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Alle Corona-Tests sind negativ


Autor: Christian Bauriedel

LKR Erlangen-Höchstadt, Montag, 02. März 2020

Der am Corona-Virus erkrankte Arzt der Uniklinik in Erlangen hat offenbar keine weiteren Personen angesteckt.
Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor, (links) und Frank Neumann, Leiter des Gesundheitsamtes Erlangen, gaben neue Informationen zum Corona-Fall am Uniklinikum bekannt. Fotos: Christian Bauriedel


Eine gute Nachricht: Das Corona-Virus hat sich bislang in Erlangen nicht weiter ausgebreitet. Das teilten die Leitung der Uniklinik und das Gesundheitsamt bei einer Pressekonferenz mit.

Ein Oberarzt der Erlanger Hautklinik hatte sich am Freitag vor einer Woche bei einem Ärztetreffen in München bei einem italienischen Kollegen mit dem Virus angesteckt. Am Mittwoch wurde er über den Verdacht informiert und unter häusliche Quarantäne gestellt. Am Donnerstag brachte ein Test die Gewissheit. Seitdem liegt er in einer Isolierstation der Klinik.

Isolierstation mit 24 Betten

Dem 61-Jährigen gehe es "den Umständen entsprechend gut", sagt Markus Neurath, Direktor der medizinischen Klinik 1 in Erlangen. Er habe kein Fieber, keinen Husten, keinen Auswurf. Neurath betreut die Isolierstation. Mehr als 24 Betten stehen bereit, auch wenn sich momentan nur der eine Corona-Patient dort befindet. Sollte der Virus um sich greifen, könnten jederzeit andere Stationen zur Quarantäne umgerüstet werden.

Der Betrieb in der Hautklinik im Ulmenweg laufe derzeit allerdings sehr eingeschränkt. "Wir haben die Dermatologie aus Mangel an Personal, das sich in häuslicher Quarantäne befindet, etwas heruntergefahren", sagt Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor. Er hoffe, das man Ende nächster Woche wieder wie gewohnt arbeiten kann. Dann endet die zweiwöchige Quarantäne der Menschen, die engen Kontakt zu dem Erkrankten hatten - vor allem Klinikmitarbeiter.

Aufwendige Recherche

Für das Gesundheitsamt begann mit dem Fall eine aufwendige Recherche: Insgesamt 73 Kontaktpersonen wurden ermittelt. "Die Liste wird natürlich ständig überarbeitet", sagt Frank Neumann, Leiter des Gesundheitsamtes Erlangen und Erlangen-Höchstadt. 41 Personen hatten demnach engeren Kontakt zum Oberarzt. Sie seien auf das Virus getestet worden. Das Ergebnis: Bei keinem wurde es nachgewiesen. Dennoch wurde häusliche Quarantäne angeordnet. Die Experten sprechen von "KP1", Kontaktperson Kategorie 1. KP2 sind jene, die nur flüchtig Kontakt mit dem Erkrankten hatten. Davon kennt die Behörde momentan 32 Personen. Auch diese habe man kontaktiert. Sie wurden nicht getestet und befinden sich nicht in Quarantäne, da man von einem sehr geringen Risiko ausgeht. Dennoch steht das Gesundheitsamt mit ihnen in Kontakt. Sobald Erkältungssymptome auftreten, wird getestet.

Das Virologische Institut der Uniklinik habe ihre Kapazitäten hochgefahren, sagt dessen Direktor Klaus Überla. Es sei möglich, über hundert Proben täglich zu testen. Alleine an diesem Wochenende habe man rund 120 Tests durchgeführt. Aber nicht nur die Uniklinik, auch freie Labore können den Test auf Corona durchführen.

Beim Gesundheitsamt laufen die Drähte heiß. Seit Tagen gehen hunderte Anrufe beim extra eingerichteten Bürgertelefon ein, sagt Leiter Neumann. Darunter besorgte Menschen, die krank geworden sind und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Es melden sich auch Schulen und Betreuungseinrichtungen. Der Klärungsbedarf sei nach wie vor enorm. Die Hotline unter Telefon 09131/803-2655 bleibt von 10 bis 16 Uhr noch die ganze Woche geschaltet.

Es kommen auch Nachfragen, ob man Personen "freitesten" könne. Soll heißen: "Testen Sie bitte meinen Mitarbeiter. Wenn er den Virus nicht hat, kann er ja wieder auf die Arbeit kommen." Neumann betont: Solche Tests werden nicht vorgenommen. Sie werden nur bei begründetem Verdacht gemacht.

"Das ist eine relativ große Kraftanstrengung", sagt Ärztlicher Direktor Iro. Ansonsten sei die Situation an der Uniklinik normal. "Wir haben keine negative Stimmung unter den Patienten festgestellt." Ganz locker sieht es auch ein Vater, dessen Tochter am Donnerstag mit einer Hauterkrankung stationär aufgenommen wurde. Am Freitag sei den Eltern mitgeteilt worden, dass man die Betten leider räumen müsse. Da die Tochter kein Notfall ist, konnte sie vorerst wieder nach Hause entlassen werden. "Ich habe da volles Verständnis", sagt der Vater der Familie, die im Landkreis wohnt. Natürlich habe er sich Sorgen gemacht. Aber da seine Tochter absolut nicht mit dem Oberarzt in Kontakt war, sei es ja gut ausgegangen.

Ärztlicher Direktor Iro betont, sein Haus habe die Lage im Griff: Mitarbeiter, die in einem Risikogebiet waren, sollen 14 Tage nicht zur Arbeit kommen. Das Personal ist instruiert worden, noch besser auf Hygieneregeln zu achten. Weitere Spender mit Desinfektionsmittel, auch für Besucher, wurden aufgestellt. Menschen mit Erkältungssymptomen werden gebeten, Patientenbesuche in der Klinik zu verschieben. Im Eingangsbereich wurden sogenannte "Fieberzonen" eingerichtet, wo sich kranke Menschen melden können, die besorgt sind. Dort werden sie aufgeklärt und untersucht.

"Wir rechnen damit, dass die Zahl der Patienten zunimmt", sagt Iro. Allerdings, betont er, sei das kein Grund zur Panik. Die Fachleute an der Uniklinik seien sehr gut vorbereitet.