Tritthart beschäftigten sich mit ambulant unterstütztem Wohnen (AUW), Regina Enz und Manfred Bachmayer nahmen am Gespräch zur Freizeitassistenz teil und Nicolas Bischoff informierte sich über das stationäre Wohnen, wo sich auch Bürgermeister German Hacker dazusetzte.
Eine Frage der Zuständigkeiten
In allen Gruppen waren jeweils ein Bewohner bzw. Teilnehmer sowie ein Mitarbeiter der Lebenshilfe anwesend, die die einzelnen Programme kurz vorstellten. Gleichzeitig wurden auch Bitten, Fragen und Anliegen vorgebracht. Tritthart und Stamm-Fibich wurden beispielsweise von einer AUW-Bewohnerin im Rollstuhl mit der Frage konfrontiert, weshalb es immer noch so viele Bushaltestellen, Gehwege und Gebäude gibt, die nicht barrierefrei sind.
Tritthart erklärte sofort: "Der Landrat ist leider nur für den ÖPNV zuständig, das heißt wir kümmern uns darum, dass alle Busse barrierefrei sind. Alles außerhalb der Fahrzeuge, wie die Bushaltestellen, ist Sache der Gemeinde und liegt leider nicht in unserer Hand." Er wolle sich aber dafür einsetzen, dass es in allen Gemeinden Behindertenbeauftragte geben sollte, die den Bürgermeister und die Stadt- und Gemeinderäte beraten und auf barrierefreie Alternativen achten würden. Viele Städte, auch Herzogenaurach, haben bereits einen Behindertenbeauftragten, doch sollten andere, wie Höchstadt, dringend nachrüsten.
Martina Stamm-Fibich stimmte zu und erklärte den Bewohnern: "Oft liegt es leider auch am Denkmalschutz, dass man gewisse Wege nicht ausbauen kann. Ich gebe Ihnen aber absolut recht, dass Barrierefreiheit dringend als Priorität gesetzt werden muss und wir Alternativen finden müssen."
Bei einer abschließenden Gesprächsrunde wurden alle Kandidaten gefragt, wie sie Inklusion konkret umsetzen würden, wenn sie Landrat wären. Bachmayer schlug ein Zentrum zur Koordination aller Inklusionsprojekte im Landkreis vor und Bischoff möchte Begegnungsstätten für Menschen mit und ohne Behinderung schaffen. Enz strebt eine starke und enge Vernetzung von Leuten, die sich engagieren möchten, und jenen, die Hilfe benötigen, an. Stamm-Fibich legt Wert auf barrierefreien Wohnraum, und Tritthart, der seinen Vorrednern in allen Punkten zustimmte, sprach noch einmal das Amt des Behindertenbeauftragten an.
Die Frage vom Anfang kann also beantwortet werden: Wenn man alle Landratskandidaten zusammenbringt, dann entsteht ein angeregter Austausch, offene Fragen zum Thema Inklusion werden geklärt, und alle lernen etwas Neues, woraus sicher auch Ideen für neue Konzepte entspringen.