Adidas-Erfolg durch Reebok gebremst
Autor: Matthias Litzlfelder
Herzogenaurach, Donnerstag, 07. März 2013
Die schlechte Geschäftsentwicklung der Tochter fordert den Ehrgeiz des Managements heraus. Adidas-Chef Hainer will an Reebok festhalten. Er setzt auf den Fitnessmarkt.
Es waren weniger die Zahlen, die die Journalisten gestern bei der Bilanz-Pressekonferenz von Adidas beschäftigten. Vielmehr drehte sich in Herzogenaurach alles um eine Frage: Wie lange eigentlich noch? Gemeint war die Adidas-Tochter Reebok.
Wiederum hatte Vorstandschef Herbert Hainer einen Umsatzanstieg in allen Regionen vermelden können, mit 14,9 Milliarden Euro lagen die weltweiten Erlöse 2012 so hoch wie niemals zuvor. Doch der angepeilte Rekordgewinn blieb aus. Schuld daran ist wieder einmal die Fitness-Marke Reebok. Vor sieben Jahren hatte Adidas den einstigen Konkurrenten übernommen. Nach langer Durststrecke schien es 2010 so, als ob der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt (nach Nike) nun endlich Geld mit seiner Tochter verdienen könnte. Aber anders als mit der Sportmarke Adidas und der Golfmarke Taylormade liefen die Geschäfte mit Reebok wiederum schlecht, vor allem in Nordamerika.
Prestigeobjekt des Managements
Nur gut, dass Adidas immer noch 80 Prozent seines Umsatzes mit der Stammmarke macht. Von einem Verkauf der Problem-Tochter Reebok wollte Herbert Hainer gestern dennoch nichts wissen. Er sei überzeugt davon, mit Reebok langfristig mehr Konsumenten ansprechen zu können, als dies alleine mit den Marken Adidas oder Taylormade möglich wäre. Gerade die Ausrichtung auf Fitness wie bei Reebok sei erfolgversprechend, weil ein anhaltendes Wachstumssegment. "Es ist der sportliche Ehrgeiz des Managements, die Marke Reebok wieder dahin zu bringen, wo sie einmal war, zu einer erfolgreichen Marke", sagte Hainer. "Verdammt noch mal, warum sollte dies nicht gelingen?" Schon in diesem Jahr soll Reebok nach Hainers Plänen wieder wachsen. Sehr schnell gewachsen ist das Unternehmen im vergangenen Jahr im elektronischen Handelsverkehr. Laut Hainer seien 150 Millionen Euro auf diesem Weg umgesetzt worden. Die Ziele für den Geschäftsplan bis 2015 sind freilich ambitionierter. Dann sollen es 500 Millionen Euro sein. "Wir sind auf dem besten Weg dazu", sagte Hainer. "Das Unternehmen stand nie besser da als jetzt."
Von irgendwelchen Zukäufen hat der Adidas-Chef vorerst aber die Nase voll, will erst "die Hausaufgaben mit Reebok erledigen". Profitieren sollen vielmehr die Aktionäre. Die Dividende für 2012 soll auf 1,35 Euro je Aktie steigen. Und auch der Standort Herzogenaurach wird laut Hainer von der guten Geschäftslage des Konzerns profitieren. Zum Jahresende waren am Stammsitz 3586 Menschen beschäftigt, rund 300 mehr als noch Ende 2011. "Wir werden den Standort in den nächsten Jahren weiter ausbauen und weiter Leute einstellen", kündigte Hainer an. Das dortige Adidas-Areal, "World of Sports" genannt, sei auf 5000 Mitarbeiter ausgelegt.
"Insofern werden wir weitere Baustellen haben", sagte der Vorstandsvorsitzende schmunzelnd. Auch derzeit drehen sich die Baukräne auf dem Gelände im Nordosten der Stadt. Es entstehen ein Parkhaus und eine Kindertagesstätte, die noch heuer in Betrieb gehen soll. Voraussichtlich im nächsten Jahr wird ein Fitnessstudio fertig gestellt. Weltweit gesehen hat die Zahl der Mitarbeiter dagegen leicht abgenommen. Ende 2012 waren 46 306 Menschen für Adidas tätig. Für das laufende Jahr erwartet Hainer "in allen Vertriebskanälen Zuwachsraten im mittleren einstelligen Bereich". Der Konzerngewinn soll auf 890 bis 920 Millionen Euro steigen. Adidas profitierte zuletzt von seiner starken Präsenz in den Schwellenländern. Vor allem in China konnte sich das Unternehmen etablieren. Laut Hainer verfügt man hier mittlerweile über 7500 Läden.