Allüberall auf den Tannenspitzen
Autor: Martin Kreklau
Oberwinterbach, Samstag, 10. Dezember 2011
Weihnachten ohne Christbaum wäre nicht das selbe. Welche Sorte es sein soll und wie man den Baum am besten aufbewahrt, weiß Händler Herbert Geyer.
"Von drauß' vom Walde komm ich her", so heißt es in einem bekannten Gedicht von Theodor Storm. Was hier für Knecht Ruprecht gilt, das gilt für die meisten unserer Christbäume nicht, denn diese kommen nicht aus dem Wald, sondern werden auf speziellen Feldern angebaut und gezüchtet.
Rund zehn bis dreizehn Jahre dauert es, bis etwa eine Nordmanntanne ausgewachsen ist und für den Verkauf gefällt werden kann. In diesem Jahr hat ein Kälteeinbruch Anfang Mai die angepflanzten Christbäume in ganz Deutschland geschädigt. Die Triebe, die aufgrund des guten Wetters im April gekommen waren, starben durch die Minusgrade im Mai teilweise ab. Dadurch wuchsen die betroffenen Bäume unsymmetrisch und mussten zurechtgestutzt werden.
Bäume können sich erholen
"Dieser Schaden bringt natürlich einen Qualitätsverlust mit sich", sagt Herbert Geyer, Händler aus Oberwinterbach. Er hat aufgrund dieser Schäden erhebliche finanzielle Einbußen, denn die Bäume müssen zunächst stehen bleiben, um sich von ihrem Leiden zu erholen. Die Bäume, die nicht vom Frost im Mai betroffen waren, haben eine exzellente Qualität, da das Wetter in diesem Jahr ansonsten ideal war, sagt Geyer.
90 Prozent der Bäume, die verkauft werden, sind Nordmanntannen. Dies hat damit zu tun, dass es vor einigen Jahren eine Überproduktion gab und die Preise für diese Bäume daher sehr niedrig waren.
Die unterschiedlichen Bäume haben verschiedene Vorteile. Die Blaufichte etwa riecht sehr gut und hat sehr feste Äste. Das ist nützlich, wenn man viel oder schweren Weihnachtsschmuck am Baum anbringen möchte. Die Nordmanntanne hingegen ist weitgehend geruchsneutral und besticht vor allem durch ihre dichten und weichen Nadeln. Die Edeltanne hat wie die Blaufichte einen angenehmen Duft. Bei der serbischen Fichte ist die Farbe außergewöhnlich: Manchmal hat sie einen stahlblauen bis silbernen Schimmer an der Unterseite.
Hat man seinen Baum beim Händler abgeholt, dann kommt es auf die richtige Lagerung an. "Am besten ist, die Tanne oder Fichte an der frischen Luft in einem Eimer Wasser aufzubewahren", sagt Geyer. Nach dem Kauf sollte man von der Unterseite des Stammes etwa einen Zentimeter absägen. "Dadurch werden verharzte Stellen entfernt und der Baum kann Wasser besser aufnehmen." Lässt man den Christbaum bis zum Aufstellen in der Garage oder der Wohnung ohne Wasser liegen, dann trocknet er schnell aus und beginnt stark zu nadeln.
Den Christbaum richtig lagern
Auch für den Kauf gibt Herbert Geyer ein paar Tipps. Zunächst sollte man natürlich überprüfen, ob der Baum bei Bewegung schon stark nadelt. "Das weist darauf hin, dass er schon länger steht und ausgetrocknet ist", erklärt Geyer. Außerdem kann man den Anschnitt kontrollieren: Ist dieser gräulich und weist kleine Risse auf, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass der Baum bereits seit langem gefällt wurde und schon stark ausgetrocknet ist.
Geyer verkauft einige Tausend Christbäume pro Saison, wobei die meisten seiner Kunden sich für eine Nordmanntanne entscheiden. Die Nachfrage ist so groß, dass sein eigener Anbau nicht ausreicht - er muss dazu kaufen. Geyer versucht seine Bäume hauptsächlich aus der Region, etwa dem Spessart oder dem Odenwald, zu beziehen. Da auch hier die Kapazitäten begrenzt sind, muss er aus Norddeutschland und Dänemark zukaufen. Eine Nordmann- oder Edeltanne kostet im Durchschnitt zwischen 18 und 25 Euro, die Fichten rund 15 Euro pro Meter. Die Preise können je nach Frische und Qualität variieren.
Der Baum wird bunt
Wie der Baum in diesem Jahr geschmückt wird, weiß Edeltraud Geue. Sie betreibt einen kleinen Geschenkartikel-Laden in der Höchstadter Innenstadt. "Farblich ist es in diesem Jahr sehr gemischt", sagt sie. Neben Dunkelgrün sind auch ausgefallenere Farben wie Lila und Türkis gefragt. Trendig sind in diesem Jahr wieder elegante Beige- und Brauntöne, die vor allem kombiniert besonders gut aussehen. Die meisten greifen beim Christbaumschmuck allerdings zu den klassischen Kugeln in rot und gold.
Strahlende Rentiere und Enten
Sehr modern sind Aufdrucke auf den Christbaumkugeln. Da strahlen einem Rentiere und Weihnachtsmänner entgegen. Auch türkisfarbene Enten, lila Elefanten und silberne Pilze hängen an modernen Bäumen. Das scheint wenig weihnachtlich zu sein - über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Wer es ganz verrückt mag, der findet Katzen im Smoking, Kühe mit roten Socken sowie Erdmännchen mit Nikolausmütze. "Die ausgefallenen Formen werden aber hauptsächlich zur Dekoration verwendet und weniger an den Baum gehängt", erklärt Geue. Die Figuren sind recht verrückt und ein sehr ausgefallener Blickfang.
Was die Beleuchtung betrifft, haben sich Lichterketten etabliert. Echte Kerzen am Baum sind - wohl auch aus Sicherheitsgründen - immer seltener.