Antwort auf keinen Leserbrief
Autor: Michael Busch
Herzogenaurach, Freitag, 17. August 2018
Die Vorwürfe in dem Brief sind breitgestreut. Eine Leserin bezieht sich auf den Artikel "Unterschiedliche Realitäten" am 15. August auf Seite 15.
Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Denn in diesem Artikel gibt es Antworten auf einen Brief, den die Herzogenauracherin Schreiberin eigentlich gar nicht als Leserbrief veröffentlicht wissen will. Daher taucht der Name der Dame an dieser Stelle gar nicht auf, nur der Wohnort - und ihr Brief nur in Auszügen.
Die Dame startet unter Hinweis auf die erschiene Infobox am 15. August mit (diese steht nochmals in diesem Artikel): "Eisenflechter ist keine Fachkraft, die es sehr selten gibt. Jeder Maurer, Baufacharbeiter, Betonbauer, Stahlbetonbauer lernt im Rahmen seiner Berufsausbildung Eisenflechten."
Das ist nicht ganz richtig. Der Eisenflechter oder auch Eisenbieger ist ein eigener Beruf. Allerdings: Für die Tätigkeit als Eisenbieger und Eisenflechter ist eine Ausbildung als Baufacharbeiter im Hochbau eine gute Voraussetzung. Auch andere Fachkräfte aus der Baubranche können den Beruf ausüben. Richtig ist, dass in der Branche wegen Mangel an Fachkräften gerne Willige schnell angelernt werden, um die körperlich anstrengende Arbeit zu absolvieren. So schreibt es zumindest das Fachmagazin Baufachkraft.
Steinzeit in Afrika?
Doch weg vom Berufsbild. Die Schreiberin äußert: "Äthiopien stellt allen Bürgern aufgrund ihrer Geburtsurkunden Personalausweise aus, die alle fünf Jahre erneuert werden müssen. Das Land hat eine funktionierende Verwaltung. (Warum denken bloß immer alle, in Afrika herrscht noch die Steinzeit?) Wenn also in Deutschland ein Migrant nur eine Kopie seines Geburtsausweises vorlegen kann, ist er offensichtlich nicht der, für den er sich ausgibt. So einfach ist das."
Nein, so einfach ist das nicht. Die neu aufgeflammten Kämpfe zwischen den Volksgruppen im Süden Äthiopiens haben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) allein im Juni 2018 mehr als 800 000 Menschen in die Flucht geschlagen. Bei vielen Menschen passiert die Flucht Hals über Kopf, immer mit der Prämisse, das eigene Leben retten zu wollen. An Geld, die jeweiligen Papiere, die benötigt werden, etc. ist in solch einem Fall, eigentlich nachvollziehbarer Art und Weise, nicht unbedingt zu denken.