Auch gute Nachbarschaft schützt vor Einbrechern
Autor: Andreas Dorsch
, Dienstag, 18. August 2015
In Höchstadt hat die Polizei seit 11. Juli sechs Einbrüche und zwei Versuche registriert. Potenzielle Einbrecher könnten abgeschreckt werden, wenn verdächtige Beobachtungen oder Autos sofort der Polizei gemeldet würden.
"Der gemeine Einbrecher ist feige", weiß Sabine Röhrer aus ihrer täglichen Berufspraxis. Die stellvertretende Kommissariatsleiterin für Einbruchsdelikte bei der Erlanger Kripo erlebt bei ihren Ermittlungen auch immer wieder, dass Einbrecher in der Regel dann zuschlagen, wenn niemand im Haus ist. Röhrer: "Wenn jemand im Haus Licht macht, ist der Einbrecher weg."
Im Präsidium Mittelfranken sind Einbrüche derzeit ein Thema, um das sich die Polizei mit Nachdruck kümmert, berichtet Ulrich Rehäußer, Leiter der Beratungsstelle der mittelfränkischen Polizei. Weil die Zahlen in den letzten Jahren gestiegen sind, wurde eine Soko eingerichtet: "besondere Aufbauorganisation Wohnraumeinbruchdiebstahl".
Wurden im Jahr 2012 in Mittelfranken nur 994 Wohnungseinbrüche registriert, waren es 2013 bereits 1032 und im vergangenen Jahr 1345.
Die seit gut einem Jahr arbeitende Soko war auch schon recht erfolgreich. Über 50 Tatverdächtige gingen den Fahndern bereits ins Netz, 30 davon auf frischer Tat. Die Täter gehören fast alle reisenden Banden aus dem Kaukasus und Südosteuropa an. Für Rehäußer sind dies Profis.
Gelegenheit macht Diebe
Auch wenn vermehrt Polizeimeldungen über Wohnhauseinbrüche in den Tageszeitungen den Eindruck vermitteln, im Bereich der Polizeiinspektion Höchstadt würde die Zahl rasant ansteigen, kann die Statistik dies nicht belegen. Kripo-Beamtin Röhrer hat in Höchstadt seit 11. Juli sechs Einbrüche und zwei Versuche registriert. Dass dabei zwei Drittel tagsüber verübt werden, ist für die Polizei nichts Neues."Gelegenheit macht Diebe", können Röhrer und Rehäußer nur immer wieder betonen. Deshalb sollten die Bürger Einbrechern erst gar keine Chance geben. Auch wenn jemand nur zum Einkaufen geht, dabei Fenster gekippt lässt oder die Haustür nur ins Schloss zieht, braucht er sich nicht zu wundern, wenn Fremde unterdessen die Wohnung ausgeräumt haben.
Dabei würden die Diebe kleinere Gegenstände bevorzugen, die sich schnell zu Geld machen lassen, sagt Kriminalhauptkommissar Rehäußer. Ein großer Flachbild-Fernseher werde kaum aus dem Haus geschleppt. Rehäußer: "Der Einbrecher scheut die Hausbewohner und hat nicht viel Zeit."
Dies bestätigt Ermittlerin Röhrer: "In der Regel wollen Einbrecher Menschen nichts tun." Bei der Auswahl ihrer Objekte gehen sie von Äußerlichkeiten aus, wie großen Häusern und teueren Autos. Oder auch einfach von günstigen Gelegenheiten. Dabei werde vorher gecheckt, ob jemand zu Hause ist. Wer wertvolle Sachen schützen möchte, sollte sie in einem Tresor deponieren, empfiehlt Sabine Röhrer.
Ulrich Rehäußer warnt davor, den Helden spielen zu wollen, sollte man einen Einbrecher auf frischer Tat überraschen. Besser wäre es, sofort den Notruf 110 zu wählen.
110 wählen
Überhaupt ist 110 die Nummer, die viel öfter von den Bürgern genutzt werden sollte. Immer dann, wenn verdächtige Beobachtungen gemacht werden. "Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen", sagt Röhrer. "Auch wenn der Hinweis noch so dumm erscheint, sollte er gemeldet werden." Fällt zum Beispiel ein weißer Kastenwagen mit fremder Nummer in einem Wohngebiet auf, kann es dann interessant werden, wenn er an fünf anderen Orten auch schon aufgefallen ist. Personen, die auffällig um Häuser schleichen, sollten sofort gemeldet werden. Hier sei eine gute Nachbarschaft gefragt, die auch mal nach dem Rechten schaut und Briefkästen leert.
"Der Schutz vor Einbrechern fängt beim eigenen Verhalten an", sagt Rehäußer. Man sollte alles tun, um ein Haus bewohnt aussehen zu lassen, in den sozialen Medien nicht posten, dass man gerade im Urlaub ist und das präventive Beratungsangebot der Polizei nutzen.
Eindeutig widersprechen muss die Polizei dem Vorurteil, mit der Flut von Asylbewerbern würden auch die Einbruchszahlen steigen. "Asylbewerber sind bei Wohnungseinbrüchen kein Thema", stellt Sabine Röhrer fest.