Alte Höchstadter Turnhalle wird pulverisiert
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 10. August 2017
Nach 65 Jahren werden die übereinander liegenden Sportstätten an der Kerschensteiner Straße in Höchstadt nicht mehr gebraucht.
Völlig unbeeindruckt von dem Chaos um ihn herum hängt der Basketballkorb noch an der nördlichen Stirnseite der alten Turnhalle des Höchstadter Gymnasiums. Durch seinen Ring wird aber wohl nie mehr ein Ball fallen. Die Stunden dieses Sportgeräts sind ebenso gezählt wie die der ganzen Halle, von der der Abrissbagger schon das Dach und eine Außenwand zerlegt hat.
1962 waren die beiden übereinander liegenden Turnhallen für das damals entstandene Schulzentrum an der Kerschensteiner Straße gebaut worden. In der kleineren, unteren Halle hatten Grund- und Hauptschüler ihren Sportunterricht, in der einige Meter längeren, oberen Halle turnten die Gymnasiasten.
Mit dem Bau der Aischtalhalle in den 1980er Jahren verloren die alten Turnhallen an der Kerschensteiner Straße an Bedeutung, wurden aber immer noch genutzt. Erst der Bau der jetzt kurz vor ihrer Vollendung stehenden neuen Doppelturnhalle in unmittelbarer Nachbarschaft macht die modernen Anforderungen nicht mehr genügenden Sportstätten überflüssig.
Zwei Wochen lang entkernt
Zum Schuljahresbeginn im September soll in der neuen Halle der Betrieb anlaufen. Dann dürfte auch der Abriss der alten Hallen weitgehend abgeschlossen sein, sagt Matthias Böhme von der Eggolsheimer Firma Geocon, die die Beseitigung der alten Turnhallen geplant hat. Begonnen haben die Arbeiten mit einer Schadstofferhebung. Alle problematischen Materialien wurden erfasst und getrennt entsorgt. So beispielsweise Fensterbretter aus Asbest-Zement und verschiedene Dämmmaterialien. Auch die Parkettböden und die Holzverkleidungen an den Decken mussten vorab ausgebaut werden. "Trupps von fünf bis zehn Mann haben die Hallen zwei Wochen lang entkernt", blickt Planer Böhme zurück. Auch die in der Halle installierten Sportgeräte waren vorab weitgehend entfernt worden.
Jetzt hat der Abrissbagger relativ leichtes Spiel. Das verbaute Eisen wird noch herausgeholt und das mineralische Material gleich auf der Baustelle pulverisiert. Dieses Schicksal trifft auch das fast komplette Werk des verstorbenen Höchstadter Künstlers Roland Lindenmann, das die Stirnseite der Hallen ziert. Von den aus einzelnen Mosaiksteinchen zusammengesetzten turnenden Figuren werden nur zwei gerettet.
Bodenplatte bleibt liegen
Das Architekturbüro Haindl, das die neue Doppelturnhalle geplant hat, fand dafür eine Lösung. Laut Haindl-Mitarbeiter Wolfgang Mahringer wurden bereits zwei Figuren aus dem Kunstwerk herausgelöst und an einer Wand in der neuen Sporthalle angebracht. Ergänzt wird dieses Mosaik noch durch eine Fotodokumentation von dem Gesamtwerk Lindenmanns an der alten Hallenwand.Komplett pulverisiert wird die alte Turnhalle allerdings nicht. Die Bodenplatte soll mit einem etwa ein Meter hohen Ring der Kellerwand erhalten bleiben. Die Grube wird aufgefüllt und dem Pausenhof der Spix-Mittelschule zugeschlagen. Die Oberflächengestaltung ist dabei noch offen.