Treten, Drängeln, Schubsen: Kinder aus Adelsdorf beschreiben den täglichen Kampf beim Schulweg
Autor: Britta Schnake
Adelsdorf, Donnerstag, 17. Januar 2019
Kinder aus Adelsdorf beschreiben unzumutbare Zustände ihres Schulwegs. Die Busse sind komplett überfüllt. Die Gemeinde Adelsdorf will jetzt erreichen, dass die Kinder sicher zu den weiterführenden Schulen kommen.
In ungewöhnlicher Besetzung und deutlich verjüngt präsentierte sich am Mittwoch der Haupt- und Finanzausschuss in Adelsdorf. Der Hintergrund: ein ernster. Es ging um die Sicherheit der Kinder, die jeden Tag mit dem Bus nach Höchstadt fahren, um dort die weiterführenden Schulen zu besuchen. Um Zahlen sprechen zu lassen: Jeden Tag fahren 300 Kinder mit dem Bus zur Realschule, 600 zum Gymnasium und weitere 106 zur Mittelschule, also mehr als tausend Kinder jeden Tag.
Es gibt keine separaten Schulbusse, die Kinder fahren mit den normalen Linienbussen. Wenn diese morgens aus Röttenbach oder Hemhofen kommen, sind sie bereits voll. Die 15-jährige Katharina Steger aus Weppersdorf berichtet anschaulich über den täglichen Kampf auf ihrem Weg in die Höchstadter Realschule und äußert ihr Unverständnis, warum nicht mehr Busse eingesetzt werden. Seit sechs Jahren macht sie das schon mit, und es hat sich nichts getan.
Verweise drohen den Kindern aus Adelsdorf
Die ebenfalls 15-jährige Alexa Hoepffner, die das Gymnasium besucht, erzählt, dass sie oft nicht den ersten Bus nehmen kann, weil der voll ist. Nimmt sie den nächstmöglichen, kommt sie bereits zu spät zum Unterricht und wird mit einem Verweis bedroht. Um sicher einen Platz zu ergattern, müsste sie den Bus um 6.30 Uhr nehmen und wäre dann halt kurz nach 7 Uhr an der Schule. Sie erklärt, dass es doch nicht angehen könne, dass sie um 5.30 Uhr aufstehen müsse, um zwar zu viel früh, dafür aber ohne Ärger mit dem Lehrer zur Schule zu kommen.
Katastrophale Zustände schildert auch die elfjährige Sophie Lay aus Weppersdorf. Sie besucht die Ritter-von-Spix-Schule und berichtet, wie ihr Bruder Max an der Haltestelle an der Schwedenschanze durch drängelnde Kinder zu Fall gebracht wurde, wobei er seine Brille verlor. Diese wurde von den nachdrängenden Kindern zertreten. Geschichte reiht sich an Geschichte. Kinder werden stehen gelassen, weil die Busse voll sind und fürchten, nicht mehr nach Hause zu kommen. Sind sie erst mal im Bus, wird manche Haltestelle erst gar nicht angefahren. Am schlimmsten ist es freitags, weil da alle Kinder zur gleichen Zeit aus der Schule kommen.
Schubsen und treten: Alltag für die Kinder
Der elfjährige Marlon Gawlitza, der das Gymnasium besucht, erzählt, wie er gegen die Bustür geschubst wurde, stürzte und ihm jemand auf die Hand trat. Die Busse selbst sind so voll gestopft, dass Kinder fast zerquetscht werden. Katharina Steger hat selbst miterlebt, wie ein kleines Mädchen sich mit Schürfwunden weinend aus dem Bus quälte und dass die Busse mit offenen Türen losfahren würden, da diese sich aufgrund der vielen Kinder nicht mehr schließen lassen würden.
Michael Auer (Grüne) schimpft: "Für alles ist Geld da, für unsere Kinder nicht!" Und auch Tim Scheppe, Ortssprecher für Lauf, Weppersdorf und Wiesendorf, findet es verantwortungslos, wie mit den Kindern umgegangen wird und erklärt: "Nix zu machen ist das Schlechteste, was gemacht werden kann."
Ziegen haben mehr Platz
Der Vergleich mit Viehtransporten wurde genannt, fußend auf einem Artikel, der die gleiche Problematik in Weisendorf aufzeigt. Andreas Dittner (FW) hat selbst recherchiert. Einer Ziege stehen beim Transport 0,2 bis 0,3 Quadratmeter zur Verfügung. Laut Bundeskraftfahrtamt sind im Bus pro Quadratmeter acht Fahrgäste erlaubt. Für acht Personen allein schon mehr als eng. Nun hat aber jedes Kind auch noch einen Schulranzen dabei, vielleicht noch einen Turnbeutel oder ein Musikinstrument.