Änderungen für die Erlanger Bergkirchweih
Autor: Michael Busch
Erlangen, Mittwoch, 03. April 2013
Die Sicherheit am Berg muss besser werden, zu diesem Schluss kam ein Expertenteam, das sich ausgiebig mit dem größten Volksfest Nordbayerns beschäftigte. Der Besucher wird sich auf Änderungen einstellen müssen.
Am 16. Mai ist es wieder soweit: Der Erlanger Berg ruft. Ein Volksfest, das laut der Organisatoren rund eine Million Besucher innerhalb der zwölf Tage um Pfingsten anlockt. Ein Fest, dass als fünfte Jahreszeit die Stadt und Umgebung sowie die Fans des Festes Kopf stehen lässt. Und dass dafür sorgt, dass sich Jahr für Jahr Menschen Gedanken, um die Sicherheit des Festes machen.
Ein Sicherheitskonzept wird seit Jahren verfolgt, nun wurde eine weitere Fassung vorgelegt, zunächst einmal dem Haupt-, Finanz- und Personalausschuss der Stadt Erlangen. Dieser nahm die Ausführungen zur Kenntnis und lobte das Arbeitsteam. Immerhin geht es um keine Kleinigkeit. Es geht zum einen um einen durchaus wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Stadt, es geht zum anderen aber auch um eine Traditionsveranstaltung, die seit 255 Jahren weitgehend unfall- und katastrophenfrei absolviert wurde.
Wirtschaftsreferent Konrad Beugel und "Bergbeauftragter" erklärte, dass gerade vor dem Hintergrund der Tragödie während der Loveparade in Duisburg dieser Sicherheitsauftrag absolviert wurde. Zielsetzung war es, das durch Vorkehrungen und Maßnahmen baulicher, technischer und organisatorischer Art, eine Minimierung der Eintrittswahrscheinlichkeit von Schadensereignissen bewirkt wird. Ein weiterer Blick fiel auf die möglichen Ausmaße eines Unglücks.
Und das ist gar nicht so einfach zu ermitteln. Denn immerhin hat das Festgelände eine Fläche von fast 50.000 Quadratmetern. Rund 7650 m2 sind davon überbaut. In der Zeit des Berges gibt es 16.000 Sitzplätze für die Besucher gegenüber "nur" knapp der Hälfte im restlichen Jahr.
Sicherheit für alle
Rein nüchtern betrachtet, heißt es bei der Durchführung dieser Großveranstaltung von Gesetzes wegen: "Die Stadt Erlangen als Veranstalter der Bergkirchweih hat im Rahmen ihrer Organisationsverantwortung diese Großveranstaltung so zu planen und durchzuführen, dass potenzielle Gefährdungen von Beteiligten und Besuchern minimiert werden. Hierbei hat die Stadt Erlangen die Fachverantwortung, im Zuge der Bergkirchweih alle sicherheitsrelevanten Rechtsvorschriften einerseits selbst zu beachten und andererseits für deren Einhaltung durch Dritte zu sorgen." Wenn das eben so einfach wäre. Die aufgeführten "Dritten" sind die Schausteller, aber auch die Unmengen an Besucher.
Zumal die Rahmenbedingungen es nicht wirklich einfach machen. Denn im Gegensatz zum Beispiel zum Nürnberger Volksfest, findet der Berg nicht auf einem großen asphaltierten Platz statt, sondern inmitten eines wertvollen Grüngeländes. Der Burgberg ist geprägt durch seinen wertvollen Laubbaumbestand, mit Hölzern, die bis zu 40 Meter hoch in den Himmel ragen.
Neuer Stützpunkt für Rettungskräfte
Ein wichtiger Aspekt wird in Zukunft die Arbeit der Rettungskräfte einnehmen. Die "alten" Rettungsstandorte, also der Feuerwehrstützpunkt und der ASB-Punkt in der Mitte des Geländes (An den Kellern 48) und die Polizei sowie der BRK-Saniätsdienst an der Seite des Altstädter Schießhauses bleiben erhalten. Neu wird der letztjährig im Probelauf gestartete "Stützpunkt West" sein. War es im vergangenen Jahr die Feuerwehr, die in der Bergstraße Stellung bezogen hat, soll heuer ein Sanitätsdienst dazu kommen.
Neuer Fluchtweg am Birkners-Keller
Um den Rettungskräften die Chance zu geben, möglichst zeitnah in das Geschehen eingreifen zu können, werden weitere Fluchtwege geplant. So ist für den Hofbereich des Birkners-Keller ein zweiter Fluchtweg zu schaffen. Bisher haben die Menschen im Falle eines Unglückes nur die Chance über ein etwa 1,90 Meter breite Treppe zurück auf das Festgelände zu kommen. Bei gut 800 Besuchern ein potenzieller Gefahrenherd.
Neuer Treppenabgang am Entlaskeller geplant
Für das Biergartenareal des Entlas- und Erich-Kellers zwischen Ochsenbraterei und dem zweiten Erich-Ausschank wird ein neuer zusätzlicher Treppenabgang durch das planende Team empfohlen. Diese Baumaßnahme soll aber erst 2014 realisiert werden.
Neue WC-Anlage - Überwachung gewünscht
Mit einer ganz anderen Notlage beschäftigt sich Punkt B.11.4.5 in dem Maßnahmenpaket: Die WC-Anlagen stehen da im Mittelpunkt. 17 WC-Anlagen gibt es auf dem Festgelände. In den Stoßzeiten zu wenig, vor allem für die Damenwelt. Daher soll eine neue Damen-WC-Anlage am Pfaffweg mit zwölf Kabinen entstehen.
Neu, zumindest in Erlangen, wird die Überwachung durch Kameras sein. Beim Oktoberfest in München sowie beim Gäubodenfest in Straubing längst im Einsatz, sollen bereits 2013 per Kameras Informationen an die Rettungsstellen gehen. In der Planung heißt es: "Eine hinreichend objektive Beurteilung der Lage in den Abend- und Nachtstunden ist unerlässlich und gehört zu den elementaren Pflichten des Veranstalters." Gespeichert werden sollen die Daten bei der Stadt Erlangen, die wiederum gemäß der Vorgaben des Bayerischen Datenschutzgesetzes damit umgehen werden.
Bühne am Niklas-Keller wird umgedreht
Eine einschneidende Veränderung für den Besucher wird eine so genannte Präventionsmaßnahme am Niklas-Keller haben. Unterhalb dieses Kellers bilden sich immer wieder "Menschenpfropfe", die ein Durchkommen annähernd unmöglich machen. Das ist den Zuhörern geschuldet, die der Band über ihren Köpfen - auf dem Kellerpodium - zujubeln. Um dies zu verhindern, soll die Band heuer das erste Mal, an den Wochenenden in die andere Richtung, also bergauf, spielen. Die zum Hauptweg weisende Seite des Musikpodiums wird mit einem Sichtschutz versehen.
Zugänge sollen bei Überfüllung gesperrt werden
Und noch etwas wird sich ändern: Wenn das Festgelände zu voll wird, sollen die Besucherströme beim Hauptaufgang versuchsweise in den Schützenweg umgeleitet werden. Erst auf Höhe der ASB-Wache geht es zurück auf die "Rummelmeile". Wer glaubt zuvor auf Höhe des Riesenrades abbiegen zu können, wird feststellen, dass dieser Zugang ebenfalls gesperrt sein wird. Für die Umleitung ist der private Sicherheitsdienst des Veranstalters zuständig.
Im Rahmen des Sicherheitskonzeptes gab es noch mehr Vorschläge, die nun die zuständigen Gremien passieren müssen - und dann soll er wieder ein Stück sicherer sein: der Berg.
