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Adelsdorfer Schüler lernen Akrobatik statt Mathematik


Autor: Johanna Blum

Adelsdorf, Donnerstag, 14. November 2013

Bei 110 Adelsdorfer Grundschülern drehte sich in dieser Woche alles um den Zirkus. Bei ihrer Vorstellung heute in der Aischgrundhalle verwandeln sie sich in Jongleure, Tellerdreher oder Hochradfahrer.
Die Schüler suchten sich selbst aus, bei welcher Nummer sie mitmachen wollen. Es gibt Gruppenauftritte und Solonummern. Fotos: Johanna Blum


Wenn heute der Zirkus Adellini in der Adelsdorfer Aischgrundhalle gastiert, dürften die Artisten dem einheimischen Publikum ziemlich bekannt vorkommen. Es sind nämlich die örtlichen Grundschüler der Klassen 2a, 2b, 3a, 3b und 4b, bei denen die ganze Woche das Zirkusprojekt von Marcus Kohne auf dem Stundenplan stand.
Die ersten beiden Tage waren Schnuppertage. Die Kinder sollten herausfinden, wo ihre Talente liegen, und am Dienstagmittag konnte sich jeder entscheiden, bei welcher Nummer er mitmachen möchte. Am Mittwoch ging dann die Zirkusarbeit richtig los. Die Klassenlehrer, einige Eltern, Groß- und sogar Urgroßeltern halfen beim Training mit.
Marcus Kohne inszenierte nach dem Studium an der Hochschule für Sozialwesen in Mannheim Circustheater, war Übungsleiter im Kinder- und Jugendcircus Peperoni, hatte viele Soloauftritte als Clown, leitet seit Juli 1996 das Centrum "Mikado" in Birkenau bei Frankfurt und war von 2005 bis 2010

mitwirkender Artist des Varietés Schnick-Schnack in Mannheim. Dies sind nur einige Stationen des Zirkuspädagogen. "Es hat sich einfach so entwickelt. Nach dem Studium habe ich jongliert, bin Einrad gefahren und so zum Kinder- und Jugendzirkus gekommen", erklärt der Pädagoge zwischen den einzelnen Nummern, die er zusammen mit seinem Assistenten Christoph Wilhelm und seiner Tochter Kathrin leitet.
Dass es allen Beteiligten Spaß macht, erkennt man sofort. "Das Feedback ist groß und kommt sofort", stellt Kohne zufrieden fest. Fast das ganze Jahr ist der Zirkuspädagoge unterwegs und alle Schularten buchen ihn. In der Halle wird hart und ernsthaft trainiert. "Präsentieren ist das Wichtigste - auch wenn du runterfällst", ermahnt Gabriele Mönius, neben Konrektorin Rosi Wagner die Organisatorin, einen Schützling beim Balancieren auf einem großen Ball.

Vater trainiert den Sohn

Marcus de Reuter, ein Schülervater, hilft beim Einstudieren der Tigernummer mit und hat sich extra eine Woche Urlaub genommen. "Mein Sohn ist dabei und dies wird wohl die einzige Gelegenheit sein, mal so nahe zu sein", erklärt er. "Es ist schon anstrengend, aber auch interessant", meint er. "Mein Respekt vor den Pädagogen ist diese Woche schon gewachsen." Uropa Leo Kratz arbeitet ebenfalls die ganze Woche mit. Ihm gefällt es, hier zu helfen. "Aber wenn ich heim komme, bin ich ganz schön müde", gesteht er lachend.
Alle Abteilungen der großen Aischgrundhalle und auch die Grundschulturnhalle sind belegt und von überall her ertönt laute Musik. Die Jongleure, die Akrobaten, die Tellerdreher, die Einradfahrer, die wilden Tiger, Hochradfahrer, insgesamt zehn Gruppen üben ernsthaft. "Die Motivation der Kinder ist hoch und viele entwickeln den Ehrgeiz, alles perfekt zu können", sagt Rosi Wagner. Den Namen für die Gruppe legen die jungen Artisten am Ende selbst fest. Die Gruppe mit den großen Kugeln nennt ihre Nummer "Tanz der Zauberkugeln".
Dass diese Zirkuswoche schöner ist als Schule, ist die einhellige Meinung aller jungen Artisten. "Wir müssen nicht schreiben, keine Hausaufgaben machen, haben um 12 Uhr Schluss ... ", erzählen die Kinder begeistert. "Aber man lernt doch viel dazu, nur anders", meint ein Mädchen ernsthaft. Ein bisschen Aufregung schleicht sich jedoch langsam ein, ist doch heute die Vorstellung. Der Zirkus Adellini öffnet seine Pforten um 17.30 Uhr.