Adelsdorfer bewertet Oldtimer für die Versicherung
Autor: Pauline Lindner
Adelsdorf, Dienstag, 07. Mai 2013
Kai-Uwe Kämpf ist Sachverständiger für Old- und Youngtimer. Zu ihm kommen die Halter historischer Fahrzeuge, um diese für die Versicherung bewerten zu lassen.
Louise fährt vor. Ein Traum in Blau von einem Citroen DS, Baujahr 1971. Christian Woelki hat sein neues "altes" Auto gerade mal drei Tage. In Düsseldorf hat er es geholt und ist mit "ihr" - auf den Namen Louise legt er Wert - gemütlich ins Frankenland gefahren. Nun soll Kai-Uwe Kämpf ein Auge auf die alte Dame aus der Vaucluse werfen. Wegen der Versicherung.
Oldtimer (älter als 30 Jahre) werden von den Kfz-Versicherren nach einem - recht niedrigem - Einheitstarif eingeordnet. Maßgeblich ist dabei vor allem für die Kaskoversicherung der Erhaltungszustand des Fahrzeugs. Bei Louise sind viele Teile noch die ursprünglichen; die hydropneumatische Federung sowieso. "Sie war eine technische Innovation, die Citroen 1955 entwickelt hat", erklärt Kämpf.
Louise ist für den Fachmann kein seltenes Fahrzeug. Schließlich baute Citroen vom Typ DS in 20 Jahren rund 1,3 Millionen Autos.
Alt oder historisch?
Seine Tätigkeit macht er an den Begriffen "altes" und "historisches" Fahrzeug fest. Ein altes, so sagt er, wird zum Kilopreis gehandelt, ein historisches ist ein "mobiles Kulturgut".
Das ist Louise für ihren Halter gewiss. Er erzählt von Filmen mit Louis de Funès und von der Film-Szene, in der Phantomas die Flügel seines DS ausfährt. Die kann ihm Kämpf nicht besorgen, aber ansonsten kennt er die Kontakte zur Szene. Und als Partner von Classic Data, einer Oldtimer-Vereinigung, hat er auch unendliches Fachwissen.
Das vorrangig seinen Kunden zugute kommt. Aber auch seinem eigenen Fuhrpark. In der Garage auf seinem Firmengelände stehen wohl abgedeckt diverse Oldtimer von Privatleuten und zwei eigene. Kämpfs Vorliebe gilt britischen Fahrzeugen. Den kleinen Kastenwagen nutzt er als Dienstfahrzeug. Von hinten fällt der nicht aus der Reihe, aber seine "Schnauze" entlarvt ihn - als Oldtimer.
In Schottland ersteigert
Der andere ist ein Rennwagen, ein Schotte. Mit ihm fuhr Kämpf Bergrennen in der Region. "Es ist schon eine besondere Geschichte, wie ich zu ihm kam", meint er. 2005 hat er ihn bei Ebay Schottland ersteigert und ist dann mit dem Austin Healey "auf eigener Achse" nach Hause gefahren. Das Problem? Die Rennreifen. "Wir haben sehr gehofft, dass es nicht regnet", sagt Kämpf im Nachhinein offen. Trotz des roten Nummernschilds für die Überfahrt seien er und sein Mitfahrer lieber der Polizei ausgewichen.
Auch der Austin Healey ist kein seltenes Auto. "Die Marke war in Großbritannien sehr populär, weil die Technik einfach war." Die Normalversion wog 1275 Kilogramm und hatte 69 PS. Kämpfs Modell wiegt nur 500 Kilogramm und schafft 100 PS mit der 1350-Kubik-Maschine. So wurde das Fahrzeug für reiche Schotten umgebaut, die eine Art Rennclub unterhielten und mit den Austins Rennen gegen Jaguar-Wagen fuhren.
Zu Kämpfs beruflichen Aufgaben gehört auch die Weiterbildung von Automechanikern - über manuelle Reparatur. "Die Generation von Mechanikern, die auf den Fahrzeugen der 60er und 70er gelernt hat, geht nun in Ruhestand", erklärt er den Bedarf an besonderem Fachwissen vor allem der klassischen Metallbearbeitung.