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Anwohner contra "Containerburg" in Baiersdorf


Autor: Pauline Lindner

Baiersdorf, Freitag, 12. Sept. 2014

Im Baiersdorfer Wohngebiet in der Hut könnte ein Lager für Asylbewerber entstehen. Etliche Anlieger fühlen sich von der Stadt schlecht informiert. Bürgermeister Andreas Galster (CSU) versucht, den Ball flach zu halten.
Diesen Parkplatz am Gelände des Baiersdorfer SV hatte die Stadt auf Nachfrage des Landkreises als Unterbringungsmöglichkeit für Asylbewerber angeboten. Zahlreiche Anwohner des angrenzenden Wohngebiets gehen schon auf die Barrikaden, obwohl noch nichts entschieden ist. Foto: Josef Hofbauer


Eine heftige Debatte ist via Facebook im Gange, weil angeblich in der Baiersdorfer Hut ein großes Containerzentrum für Asylsuchende eingerichtet werden soll. 145 Personen haben sich einer von Heiko Teuchert initiierten Gruppe angeschlossen und diskutieren seither, welche Folgen die Unterbringung einer größeren Zahl von Flüchtlingen haben könnte. "Ich hatte mit zwei Stadträten telefoniert und wollte dann mal hören, was die Leute in der Hut wissen und denken", nennt Teuchert als Motiv für seine Aktion.

Eine von Anfang an geäußerte Sorge ist dabei der Wertverlust von Privathäusern in dem als "gehoben" klassifizierten Wohngebiet östlich der Bahnlinie. Selbst ein Zusammenbruch des lokalen Immobilienmarkts wird dort befürchtet.



In der Diskussion werden Flächen und Zahlen genannt: Von einer Grundstücksgröße von 1500 Quadratmetern ist die Rede und einem Platzbedarf von sieben Quadratmetern pro unterzubringender Person, woraus man eine Belegungszahl von weit mehr als 50 Personen errechnete. Als Gegenargument wird vorgebracht, dass nach dem Verteilungsschlüssel auf die Länder und deren Verwaltungsstrukturen auf Baiersdorf höchstens zwölf Asylsuchende entfielen.

Sorgen um die persönliche Sicherheit und um die von Kindern werden vorgebracht. Der Hauptvorwurf - teilweise recht heftig formuliert - richtet sich gegen die Stadtverwaltung, die hier ohne Bürgerbeteiligung gehandelt habe. Angeblich - so die Meinung auf der Diskussionsplattform - entscheidet der Stadtrat bereits in seiner nächsten Sitzung über die Ansiedlung von 50 und mehr Personen. Auch der Vorwurf wurde gepostet, die Ortswahl richte sich gegen die Neubürger östlich der Bahn, die Hut sei "ein Fußabstreifer für die Alt-Baiersdorfer". Ein Mitglied der Facebook-Gruppe schrieb deshalb den Bürgermeister um eine Stellungnahme an.

Zwischendurch wurden in den zahlreichen Diskussionsbeiträgen grelle Töne angeschlagen, vor allem über die Nicht-Information durch die Stadt. Einige Mitglieder erhoben gegenüber anderen den Vorwurf, sie würden hier fremdenfeindliche Parolen verbreiten. Teuchert ist sich sicher, dass der größte Teil der Beiträge aus der Nachbarschaft des möglichen Asylcontainerstandorts stammt.

Besprechung am 16. September

Die Gruppe ließ ab 4. September einen Flyer mit ihren Argumenten verteilen und initiierte eine "Bürgerbesprechung" am Dienstag, 16. September, um 19 Uhr in der Gaststätte Domizil. Zu ihr wurde auch der Bürgermeister eingeladen.

Was ist geschehen, das zu einer so heftigen Reaktion mit Beiträgen weit über Baiersdorf hinaus führte? Kurz vor der Sommerpause verschickte Landrat Alexander Tritthart (CSU) einen Brandbrief an alle 25 Gemeinden des Landkreises: Man möge sich doch um Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber bemühen. Mehrere Kommunen reagierten, darunter auch Baiersdorf.

Bürgermeister Andreas Galster (CSU) bot in Absprache mit dem Stadtrat als Möglichkeiten an: leerstehende Wohnungen in Wohnblöcken in Baiersdorf, die im Eigentum der Wohnbaugesellschaft des Landkreises, Gewobau mit Sitz in Heroldsberg, stehen. Und den Parkplatz am BSV-Gelände im Baugebiet in der Hut. Dort könnten wegen der bereits vorhandenen Erschließung Container aufgestellt werden, meldete die Stadtverwaltung zurück.

Vertreter von Regierung - sie ist auf Bezirksebene für die Unterbringung von Asylsuchenden zuständig - und Landkreis schauten sich das angebotene Gelände an, denn Bauherr wäre die Regierung von Mittelfranken. "Ich habe die Stadträte informiert. Fast die Hälfte war trotz Urlaubszeit dabei", sagte dazu Galster. Und: "Seither gab es keine weiteren Nachfragen und Reaktionen, weder vom Landratsamt noch von Regierungsseite."

Diese Informationen ließ Galster bereits am 27. August dem Anfragenden zukommen. Dort heißt es: "Die Annahme, in Baiersdorf würde ein ‚Lager‘ für alle Asylsuchenden errichtet, ist also vollkommen unbegründet, vielmehr muss sich auch Baiersdorf der Realität stellen ..." Galster sicherte zu, dass eine - bislang nicht eingegangene - Antwort der Regierung im Stadtrat ausführlich diskutiert und die Bevölkerung umfassend informiert würde. "In welcher Form wir dies dann tun, wird eine Entscheidung des Stadtrates sein."

Vor Kurzem teilte Galster ausdrücklich mit, dass der Landkreis über die leerstehenden Wohnungen verhandle. Gleichzeitig bat er, dass Hauseigentümer weitere Unterkunftsmöglichkeiten mitteilen. Die SPD-Stadtratsfraktion steht in einer Pressemitteilung ausdrücklich hinter der Bereitschaft der Stadt, Flüchtlinge aufzunehmen. Unterbringung in Wohnungen hat für sie dabei absoluten Vorrang.