Adelsdorfs Türen stehen ihm offen

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Pfarrer Jaroslaw freut sich über den Bierkrug, den er zum Abschied bekommen hat. Foto: Johanna Blum
Pfarrer Jaroslaw freut sich über den Bierkrug, den er zum Abschied bekommen hat.  Foto: Johanna Blum
Beim Eintrag ins Goldene Buch, von links: Pfarrer Thomas Ringer, Pfarrer Jaroslaw und Bürgermeister Karsten Fischkal Foto: Johanna Blum
Beim Eintrag ins Goldene Buch, von links: Pfarrer Thomas Ringer, Pfarrer Jaroslaw und Bürgermeister Karsten Fischkal Foto: Johanna Blum
 

Pfarrer Jaroslaw Nowaszczuk war viele Jahre zur Urlaubsvertretung in Adelsdorf. In Zukunft wird er nicht mehr kommen.

Am Sonntag verabschiedete sich in der St.-Stephanus-Gemeinde in Adelsdorf der polnische Priester Prof. Dr. Jaroslaw Nowaszczuk im Gottesdienst von den Gläubigen. Ein letztes Mal erfüllte sein Halleluja das Gotteshaus.

Jaroslaw wird nicht mehr wie gewohnt im August Pfarrer Thomas Ringer vertreten. Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) dankte dem polnischen Priester am Ende des Gottesdienstes für seinen jahrelangen Aushilfsdienst und bat ihn, sich ins Goldene Buch der Gemeinde einzutragen. "Ein warmherziger Mann, der wahnsinnig gut über die Kirche reden kann, der über ein wahnsinniges Wissen verfügt, nur etwas zu konservativ", meinte Fischkal.

Als Geschenk und Erinnerung erhielt Pfarrer Jaroslaw ein Bild, das St. Stephanus mit offener Pforte zeigt. "Diese Pforte war lange für Sie offen und wie alle anderen Türen Adelsdorfs wird auch diese in Zukunft immer für Sie offen stehen", so der Bürgermeister.

Pfarrer Thomas Ringer überreichte einen besonderen Bierkrug mit der Inschrift "Vergelt's Gott 2002 - 2018" und ein Bild von St. Stephanus. Außerdem bekam er einen einwöchigen Urlaub gleich im Hotel nebenan geschenkt.

Seinen Dankestext verfasste der scheidende Priester in lateinischer Sprache. Er bedankte sich bei allen aus der Pfarreiengemeinschaft und wünschte ihnen für die Zukunft alles Gute.

Wie ein Lauffeuer ging es die vergangene Woche durch Adelsdorf: "Pfarrer Jaroslaw kommt im nächsten Jahr nicht mehr!" Viele Adelsdorfer Kirchenbesucher waren fast entsetzt über diese Nachricht. Der Urlaubsvertreter von Pfarrer Ringer war und ist in der ganzen Pfarrgemeinde von Aisch über Adelsdorf bis Zeckern sehr beliebt.

Seit 2002 vertrat Pfarrer Jaroslaw, wie ihn die Leute der Einfachheit halber nennen, die Adelsdorfer Priester, und er fühlte sich als Urlaubsvertreter von Pfarrer Thomas Ringer hier sehr wohl. "Er wird uns fehlen", hörte man viele bedauernde Stimmen.

Der FT traf sich kurz vor der Verabschiedung mit ihm und er erzählte gerne von sich und seiner schönen Vertretungszeit in Adelsdorf. "Schon seit ich denken kann, war es mein Wunschtraum, Priester zu werden", verrät der engagierte 46-Jährige. Er stammt aus dem kleinen Dorf Poradz in der Nähe der Stadt Labes.

Mit 19 Jahren trat er ins Priesterseminar in Stettin ein. "Bei uns in Polen besucht man heute sechs Jahre die Grundschule, dann folgen drei Jahre weiterführende Schule. Bis dahin werden alle Kinder zusammen unterrichtet. Dann folgt die Fachschule, das Lyceum, welches als Vorbereitung für ein Studium dient. Nach diesem ,Schulweg' hat man praktisch die Universitätsreife erlangt und ist in der Regel 19 Jahre alt", berichtet er. "Schon als Junge war ich ein eifriger Messdiener, dann Mesner und Organist und zu der Zeit, als der Religionsunterricht noch außerhalb der Schulen erfolgte, war ich Katechet."

Im Jahr 1996 war seine Magisterarbeit fertig und am 1. Juni des gleichen Jahres empfing er seine Priesterweihe. Anschließend wirkte Pfarrer Jaroslaw ein Jahr als Kaplan in Stettin. "Dann rief mich mein Bischof nach Ostpolen, nach Lublin, der ältesten katholischen Universität Polens. Hier lehrte Papst Johannes Paul II. 25 Jahre lang", fährt er stolz fort. Dort schrieb er sich zum Studium der klassischen Sprachen (Latein, Altgriechisch) ein und schloss dieses im Jahr 2006 mit dem Doktortitel ab. Seitdem lehrt er an der Universität in Stettin lateinische und griechische Sprache und antike Kultur. Im August 2013 kam er als frisch gebackener Professor nach Adelsdorf.

Wie er zum Sommervertreter der Adelsdorfer Ortsgeistlichen wurde, erzählt er kurz: "Mich hat der damalige polnische Urlaubsvertreter von Pfarrer Hans Eisend, Andreas Posadzy, darauf aufmerksam gemacht, dass er im nächsten Jahr nach Höchstadt zu Dekan Kemmer wechselt, und so bat ich in Bamberg, sein Nachfolger in Adelsdorf zu werden. Seitdem war ich fast jeden August hier in diesem schönen, freundlichen Dorf. Nur zwei Sommer wurde ich nicht gebraucht."

Pfarrer Jaroslaw hatte sich schnell eingewöhnt. Man fand kaum einen Termin, um ihn zum Essen einzuladen. Die Warmherzigkeit der Franken gefällt ihm sehr. "Man muss sie aber erst gewinnen", weiß er. Auf die Frage,warum er nun nicht mehr kommt, antwortet er zögerlich: "Da gibt es viele Gründe wie zum Beispiel auch die Umstrukturierung der Pfarreien. Ich finde aber einfach, dass es für mich an der Zeit ist, einem jüngeren Priester Platz zu machen. Das tut der Pfarrei gut. Auch wechseln meine Priesterfreunde hier in der Gegend ihre Stellen."