Atze Bauer bedruckt T-Shirts in neuer Halle
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 11. März 2014
Rund 150 000 bunte Hemden verlassen jährlich Atze Bauers T-Shirt-Druckerei in Höchstadt. Vor Kurzem ist der "Shirthusiast" in eine neue Halle gezogen.
Atze Bauer ist verknallt. In 200 Gramm Baumwolle. Seine T-Shirt-Druckerei ist nicht bloß ein schnelles Geschäft mit dem bunten Stoff, sondern sein leidenschaftliches Handwerk. Geradezu eine Wissenschaft. Der 49-jährige Höchstadter spricht von Farbmischungsverhältnissen, Brüchigkeit, Infrarottrocknung und Gummirollenhärte wie ein Alchemist von seinem geheimen Kräuterwissen. Kein Wunder: Bauer schaut zurück auf fast 25 Jahre Erfahrung im Textil-Siebdruck.
Begonnen hat er 1990 eher so nebenbei im Keller. Dann häuften sich die Aufträge befreundeter Bands und Vereine. Zehn Jahre später war er als einer der ersten Textildruckläden online.
Fasching: 2000 Shirts verschenkt
Heute sitzt er mit rund 150 000 T-Shirts im Jahr, 6000 Kundennummern und rund einer Million Jahresumsatz fest im Sattel.
Der T-Shirtdrucker steht in seiner neuen Halle am Strauchgraben in Höchstadt. Seit Anfang des Jahres mietet er die rund 170 Quadratmeter. Aus den alten Räumlichkeiten am Polizeikreisel musste er ausziehen. Das Gebäude dort soll bald abgerissen werden. Zusätzlich zur neuen Halle betreibt Bauer in Höchstadt noch eine Handdruckerei für Kleinauflagen und sein Ladengeschäft "Die Shirtwelt".
"Wir hatten echt Glück, dass Thomas Schmidthuber die Halle gerade frei hatte", sagt Bauer und schaut sich in seiner neuen Druckerei um. An der Decke eine nagelneue Lüftungsanlage. Ein paar Handgriffe sind noch zu erledigen, vor der Tür wird das Pflaster verlegt. Ansonsten läuft die Druckerei schon wieder. Aufwändig sei beim Umzug vor allem die Druckmaschine gewesen. Ein sogenanntes Siebdruck-Karussell, das Herzstück der T-Shirt-Druckerei.
Auf Dreharmen rotieren die Rohlinge durch die verschiedenen Stationen: Grundierung, Trocknung, weitere Farben, zweites Weiß. Christian Fryska zieht gerade ein fertig bedrucktes Shirt von der Platte. Der 26-Jährige mit den tätowierten Armen ist gelernter Drucker. Seit 2009 ist er bei Atze Bauer beschäftigt. Mittlerweile hat das Team 18 feste Mitarbeiter. "Im Sommer sind wir noch mehr. Dann rockt hier richtig der Laden", sagt Bauer. Ab dem Frühjahr beginnt im T-Shirt-Geschäft die Hauptsaison.
"Er ist vielleicht nicht der typische Chef, wie man ihn sich vorstellt", sagt Fryska und muss grinsen. Die Atmosphäre ist locker und spaßig. So wie man sich es vorstellt, für einen "Liederchaoten" zu arbeiten.
Atze Bauer schmeißt den Laden zusätzlich zu seinen Auftritten als Comedian und Spaßmacher. Als "Liederchaot" steht er bis zu 70 Mal im Jahr auf der Bühne. Seine Frau Claudia Ritter arbeitet ebenfalls im Unternehmen und übernimmt die Verkaufsabwicklung.
Großkunden in fränkischer Szene
Mehr als die Hälfte seines Umsatzes macht Bauer mit Großauflagen ab 100 Stück. 70 Prozent davon mittlerweile im Versand. 30 Prozent gehen über den Ladentisch. Zu den Kunden zählen neben vielen Vereinen und Großevents auch Firmen wie das Musikhaus Thomann oder Tournee-Bands wie J.B.O., Fiddlers Green oder die Dorfrocker. Auch für den Comedian-Kollegen "Bembers" aus Nürnberg druckt Bauer die T-Shirts. Atze Bauer hat die Kontakte und weiß sie auch zu nutzen.
Lieblingsshirt: "Tschüß Honni"
Hat einer wie er, der beruflich jeden Tag in T-Shirts badet, eigentlich noch ein Lieblings-Shirt? Bauer muss nicht lange überlegen, es ist eins seiner ersten Selbstbedruckten von 1990: "Da steht Tschüß Honni drauf. Zu sehen ist ein Trabi von hinten." Zur Wende ist ihm die Idee gekommen. Er hat die Kiste mit T-Shirts gepackt, ist nach Berlin gefahren und hat sie an der Mauer verkauft. Ein "Shirthusiast" mit Geschäftssinn.