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Adelsdorf kann wieder investieren


Autor: Pauline Lindner

Adelsdorf, Donnerstag, 17. Dezember 2015

Die Gemeinde muss in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand nehmen, um die Infrastruktur der steigenden Einwohnerzahl anzupassen. Eine stabilere wirtschaftliche Situation als in der Vergangenheit bietet dafür die Grundlage.
Die Adelsdorfer Gemeindekasse ist nach schwierigen Jahren wieder relativ gut gefüllt. Symbolfoto: Jens Wolf, dpa


Mit einem Umfang von 21,5 Millionen Euro hat Adelsdorf einen Rekordhaushalt beschlossen. Da sich die wirtschaftliche Lage der Gemeinde in den letzten Jahren stabilisiert hat, durfte die Kommune erstmals wieder Kredit aufnehmen: fast 1,6 Millionen Euro. Damit wird der Umbau eines Schultrakts zu einem weiteren Kindergarten finanziert. Insgesamt investiert Adelsdorf sechs Millionen Euro.

Die hohen Einnahmen ermöglichen es auch, den Investitionsstau im Bereich Straßen, Abwasser und Wasser anzugehen. Über eine Million Euro wird gewissermaßen verbuddelt. Ganz neu ist eine weitere erfreuliche Nachricht: Die Schlüsselzuweisungen fallen noch etwas höher aus als angesetzt, die Kreisumlage dafür etwas niedriger.

Bis auf Jörg Bubel von der SPD waren sich alle Fraktionssprecher einig, dass die Verwaltung den eingeschlagenen "sparsamen Weg" (Günter Münch, FW) weiterverfolgt. Er ist überzeugt: "Das bevorstehende Wachstum wird Adelsdorf guttun."

Auch Andreas Maier (CSU) setzt auf den Einwohnerzuwachs, sieht aber auch Folgeaufgaben. "Wir wollen Mitbürger, nicht nur Einwohner." Der Ausbau der sozialen Infrastruktur steht für ihn da im Vordergrund. Trotz Zuzugs junger Menschen müsse der demografische Faktor berücksichtigt werden. Er denkt dabei an ein weiteres Seniorenzentrum und ein Gesundheitszentrum mit betreutem Wohnen, Arztpraxen und Therapieeinrichtungen.
Einig waren sich alle, dass die Finanzen der Kommune so zu führen sind, dass jede Generation ihren Konsum selbst erwirtschaftet. Hier setzen CSU und Bürgerblock auch auf ein neues Gewerbegebiet. Wachstum, so Maier, heißt auch Wachstum der Aufgaben der Verwaltung; er plädierte dafür, die nötigen personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Hiermit steht Maier konträr zu Bubel, der in seiner kritikbeladenen Haushaltsrede insbesondere den Wunsch nach Verstärkung des Technischen Bauamts - ein Ein-Mann-Betrieb - für überzogen hielt.


Viel Kritik von der SPD

Bubels Hauptpunkt war retrospektiv. Im März habe man die Finanzlage schlecht geredet, um Argumente für den Verkauf des Schulsportgeländes zu haben. Bei einer andiskutierten Generalsanierung der Straßen im "Oberdorf", wie neuerdings die Straßenzügen um den Bahnhof genannt werden, klammerte er sich an der Umlegung (bis zu 80 Prozent) auf die Grundstückseigentümer fest.

Und auch die Straße von Heppstädt nach Neuhaus fand Eingang in seine Haushaltsrede. Bubel forderte neue Verhandlungen mit dem Kreis. Auf einen SPD-Antrag hin war die Gemeinde wegen des Ausbaus an den Kreis herangetreten, musste aber hören, dass sich die Gemeinde 1983 bei der Übernahme der Straße durch den Landkreis verpflichtet hat, die erste Erneuerung mit Engstellenausbau zu übernehmen. Paul Sänger (FW) hätte es gewusst, bekannte er nach Bubels Rede. Sänger hat die alten Unterlagen noch.

"Endlich haben wir die Monstranz der Schuldenprozession in den Schrank gestellt", beschrieb Michael Auer (Grüne) die veränderte Situation für die Haushaltsaufstellung. Bei den Beratungen für 2015 sei ihm, im Hauptberuf ein Finanzfachmann, "schwummrig" geworden. Deshalb sprach er ausdrücklich großes Lob dem Kämmerer aus, der den Kassenkredit auf Null zurückgeführt hat, mit dem sich Adelsdorf etliche Jahre durchmanövriert hatte.

Als letzte meldete sich stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Köhler zu Wort. Drei Reden gingen ihrer Meinung nach in eine Richtung, nur die der SPD "war ein einziger Vorwurf, nur destruktive Kritik an der Verwaltung". Das sei auch der Grund gewesen, weshalb sie die SPD-Fraktion verlassen hat. "Die SPD hat sich ins Abseits manövriert; das tut mir weh, ich finde es sehr, sehr traurig."

Eckdaten des Haushalts:

Gesamteinzahlungen 21,5 Millionen Euro; darunter 8,65 Millionen Euro Steuern (davon Einkommensteuer 4,51 Millionen Euro, Gewerbesteuer 2,9 Millionen Euro), Schlüsselzuweisungen ca. 500 000 Euro, Gebühren Wasser/Abwasser 2,11 Millionen Euro.

Gesamtauszahlungen rund 20,7 Millionen Euro; wesentliche Aufwendungen darunter:
Personal: 3,8 Millionen Euro, Kreisumlage: 3,366 Millionen Euro, Gewerbesteuerumlage 533 000 Euro, Unterhaltsaufwendungen 1,65 Millionen Euro (Gebäude, Straßen, Abwasserbeseitigung, Wasserversorgung)

Wesentliche Einzelmaßnahmen (sowohl investiv wie im Unterhalt) Ausbau der Kinderbetreuung (Umbau Schule/Erweiterung Villa Kunterbunt) 2 Millionen Euro; Ringschluss Hochbehälter Neuhaus 1,2 Millionen Euro; Generalsanierung Alte Schule Aisch (Kita St. Theresia) 1 Million Euro, laufender Unterhalt Abwasserbeseitigung (Kanalisation, Kläranlage) 400 000 Euro; laufender Straßenunterhalt 400 000 Euro; Breitbandausbau 325 000 Euro

Verwendung des Haushaltsüberschusses Rückstellungen für Folgejahre (hohe Unterhaltsaufwendungen und Investitionen 2017-2020) sowie Deckung von Fehlbeträgen aus Vorjahren.

Schulden Anfang 2016: 7,6 Millionen Euro, Ende 2016: 8,3 Millionen Euro