Druckartikel: Anfeindungen sind im Kreis ERH die Ausnahme

Anfeindungen sind im Kreis ERH die Ausnahme


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 21. Oktober 2015

Die Stimmung im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist weiter gut. Helfer berichten von positiven Erfahrungen.
Sabine Grasse bringt einem Äthiopier Deutsch bei. Dazu gehören auch Begriffe aus dem Alltagsleben. Foto: Mona Lisa Eigenfeld


Die Bevölkerung im Landkreis Erlangen-Höchstadt hat offensichtlich mehr Verständnis für die Situation der vielen Flüchtlinge als Bürger in anderen Städten und Regionen Deutschlands. Von körperlichen oder größeren verbalen Attacken auf Kommunalpolitiker oder die vielen ehrenamtlichen Helfer in den Gemeinden ist nichts bekannt.

"Die Stimmung im Ort ist noch sehr gut", sagt Hemhofens Bürgermeister Ludwig Nagel (CSU). Er hofft, dass alles so harmonisch weiter läuft wie bisher. Man wisse aber nicht, wie es morgen wird. Mit bis zu 180 Asylbewerbern in der zum Notaufnahmelager umfunktionierten Tennishalle beherbergt Hemhofen relativ viele Flüchtlinge.

Nagel bekomme vereinzelt Stammtischparolen und Befürchtungen von Bürgern zu hören, nehme aber nicht alles ernst. Direkt angegriffen oder angefeindet sei er noch nicht worden. Die positive Stimmung in Hemhofen schreibt der Bürgermeister auch dem "sehr aktiven Helferkreis" zu, der guten Vor-Ort-Betreuung durch ASB, dem Sicherheitsdienst und vor allem den Mitarbeitern des Landratsamtes. Bei allem Einsatz für die Flüchtlinge erinnert Nagel aber auch an die sozial Schwachen in unserer Gesellschaft: "Die dürfen wir nicht vergessen."


Unsachliche E-Mails

Die Kritik, die Landrat Alexander Tritthart (CSU) bisher einstecken musste, "hält sich in Grenzen". Nur einzelne anonyme Briefe und äußerst kritische unsachliche E-Mails seien bei ihm angekommen, teilt Landratsamt-Sprecherin Hannah Reuter auf Anfrage mit.

Für Petra Kleineisel vom Helferkreis Wachenroth läuft weitgehend "alles glatt" mit der Betreuung der rund 50 Flüchtlinge im Gasthof Linsner. Von persönlichen Anfeindungen kann sie nicht berichten, sie habe nur von einzelnen kritischen Stimmen im Dorf und Stammtischparolen gehört. Es gebe aber auch Wachenrother, die sich nach den Flüchtlingen erkundigen. In der Bevölkerung stellt sie eine gewisse Zurückhaltung fest, ausgelöst vielleicht auch durch die jüngst eingezogenen Menschen aus Äthiopien, "die im Wachenrother Ortsbild schon auffallen".

Zwei Probleme sieht Helferin Kleineisel, unter denen die Flüchtlinge besonders leiden: die fehlende Mobilität in Wachenroth und die nur begrenzten Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die lernbegierigen jungen Leute. Kleineisel: "Nur dreimal Deutschkurs in der Woche ist ein Tropfen auf den heißen Stein."


Als Frau voll akzeptiert

Mit Deutschkursen hat auch die ehrenamtliche Helferin Sabine Grasse vor eineinhalb Jahren bei den in der Gemeinschaftsunterkunft in Höchstadt untergebrachten Flüchtlingen angefangen. Mittlerweile koordiniert sie einen Helferkreis und die Kleiderkammer, in der auch Gebrauchsgegenstände, Fahrräder, Bettdecken, Kopfkissen und Teppiche gewünscht sind.

Bei ihrem Einsatz für die Asylbewerber hat sie gute Erfahrungen gemacht. Von größeren Auseinandersetzungen unter den über 120 Bewohnern in der Höchstadter Unterkunft kann sie nicht berichten. Die heimische Bevölkerung gibt ihr ein positives Echo, richtige Anfeindungen hat sie noch nicht erlebt.

Sabine Grasse hat auch keine Schwierigkeiten, als Frau von den überwiegend jungen Männern voll akzeptiert zu werden. "Die Leute wollen was lernen", sagt sie.

Vor allem auch die in Gremsdorf untergebrachten Flüchtlinge, die sich darüber beklagen, kaum Zugang zur Bevölkerung zu haben. Auch sie möchten möglichst schnell die deutsche Sprache lernen.