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Areva-Mitarbeiter bangen um Jobs


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Mittwoch, 11. März 2015

Der Atomkonzern schreibt rote Zahlen in Milliardenhöhe. Bis zu 1000 Mitarbeiter könnten vom geplanten Stellenabbau betroffen sein. Besonders in Erlangen befürchtet man den Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen.
Foto: dpa


Mit so schlechten Zahlen hat wohl niemand gerechnet. Nach einem Rekordverlust von knapp fünf Milliarden Euro im vergangenen Jahr hat der französische Atomkonzern gravierende Einschnitte angekündigt. Seitdem ist besonders in Erlangen die Angst vor drohenden Arbeitsplatzverlusten groß.
"Von Areva erwarte ich auch weiterhin den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und vor allem, dass die Beschäftigten bald wissen, woran sie sind", reagierte Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) in Erlangen auf die schlechten Nachrichten aus Paris. In Erlangen befindet sich die Deutschland-Zentrale des französischen Atomkonzerns. Derzeit sind dort rund 3300 Menschen beschäftigt. Erlangen ist der größte Areva-Standort außerhalb Frankreichs und sogar der größte Engineering-Standort weltweit. Deutschlandweit beschäftigt der Atomkonzern rund 5000 Mitarbeiter.

Sozialverträglich?

Der Areva-Beauftragte der IG Metall, Wolfgang Niclas, hat bei einer Belegschaftsversammlung von Areva am Dienstag in Offenbach erfahren, dass von Januar 2016 bis Ende 2017 bundesweit weitere 1000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen. Nach dem Atomausstieg im Jahr 2011 habe der Konzern bis heute bereits rund 1000 Stellen bundesweit abgebaut. Bis Ende 2015, so die ursprüngliche Planung, sollten insgesamt rund 1500 Mitarbeiter gehen - sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen. Wie viele Arbeitsplätze in Erlangen nun durch die neue Entwicklung gefährdet sind, sei noch unklar. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen, dass mehr Stellen als bislang geplant bei Areva in Erlangen abgebaut werden.

Areva hält sich bedeckt

Areva-Pressesprecher Stefan Pursche kann die Zahl von 1000 weiteren Arbeitsplätzen, die wegfallen sollen, nicht bestätigen. Dabei handele es sich um Spekulationen und Hochrechnungen. "Diese Zahl bezieht sich auf die Auslastung im Unternehmen aufgrund der heutigen Auftragslage", betonte der Pressesprecher am Mittwoch auf Nachfrage. Außerdem könnten von den Stellenstreichungen auch viele Projekt-Mitarbeiter betroffen sein. Fraglich sei also, ob tatsächlich 1000 Stellen wegfallen. In Erlangen seien am Mittwoch die Führungskräfte über die geplanten Einsparmaßnahmen informiert worden. Bis zu einer Milliarde Euro will der Konzern bis zum Jahr 2017 einsparen, hatte Konzernchef Philippe Knoche in Paris angekündigt.

Konkrete Entscheidungen erst im April

Mehrere Gründe werden für die aktuelle Misere genannt. Natürlich habe der Ausstiegsbeschluss im Jahr 2011 den Konzern in Deutschland vor große Herausforderungen gestellt. Hinzu würden Probleme bei geplanten Neubau-Projekten im Ausland kommen. Auch beim Rückbau der deutschen Atomkraftwerke bis zum Jahr 2022 gebe es Schwierigkeiten. "Der Rückbau der deutschen Kernkraftwerke verzögert sich wegen andauernder rechtlicher Auseinandersetzungen und fehlender politischer Rahmenbedingungen", so Pursche weiter. Gleichzeitig gehe es bei den Offshore-Windkraftanlagen nicht schnell genug vorwärts. Außerdem führe das historisch niedrige Strompreisniveau dazu, dass viele Länder weniger in neue und bestehende Kraftwerke investieren.
OB Janik rechnet damit, dass die Areva-Krise nicht spurlos an Erlangen vorbeigehen wird. Der Konzern kündigte indes an, die Gespräche über geplante Einschnitte mit den Arbeitnehmervertretern fortführen zu wollen. Konkrete Entscheidungen wird Areva wohl erst nach der nächsten Aufsichtsratssitzung am 14. April bekannt geben.